Wolfgang Plarre, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, vor dem Messezelt  in Wertingen. Es bietet Platz für etwa 120 Flüchtlinge. Noch ist es nicht belegt.
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Wolfgang Plarre, ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, vor dem Messezelt in Wertingen.

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Flüchtlingszelt in Wertingen – Warten auf die Ankunft

Schwaben hat bisher weniger Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen als andere Bezirke und muss das aufholen. Doch Wohnungen gibt es so gut wie keine mehr. In Wertingen ist man trotzdem vorbereitet – mit einer mobilen Halle mitten in der Stadt. 

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Gleich an zwei Nächten hintereinander haben Unbekannte ein Zelt für Flüchtlinge in Niederbayern in Brand gesteckt. Der Staatsschutz ermittelt. Flüchtlinge waren noch nicht in dem Zelt untergebracht, es stand erst wenige Tage. Auch in Wertingen im Landkreis Dillingen steht eine ähnliche mobile Unterkunft, allerdings schon seit mehreren Wochen. Ein Messezelt ist mitten in der Stadt für Flüchtlinge aufgebaut worden.

Zwei Security-Mitarbeiter sind ständig vor Ort, um für die Sicherheit zu sorgen. Außerdem möchte der Landkreis Dillingen in Absprache mit der Polizei mehr Streifen rund um die Flüchtlingsunterkunft einsetzen und es sollen so schnell wie möglich Überwachungskameras installiert werden, wie das Landratsamt heute mitgeteilt hat.

Wertinger reagieren größtenteils positiv

In der Stadt ist bekannt, dass das Zelt steht, und zumindest auf der Straße reagieren die Wertinger positiv. "Man muss helfen. Fertig", meint eine Passantin. "Ich glaube, in Wertingen werden sie herzlich aufgenommen. Ganz sicher", hofft eine Seniorin. Eine junge Frau äußert Bedenken: Die Frage sei, wer und wie viele letztendlich kämen. Sie habe Sorge, dass man die Kinder dann abends nicht mehr auf die Straße lassen könne. Ein junger Mann will sich dagegen noch als ehrenamtlicher Helfer melden.

15 aktive Flüchtlingshelfer in Wertingen

Das würde Wolfgang Plarre und die anderen Ehrenamtlichen freuen. Etwa 15 aktive Helfer seien es derzeit, so Platte. Er wird sie informieren, sobald er weiß, wann das Zelt bezogen wird. Sie sind vorbereitet: Sobald Flüchtlinge aus der Ukraine oder anderen Ländern einträfen, könnten sie Deutschkurse anbieten oder einen Begegnungstreff. 15 aktive Helfer in Wertingen seien zwar nicht viel, so Plarre, aber sie seien sehr engagiert.

Und das, obwohl sie immer wieder mit bürokratischen Hindernissen zu kämpfen haben, und trotz der komplizierten Formulare, die die ehrenamtlichen Helfer oft mit den Flüchtlingen bearbeiten müssten. Sie werden bereitstehen, wenn die Flüchtlinge kommen, da ist Wolfgang Plarre überzeugt. Gemeinsam mit den Johannitern, die das Zelt betreiben werden, habe man im Vorfeld versucht, alles etwas wohnlich zu gestalten. Unter anderem gibt es eine kleine bunte Spielecke für Kinder.

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Spielecke für Kinder in dem Messezelt für Flüchtlinge.

Halle in Wertingen darf vier Monate stehen

Auch im Landratsamt ist man vorbereitet. Die Johanniter werden an alle Ankommenden ein Hygiene-Set verteilen. Auch für das Catering ist gesorgt. In der Halle soll aus Brandschutzgründen nicht gekocht werden. Angelegt ist das Konzept auf vier Monate ab Belegung. Länger darf die Halle den Bauvorschriften zufolge nicht stehen.

Plätze für Container und Zelte gesucht

Die Stadt Wertingen hat sich bereit erklärt, den erschlossenen Platz für die Halle zur Verfügung zu stellen. Man habe den geeigneten Platz und dann wolle man auch helfen, meint Bürgermeister Willy Lehmeier. Dillingens Landrat Markus Müller ruft unterdessen auch andere Gemeinden und Städte dazu auf, sich zu melden, falls sie geeignete, erschlossene Plätze für Container oder Zelte haben.

Wohnungsmarkt ist leergefegt

Auch leerstehende Wohnungen sind nach wie vor gesucht. Müller möchte, wenn irgendwie möglich, nicht wieder Sporthallen schließen müssen. Doch der Wohnungsmarkt ist leergefegt, der Landkreis findet kaum mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge. Dabei werden in den kommenden Wochen 180 Ukrainer erwartet. Dazu kommen wöchentlich um die 20 Geflüchtete aus anderen Nationen.

Schwaben bisher Schlusslicht bei Aufnahme von Ukraine-Flüchtlingen

Der gesamte Regierungsbezirk erwartet in nächster Zeit verstärkt Geflüchtete aus der Ukraine. Hintergrund ist, dass der Regierungsbezirk Schwaben bisher etwa 2.500 Ukrainerinnen und Ukrainer weniger aufgenommen hat, als die anderen Bezirke. Deshalb ist Schwaben seit Ende Januar für die Zuteilung der ankommenden ukrainischen Flüchtlinge zuständig.

Von Augsburg aus werden die ankommenden Ukrainer über das neu entwickelte Verteilsystem "FREE" (Fachanwendung zur Registerführung, Erfassung und Erstverteilung zum vorübergehenden Schutz) den Landkreisen zugewiesen. In der FREE-Anlaufstelle im ANKER-Behördenzentrum in Augsburg werden die Personen registriert. Nach einem kurzen Aufenthalt in einer Unterkunft der Regierung in Untermeitingen werden sie auf die schwäbischen Landkreise verteilt. Die sind dann verpflichtet, die Flüchtlinge unterzubringen. Wann wie viele Flüchtlinge kommen, ist auch der Regierung von Schwaben nicht bekannt.

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