Das Kindergrab aus dem Frühmittelalter, das im Tussenhausener Ortsteil Mattsies entdeckt worden ist
Bildrechte: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

Ein Bub, beerdigt zusammen mit einem Hund und Waffen. Das frühmittelalterliche Grab haben Archäologen im Unterallgäu entdeckt

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Frühmittelalterliches Kindergrab im Unterallgäu entdeckt

Archäologen sind in Tussenhausen auf das Grab eines Buben gestoßen, es stammt laut Landesamt für Denkmalpflege aus dem 7. Jahrhundert. Das Grab ist ungewöhnlich gut erhalten. Forscher hoffen jetzt auf neue Erkenntnisse über das Frühmittelalter.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

In einem Baugebiet im Tussenhausener Ortsteil Mattsies haben Archäologen das Grab eines Kindes entdeckt. Nach Angaben des Landesamts für Denkmalpflege haben die Archäologen die frühmittelalterliche Grabkammer gestern geborgen. Dafür haben sie erstmals die Schockfrost-Technik eingesetzt.

Die Leiche des Kindes wurde schockgefrostet

Die Funde wurden dabei Lage für Lage mit Wasser besprüht und mit flüssigem Stickstoff schockgefroren. Die Leiche des Jungen und die Grabbeigaben konnten die Experten deshalb unbeschädigt aus der Erde holen. Die Bergung dauerte laut Landesamt insgesamt 14 Stunden, begonnen wurde bereits um 3 Uhr in der Früh.

Das mittelalterliche Kindergrab wird jetzt genauer untersucht

Der gefrorene Block mit dem Grab wird jetzt im Labor der Restaurierungswerkstätten des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege in Bamberg in einer Kühlkammer aufbewahrt. Dort soll es genauer untersucht und konserviert werden. Das Eis wird hierzu kontrolliert abgeschmolzen, ein genauer Zeitpunkt dafür steht aber noch nicht fest.

Das Kind ist mit einem Hund und Waffen begraben worden

Das Grab stammt laut Landesamt für Denkmalpflege aus dem 7. Jahrhundert. Beerdigt ist ein Junge mit einem Hund. Im Grab waren auch ein Schwert, ein mit Goldbeschlägen verzierter Waffengurt und Schmuck.

Das Kindergrab ist ungewöhnlich gut erhalten

Das Grab ist aber auch deshalb von besonderem Interesse, weil es offenbar mehr als 1.300 Jahre unverändert blieb. Die Steindecke und die Steinwände der Grabkammer haben wohl so dicht abgeschlossen, dass keine Erde oder andere Sedimente eingedrungen sind. So sind auch die Textilien in sehr gutem Zustand erhalten.

Wissenschaftler hoffen auf Erkenntnisse über Mode und Status im Frühmittelalter

"Für uns ist diese Bestattung ein Glücksfall, vor allem, weil so viele Stoffreste erhalten sind. Sie versprechen hochinteressante Einblicke in die frühmittelalterliche Modewelt. Unsere intensiven Forschungen in den letzten Jahren lassen erahnen, welche Bedeutung hochwertige Textilien und verziertes Leder für die Darstellung des Status im Frühmittelalter hatten. Von den nun geborgenen Funden erwarten wir uns neue Erkenntnisse zu den damals verwendeten Textilien und ihre Trageweise", sagt Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Die Todesursache des Kindes ist noch nicht geklärt

Wie alt das Kind zum Zeitpunkt seines Todes gewesen ist, wird nun auch untersucht. Da es noch Milchzähne hatte, gehen die Forscherinnen und Forscher davon aus, dass es zum Todeszeitpunkt kaum älter als zehn Jahre gewesen sein dürfte. Der Hund wurde dem Kind zu Füßen gelegt. Einwirkungen von Gewalt konnten an den tierischen Überresten bislang nicht nachgewiesen werden. Auch zur Todesursache des Kindes lässt sich bislang laut Landesamt für Denkmalpflege nichts sagen.

Ausgrabungen auf einem Baugebiet in Mattsies

Die Grabungen in Mattsies fanden im Zuge der Erschließung eines neuen Baugebiets statt. Es war bereits vermutet worden, dass sich hier Bodendenkmäler befinden, deshalb war das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege nach eigenen Angaben bereits frühzeitig hinzugezogen worden.

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