Heute läuft die Frist für die Käuferinnen und Käufer der Wohnungen in der Bayreuther Straße in Nürnberg ab, in der sie dem Nachvertrag zustimmen müssen. Wenn nicht mindestens 95 Prozent von ihnen auf Schadenersatzansprüche wegen Verzugs verzichten, dann könnte die Erlanger Firma Mauss Bau von ihrer Zusage, das Bauprojekt für die insolvente Project-Immobilien-Gruppe fertigzustellen, wieder abspringen.
Eigentümer tappen im Dunkeln
"Die Zitterpartie geht weiter. Wir wissen nicht, ob wir die 95 Prozent erreichen, oder was danach passiert", sagte einer der Käufer, Severin Papou, im BR-Interview. Ihm zufolge fehlten am Freitagnachmittag noch die Rückmeldung von 16 Eigentümern, ohne die die Zustimmungsquote bei lediglich ungefähr 88 Prozent läge und damit zu wenig wäre: "Wir tappen im Dunkeln. Haben sie unterschrieben oder nicht?"
Er und die meisten anderen Käuferinnen und Käufer haben sich in einer Whatsapp-Gruppe organisiert. Ständig glühe das Handy vor Nachrichten, so Papou weiter. Es werde viel spekuliert, die Unsicherheit sei groß. "Für mich war das ein Geschenk, dass Mauss Bau übernehmen wollte, auf Verzugszinsen zu verzichten, das wäre das kleinste Übel", sagt der Käufer.
Für Käufer drohen Mehrkosten
"Einen Plan für danach haben wir nicht. Wir hoffen, dass das Angebot von Mauss bleibt und wir nicht draufzahlen müssen. Wenn die darauf bestehen, ist das eine Katastrophe für alle", sagt Severin Papou. Seinen Humor hat er aber noch nicht verloren: "Es ist ein bisschen wie bei der Wahl. Man hat gewählt und muss zittern: das Ergebnis steht aus." Trotz allem sei er zuversichtlich, dass weitergebaut werde. Seine einzige Befürchtung sei, dass Mauss von dem Angebot abspringe und ein neuer Bauträger viel mehr Geld verlange.
Drei Nürnberger Bauprojekte von Pleite betroffen
Im vergangenen August hatten drei Gesellschaften der Nürnberger Project-Immobilien-Gruppe Insolvenz beantragt. Dies betrifft drei Bauprojekte in der Stadt mit mehr als 270 Wohnungen: in der Bayreuther Straße in Wöhrd, in der Maximilianstraße im Nürnberger Westen und in der Ostendstraße im Stadtteil Mögeldorf.
Mitte September kam dann die Erleichterung für viele, die Erlanger Mauss Bau wolle das Projekt als Generalunternehmen fortführen, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Volker Böhm damals dem BR. Der Kaufpreis sollte gleichbleiben, nur müssten die Eigentümer dazu die besagte Verzichtserklärung unterschreiben.
Wie es nach dem Ablauf der Frist weitergeht, ist noch völlig unklar. Die PR-Abteilung des Insolvenzverwalters antwortete auf Anfrage des BR, dass mit einem Ergebnis erst Anfang kommender Woche zu rechnen sei, da es noch offene Fragen gebe.
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