Südstärke rüstet sich für Gasmangellage. Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (links) informiert sich bei Geschäftsführer Stefan Dick.
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Südstärke rüstet sich für Gasmangellage. Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert (links) informiert sich bei Geschäftsführer Stefan Dick.

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Wegen Gasflaute: Südstärke stellt teilweise von Gas auf Öl um

Bayerns größter Hersteller von Kartoffelstärke investiert in neue Brenner, die auch mit Öl heizen können. Das Unternehmen sieht darin eine Art Rückversicherung, damit der Betrieb auch bei Gasmangel weiter Kartoffeln verarbeiten kann.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Die Vorstellung, dass vor seinen Werktoren Bauern mit Anhängern voller Kartoffeln stehen und sein Unternehmen die verderbliche Ware nicht annehmen kann, ist für Südstärke-Geschäftsführer Stefan Dick ein Gräuel. Um das zu verhindern, will der Kartoffelstärke-Hersteller künftig mit einer Kombination aus Öl und Gas heizen. Die längst bestellten Kombinationsbrenner für die großen Dampfkessel seien für ihn eine große Beruhigung, so der Chef.

Neue Brenner sichern Kartoffelverarbeitung auch bei Gasmangel

Die bestellten Brenner funktionieren sowohl mit Gas als auch mit Öl. Die Öltanks stehen schon an beiden Südstärke-Standorten, sowohl im oberbayerischen Schrobenhausen wie auch im oberpfälzischen Sünching bei Regensburg. Im Oktober sollen die Brenner geliefert werden. Ab dann ist Südstärke für eine Gasmangel-Lage gerüstet. Mit den Kombinationsbrennern kann der Stärkehersteller seinen Gasverbrauch nach eigenen Angaben von jährlich 170 Gigawattstunden an beiden Standorten um ein Drittel reduzieren.

Die neuen Kombinationsbrenner sollen sicherstellen, dass Südstärke jede dritte bayerische Kartoffel mittels thermischer Verarbeitung in Stärke verwandeln kann. Das geschieht in der Zeit von Ende August bis Januar. In dieser so genannten Kampagnephase verbraucht das Unternehmen den Löwenanteil seines gesamten Jahresverbrauchs an Gas.

Wirtschaftsministerium: Bayerns Industrie kann zehn Prozent Gas einsparen

Für Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert ist der Hersteller von Kartoffelstärke damit ein Vorzeigebetrieb, der hoffentlich viele Nachahmer finden wird. Laut Weigert rechnet das Wirtschaftsministerium damit, dass die bayerische Industrie ihren Gasverbrauch insgesamt um zehn Prozent reduzieren kann.

Er habe aus vielen Gesprächen den Eindruck, dass die Unternehmen sich gut vorbereiten, erklärt Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert: "Im Bereich der bayerischen Industrie gehen wir davon aus, dass wir kurzfristig - also für diesen Herbst und Winter – und mittelfristig auch für die nächsten bei einem Einsparpotenzial von etwa zehn Prozent liegen." Das sei viel. "Dieses Einsparpotenzial wollen wir realisieren, weil es tatsächlich um jeden Kubikmeter Gas und um jede Kilowattstunde Gas geht."

Wie das Wirtschaftsministerium meldet, entfällt rund ein Viertel des bayerischen Erdgasverbrauchs auf das verarbeitende Gewerbe. Im Jahr 2020 waren das 28 Terawattstunden (TWh) von insgesamt 111 Terawattstunden (TWh). Das Wirtschaftsministerium beruft sich bei diesen Zahlen auf die bayerische Energie-Schätzbilanz. Die amtliche Energiebilanz liegt erst zwei Jahre nach Ablauf des jeweiligen Berichtsjahres vor.

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Gassparen braucht häufig lange Vorlaufzeiten

Das Beispiel Südstärke zeigt auch, wie zeitaufwendig die Abkehr von Gas ist: Obwohl das Unternehmen bereits im April die neuen Kombinations-Brenner bestellt hat, die sowohl Gas als auch Öl als Energiequellen nutzen können, erwartet man am Standort Schrobenhausen die Lieferung der Technik erst im Oktober.

Geschäftsführer Stefan Dick investiert in die Umrüstung über eine Millionen Euro. Im Fall einer Gasmangel-Lage hofft Dick darauf, dass sein Betrieb als Nahrungsmittelhersteller bevorzugt behandelt wird. Gleichzeitig betont er die starke Abhängigkeit von der chemischen Industrie:

"Wir brauchen zur Verarbeitung bestimmte Chemikalien und Verarbeitungshilfsstoffe. Das heißt: Wenn die Chemieindustrie kein Gas bekommt, sind wir auch am nächsten Tag davon betroffen. Es ist also keine Lösung, sich zum Beispiel die Chemieindustrie als großen Verbrauch herauszupicken und uns zu bevorzugen. Das würde nicht funktionieren." Stefan Dick, Geschäftsführer Südstärke

Bis 2040 will Südstärke mit grünem Wasserstoff klimaneutral sein

Langfristig will Südstärke weg von fossilen Energieträgern und bis 2040 C02-neutral werden. Hierbei setzt das Unternehmen auf grünen Wasserstoff, der möglichst in der näheren Umgebung mit Hilfe der Solarparks im Donaumoos produziert werden soll.

Das genossenschaftliche Unternehmen Südstärke verarbeitet an seinen beiden Produktionsstandorten im oberbayerischen Schrobenhausen und im oberpfälzischen Sünching rund 600.000 Tonnen Kartoffeln pro Jahr und damit jede dritte bayerische Kartoffel. Über 1.200 Vertragslandwirte liefern dafür den Rohstoff – Stärkekartoffeln.

Die Südstärke beschäftigt an den beiden Standorten rund 260 Mitarbeiter. Kartoffelstärke von Südstärke findet sich in zahlreichen Nahrungsmitteln, allen voran in Kartoffelchips und Babymilch, aber auch in Soßenbindern. Kartoffelstärke wird auch zur Produktion von Papierverpackungen und Farben verwendet.

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