Ein Zug führt auf einem nicht elektrifizierten Bahngleis, im Hintergrund Wald und eine Brücke.
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Die mögliche Wirtschaftlichkeit der Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale wird neu berechnet. 2024 soll es ein Ergebnis geben.

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Franken-Sachsen-Magistrale: Licht am Ende des Tunnels?

Es ist eine schier unendliche Geschichte: In Bayern fahren auf der Franken-Sachsen-Magistrale nach wie vor umweltschädliche Dieselloks, dabei kämpft die Region schon seit drei Jahrzehnten um die Elektrifizierung. Kommt das Projekt 2024 endlich voran?

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Seit über 30 Jahren steht die Elektrifizierung der Bahnstrecke, die Franken, Sachsen und Tschechien verbindet, im Bundesverkehrswegeplan. Umgesetzt wurde das Projekt bislang nicht. Politiker aus den entsprechenden Regionen wollen für die Modernisierung der Bahnstrecke kämpfen, die für den gesamteuropäischen Schienenverkehr von Bedeutung ist. Gelingt im Jahr 2024 der Durchbruch?

Franken-Sachsen-Magistrale: Eine "never ending story"?

"Wir arbeiten ja schon seit Jahrzehnten daran, dass die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale verwirklicht wird", sagte Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) der dpa. Bayreuth liegt direkt an der Trasse. "Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass das Projekt sich wirtschaftlich rechnet – und dann sollte es auch umgesetzt werden."

Die aktuelle Situation sei "mehr als unbefriedigend", so Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD). Wenn es um die Magistrale geht, spricht sie von einer "never ending story". Es sei der Bevölkerung nicht mehr zu vermitteln, dass die größte Diesel-Insel in Deutschland nicht endlich elektrifiziert werde.

Ist das Projekt wirtschaftlich? Es wird wieder gerechnet

2022 hatte es für das Projekt einen herben Rückschlag gegeben. Laut dem Bundesverkehrsministerium war die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben: Ein Planungsstopp wurde verhängt.

Nun wird aber noch einmal gerechnet, mit Blick auf die aktuellen Verkehrsmengen, und auch mit aktualisierten Kosten- und Wertansätzen, vor allem im Hinblick auf den CO₂-Preis, heißt es aus dem Berliner Ministerium. Das Ergebnis soll nach Angaben eines Sprechers 2024 vorliegen: "Das Vorgehen ist nötig, um ein konsistentes methodisches Verfahren bei der Bedarfsfeststellung sicherzustellen und so eine auch in plan- und haushaltsrechtlicher Hinsicht rechtssichere Bewertung abgeben zu können." Parallel werde vom Ministerium im Kontext des Moderne-Schiene-Gesetzes geprüft, wie die Nutzen-Kosten-Verhältnis-Berechnungen für Elektrifizierungs-Maßnahmen erleichtert werden können.

Strecke steht für Stillstand

Auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hat immer wieder vom Bund gefordert, die Pläne für die Elektrifizierung wieder aufzunehmen. Bernreiter ist sich sicher: "Für die Verkehrspolitiker aller Fraktionen steht die Franken-Sachsen-Magistrale jetzt sinnbildlich für Elektrifizierungsstillstand."

Aktuelle Signale deuten darauf hin, dass Haushalts- und Verkehrsausschuss im Bundestag "dem Trauerspiel nicht länger zuschauen wollen". Bernreiter sei zuversichtlich, dass der Druck auf die Ampel-Regierung auch aus den eigenen Reihen wachse. "Nur mit Abschluss der durchgehenden Elektrifizierung rücken internationale Direktverbindungen für Personen- und Güterverkehr von Bayern über Sachsen bis nach Breslau oder Krakau oder darüber hinaus in den Bereich des Möglichen." Daher habe das Projekt für die Bundesländer Bayern und Sachsen höchste Priorität, so der Verkehrsminister.

Tunnel und historische Brücken machen Ausbau aufwendig

Als Franken-Sachsen-Magistrale wird die Zugverbindung zwischen Dresden und Nürnberg bezeichnet. Dazu gehören auch Abzweigungen in Richtung Tschechien. Auf sächsischer Seite ist die Elektrifizierung bereits fortgeschritten: Bis nach Hof fahren bereits E-Loks. Auch die Verbindungen, die aus Tschechien kommen, sind bis zur Grenze weitgehend mit Strom ausgestattet.

Die Debatten entzünden sich an der Ausbaustrecke Nürnberg-Marktredwitz-Hof bis zur Grenze nach Tschechien. Dort sind umweltschädliche Dieselloks unterwegs. Anfang des Jahres hatte beispielsweise Bayreuths Oberbürgermeister Ebersberger die "Dieselinsel" als "die schmutzigste Bahnstrecke in Deutschland" bezeichnet. Als sogenannte Diesel-Insel werden die nordbayerischen Regionen von Bamberg bis Regensburg bezeichnet, in denen noch Dieselloks verkehren.

Was die Elektrifizierung in diesem Bereich schwierig macht: Im Pegnitztal zwischen Ober- und Mittelfranken verläuft die Trasse durch viele Tunnel und über historische Bahnbrücken. Eine Elektrifizierung ist hier daher mit großem Aufwand verbunden.

Seit 1992 im Bundesverkehrswegeplan

Bereits seit 1992 steht die Franken-Sachsen-Magistrale im Bundesverkehrswegeplan mit vordringlichem Bedarf. Die Kommunen entlang der Strecke warten nun auf die Ergebnisse der neuen Berechnungen aus dem Verkehrsministerium. "Wir werden nicht auf dieser Diesel-Insel verbleiben können", so Hofs Landrat Oliver Bär (CSU). Es sei wichtig, weiter Lobbyarbeit für das Projekt zu machen. Man habe die richtigen Argumente, ist er überzeugt.

Die Strecke habe eine überregionale Bedeutung, sagte die Hofer Oberbürgermeisterin Döhla. Auch 2023 habe man parteiübergreifend Kräfte gebündelt, um auf die Wichtigkeit des Projekts hinzuweisen.

"Es sind überaus dicke Bretter, die wir bohren, und man hat den Eindruck, sie wachsen sogar nach. Aber wir bemühen uns massiv, objektiv zu informieren, und wir sind nach wie vor von der absoluten Notwendigkeit und auch Wirtschaftlichkeit überzeugt", sagte der Bayreuther OB Ebersberger. "Für das Projekt gibt es auch einen Schulterschluss zwischen allen regionalen politischen Vertretern – das ist ja an sich etwas Unnormales, dass sich wirklich alle einheitlich dieses große Projekt wünschen."

Mit Informationen der dpa.

Eine Frau steht am Bahngleis vor einem Zug. Auf der Anzeigetafel sind Verbindungen nach Bamberg, Hof und Lichtenfels angegeben.
Bildrechte: picture alliance/dpa/Daniel Vogl
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Die mögliche Wirtschaftlichkeit der Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale wird neu berechnet. 2024 soll es ein Ergebnis geben.

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