Landwirt Karl-Martin Wolf
Bildrechte: BR/Peter Allgaier

Landwirt Karl-Martin Wolf befürchtet, dass er wegen des Baus einer ICE-Trasse Flächen verlieren wird.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Flächenverbrauch nimmt Schwabens Landwirten wertvollen Boden

Ob Straße oder Schiene: In Schwaben werden viele Verkehrsverbindungen ausgebaut, um schneller und komfortabler ans Ziel zu kommen. Das geht nicht ohne Flächenverbrauch. Landwirte sehen die Entwicklung mit großer Sorge.

Von

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Karl-Martin Wolf rollt mit einem grünen Traktor über einen Feldweg in Bibertal. Seit Generationen baut seine Familie im Landkreis Günzburg Getreide an. Doch wenn Wolf auf seine Felder blickt, dann plagen ihn Sorgen. Denn dort, wo sich noch grüne und beige Halme im Wind wiegen, könnte bald eine ICE-Trasse verlaufen. "Wir würden viel fruchtbaren Boden verlieren und es wäre anstrengender, die Flächen links und rechts von der Schiene zu bewirtschaften", sagt Wolf. Und die Bahn ist nicht sein einziges Problem.

Durch Straßenbau-Projekte drohen weitere Flächenverluste

Eine Staatsstraße, die direkt an Wolfs Felder grenzt, soll ausgebaut und deutlich breiter werden. "Das sind bestimmt 3.000 Quadratmeter, die ich hier verlieren würde", kritisiert Wolf. Er ist mit dieser Herausforderung nicht allein. Der Bayerische Bauernverband demonstriert derzeit in ganz Schwaben gegen den Flächenverbrauch. Auch Stephan Bissinger, Kreisobmann von Günzburg, hat schon Protestkundgebungen veranstaltet. Sein Hof liegt in Ichenhausen, wo ebenfalls Großes geplant wird. "Die B16 soll eine Umgehung bekommen. Da wäre gut ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche auf dem Stadtgebiet verloren", so Bissinger.

Biobauern bräuchten mehr statt weniger Anbaufläche

Den Landwirt aus Ichenhausen ärgert vor allem ein Punkt: "Gesellschaft und Politik wollen regionale Landwirtschaft und Bio, aber dann nehmen sie uns immer mehr Boden weg!" Wer biologisch anbaut, braucht meist mehr Fläche, um auf denselben Ertrag zu kommen. Schiene und Straße an sich machen dabei nur einen Teil des Problems aus. Bei Verkehrsprojekten müssen sogenannte Ausgleichsflächen geschaffen werden, um dem Verlust an Natur Rechnung zu tragen. Dadurch gingen oft zusätzlich landwirtschaftliche Flächen verloren, klagt Bissinger.

Bauamt verweist auf steigenden Bedarf durch Zuzug und Gewerbe

Das staatliche Bauamt in Krumbach ist für die Planung neuer Straßen zuständig. Hier verweist man auf den grundsätzlichen Willen zum Flächensparen. "Aber wir haben natürlich seit Jahren einen steigenden Bedarf", sagt Wilhelm Weirather. Es ziehen mehr Menschen in den Landkreis und es werden neue Gewerbeflächen ausgewiesen, wo sich wieder Firmen ansiedeln, so der Leitende Baudirektor. Die Prognosen für die kommenden Jahre verheißen in den Landkreisen Günzburg und Neu-Ulm ebenfalls ein Wachstum. Doch viele Landwirte wollen das nicht mehr bedingungslos mittragen.

Verdichteter Boden durch Zufahrtsstraßen

Natürlich bekommen die Bauern auch eine Entschädigung, betont der Bauernverband-Kreisobmann Bissinger. Doch oft hätten die Landwirte noch lange mit Folgeschäden zu kämpfen. Etwa wenn auf Äckern, über die Zufahrtstraßen zur Baustelle verlaufen, auch nach Jahren kaum mehr etwas wächst, weil der Boden zu stark verdichtet wurde. Eine wirkliche Lösung für den zunehmenden Flächenverbrauch hat Bissinger nicht. Aber er würde sich wünschen, dass neue Verkehrswege nicht unbedingt parallel zu schon bestehenden Verbindungen gebaut werden.

Staatsregierung will Flächenverbrauch reduzieren

Elf Hektar Fläche gehen pro Tag in Bayern verloren. Die Staatsregierung hat versprochen, den Flächenverbrauch auf die Hälfte zu senken. Landwirte wie Stephan Bissinger und Karl-Martin Wolf hoffen, dass den Worten auch Taten folgen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!