Eine Gämse steht im sommerlichen Hochgebirge auf einem Felsvorsprung.
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Wie viele Gämsen gibt es wohl im bayerischen Hochgebirge?

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Forstbetrieb Berchtesgaden startet großes Gamswild-Monitoring

Die Gams ist das Symboltier der Alpen, doch um ihren Erhaltungszustand gibt es verschiedene Meinungen. Inzwischen haben sich die bayerischen Hochgebirgs-Forstbetriebe zusammengetan und zum zweiten Mal Gämsen an ihren Berghängen gezählt.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Das Team von Forstbetriebsleiter Daniel Müller startet schon gegen 4.00 Uhr früh auf den Berg, spätestens bis zur Dämmerung wollen die zwei Männer an der Beobachtungsstelle unterhalb des Karkopfs im Lattengebirge angekommen sein. Die südseitige Bergflanke bietet nahrhaftes Gras, viel Schatten im Bergwald und damit einen vielseitigen Lebensraum für die Gämse.

Ob die Beobachter viele Jungtiere, Geißen und Böcke sehen werden, liegt zum einen am Zufall, aber auch am geschulten Auge und an der Technik: Mit einem Wärmebild-Fernglas sichtet Daniel Müller noch in der Dunkelheit die ersten Gämsen.

15 Teams an verschiedenen Gebirgsstöcken

Allein im Forstbetrieb Berchtesgaden machen an diesem Tag Ende Juli 15 Teams beim Gamswild-Monitoring mit. Pro Gebirgsstock im Gebiet der Staatsforsten ist ein Team eingeteilt. Die sogenannte Blockzählung, also die Sichtzählung an gegenüberliegenden Berghängen, soll für mehr Professionalität in der Diskussion um die Gams-Population sorgen. Bei der Erarbeitung des Monitoring-Konzepts hat sich der Forstbetrieb von einem Wildbiologen aus der Schweiz beraten lassen. Die Maßnahme ist allerdings noch jung. Die ersten Zählungen fanden in allen Hochgebirgs-Forstbetrieben im Sommer 2020 statt.

Langfristig zählen, Trends erkennen

Den Anspruch, die gesamte Population im Gebiet des Forstbetriebs zu erfassen, erheben die Beobachter nicht. Selbst für die Forschenden der Wildbiologie ist das eine der schwierigsten wissenschaftlichen Fragen.

Doch die Ergebnisse aus dem Blockzählverfahren können auf einen langfristigen Trend hinweisen. "Wir zählen und dokumentieren, was wir sehen, und können so in einer langen Zeitreihe Rückschlüsse ziehen, wie sich der Bestand bei uns verändert", bestätigt Forstbetriebsleiter Daniel Müller.

Maßnahme soll Vertrauen schaffen

Um die Zahlen transparent zu machen, lädt der Forstbetrieb Berchtesgaden auch Vertreter der Jagdbehörden, Jagdverbände und der Hochwildhegegemeinschaft zum Gamswild-Monitoring ein.

Dieses Jahr ist unter anderem auch Hans Berger, der Kreisvorsitzende vom Jagdverband Berchtesgadener Land mit aufgestiegen. Seiner Ansicht nach, ist die Aktion wichtig, um Vertrauen zwischen den verschiedenen Interessensgruppen zu schaffen.

"Es gibt in der Diskussion um die Gamsbestände Diskrepanzen bei der Frage, ob die Population auch wirklich gesichert ist", sagt er. Es sei richtig, dass der Jagdverband in die Blockzählungen einbezogen werde. Dabei gehe es auch um eine gemeinsame Gesprächsbasis für Jagdstrategien.

250 gesichtete Gämsen in zwei Stunden

Nach rund zwei Stunden Beobachtungszeit haben die beiden 47 Gämsen gezählt, darunter viele Geißen mit Jungtieren und vereinzelte Böcke. Zusammen mit den Ergebnissen der anderen Teams meldet der Forstbetrieb Berchtesgaden am Ende des Monitorings insgesamt 250 gesichtete Gämsen an die Zentrale in Regensburg.

Nach derzeitigem Wissensstand im Forstbetrieb Berchtesgaden gebe es folglich keinen Grund zur Sorge um die Gams in den Berchtesgadener Alpen.

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