Eine Zugbegleiterin der Bahn in blauer Uniform trägt eine Bodycam am Oberkörper.
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Eine Zugbegleiterin der Bahn in blauer Uniform trägt eine Bodycam am Oberkörper.

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Gewalt gegen Schaffner: Bahnpersonal bekommt Bodycams

Getestet und bewährt: In Regionalzügen soll das Bahnpersonal mit Bodycams ausgerüstet werden. Denn Angriffe auf Zugbegleiter sind keine Seltenheit. Nach erfolgreicher Pilotphase werden die Kameras dem Personal nun auf ausgewählten Strecken angeboten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Monatelang war es getestet worden, unter anderem auch in Bayern: Laut Bahn soll ab sofort Tausenden Schaffnern in den Regionalzügen das Tragen von Bodycams angeboten werden - als freiwilliger Selbstschutz.

Bodycams: Kostenloses Angebot für Zugpersonal

"Das Angebot gilt ab sofort. Die Bodycams können auf Wunsch getragen werden. Die Kolleginnen und Kollegen können sich jetzt dafür anmelden", sagte eine Bahn-Sprecherin am Sonntag. Testphasen hätten gezeigt, dass die Geräte "sehr deeskalierend" wirkten und "so auch vor körperlichen Übergriffen" schützten, erklärte Evelyn Palla, Vorständin Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei den Pilotprojekten eine Bodycam getragen haben, hätten seither keinen körperlichen Übergriff erfahren.

Auch die verbalen Attacken seien stark rückläufig, teilte eine Bahnsprecherin in München mit. Und: "Bei Fahrgeldnacherhebungen hat allein durch die sichtbare Präsenz der BodyCam die Kooperationsbereitschaft der Kund:innen erheblich zugenommen."

2023: Über 1.300 Angriffe auf Zugpersonal im Nahverkehr

Das kostenlose Angebot gilt zunächst nur für die bundesweit etwa 5.000 Kundenbetreuer und Kundenbetreuerinnen im Nahverkehr der Deutschen Bahn, wie die Zugbegleiter (früher: Schaffner) inzwischen offiziell heißen. "Unsere Mitarbeitenden sind das Rückgrat für den Bahnverkehr. Umso mehr müssen wir sie noch besser vor Übergriffen schützen", erklärte Palla. "Jeder Angriff gegen unsere Mitarbeitenden ist einer zu viel." Im Jahr 2023 wurden demnach 1.328 DB-Mitarbeitende im Nahverkehr angegriffen.

"Himmelweiter Unterschied": Zugbegleiterin glücklich über Bodycam

Der Bayerische Rundfunk hatte im vergangenen Dezember die Zugbegleiterin Martina Wilk während der Pilotphase der Bodycams bei der Bahn begleitet. Wenn Gespräche zwischen Fahrgästen und dem Bahnpersonal eskalieren, kann die Zugbegleitung ihr Gegenüber auf die Kamera aufmerksam machen, erklärte Wilk. "Dann sage ich zu dem Fahrgast: 'Passen Sie auf: Zu meiner eigenen Sicherheit schalte ich den Bildschirm an.'"

Damit startet die Zugbegleiterin zwar noch keine Aufnahme, der Fahrgast kann sich aber bereits in der Kamera sehen. "Das alleine führt in 99 Prozent der Fälle schon dazu, dass der Fahrgast sagt: 'Wir finden eine Lösung.'" Ihre Bodycam würde Wilk nicht mehr hergeben wollen. "Es ist ein himmelweiter Unterschied. Ich habe seitdem fast keine Beleidigungen mehr erlebt", sagt sie.

Nur Bundespolizei kann auf Material zugreifen

Zugriff auf die Filmaufnahmen der Bodycam hat laut Bahn übrigens nur die Bundespolizei. Und auch nur dann, wenn eine Strafanzeige vorliegt. Ist dies nicht der Fall, wird das Bildmaterial nach 72 Stunden gelöscht, hieß es von der Bahn.

Für das Jahr 2022 hatte die Bahn einen starken Anstieg der Übergriffe auf Mitarbeiter gemeldet, was unter anderem auf die Maskenpflicht in Zügen während der Corona-Pandemie zurückgeführt wurde. Ein Großteil der Vorfälle betraf demnach die rund 5.000 Kundenbetreuerinnen und -betreuer in Regionalzügen.

Pilotprojekt in Bamberg

Im Frühjahr 2023 startete die DB Regio daraufhin ein Pilotprojekt mit Bodycams für Zugbegleiter, an dem auch der Standort Bamberg teilnahm. Zuvor war bereits das Personal der DB-Sicherheit an größeren deutschen Bahnhöfen mit Körperkameras ausgestattet worden - auch hier freiwillig.

Zur Nahverkehrsflotte der Deutschen Bahn zählen 4.500 Regionalzüge und S-Bahnen, die täglich 22.000 Zugfahrten anbieten und pro Tag etwa 4,7 Millionen Reisende befördern.  

Im Video: Bodycams im Zug – Pilotprojekt in Bamberg

Eine Hand hält eine Bodycam, die am Oberkörper hängt.
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In Bamberg läuft ein Pilotprojekt der Bahn mit Bodycams zur Abschreckung von aggressiven Fahrgästen.

Privatbahnen warten ab

Private Regional-Bahnen in Bayern sind eher zurückhaltend. Die Zahl an Vorfällen gegen ihr Zugpersonal sei so gering, dass Bodycams derzeit kein Thema seien, sagte Annette Luckner, Sprecherin der Bayerischen Regiobahn BRB. Auch beim Anbieter Go Ahead Bayern habe man sich aus diesem Grund noch keine Gedanken über Körperkameras gemacht, so Sprecher Winfried Karg zu BR24.

Mit Informationen von AFP

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