Laschet, Baerbock und Scholz
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Analyse zum BR-BayernTrend: Kein Kanzlerkandidat überzeugt

Der populärste Politiker in Bayern steht am 26. September nicht zur Wahl. 70 Prozent der Wählerinnen und Wähler im Freistaat sind zufrieden oder sehr zufrieden mit Söder. Ein Wert von dem die drei Kanzlerkandidaten nur träumen können. Eine Analyse.

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Der Kampf um und der Verzicht auf die Kanzlerkandidatur haben der Popularität des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs offenbar nicht geschadet. Mehr noch: Markus Söder kann sogar einen Teil der hohen Zustimmungswerte aus der Corona-Pandemie in die ganz langsam beginnende Nach-Corona-Zeit hinüberretten. Das sind die guten Nachrichten für die CSU. Ansonsten dürfte der neueste BayernTrend die Christsozialen aber eher nachdenklich stimmen.

Denn die 36 Prozent in der Sonntagsfrage wären das zweitschlechteste Ergebnis der CSU bei einer Bundestagswahl nach dem Zweiten Weltkrieg. Nur 1949 schnitt die Partei mit 29,2 Prozent schlechter ab. Das besorgniserregende aus CSU-Sicht: Der Mann, mit dem die Union an der Spitze in den Wahlkampf zieht, überzeugt in Bayern nicht wirklich. Mit der Arbeit von Kanzlerkandidat Armin Laschet zeigt sich nur gut ein Drittel der Menschen im Freistaat zufrieden, 57 Prozent sind dagegen weniger oder gar nicht zufrieden mit dem CDU-Politiker. Ein Zugpferd für den Wahlkampf der CSU in Bayern ist Armin Laschet nicht.

Fast die Hälfte will unionsgeführte Bundesregierung

Immerhin: fast die Hälfte der Bayern möchte, dass die nächste Bundesregierung Unionsgeführt ist. Von Wechselstimmung kann im Freistaat also keine Rede sein. Auffällig: Auch bei der jungen Generation, den 18-39-Jährigen, liegt ein von CDU und CSU geführtes künftiges Regierungsbündnis im Bund mit 43 Prozent klar vorn. Die Gleichung "jung = grün" scheint zumindest in Bayern nicht automatisch aufzugehen. Eine Erkenntnis die Markus Söder Rückenwind verleihen dürfte bei seinem inhaltlichen Modernisierungskurs, der ja in der CSU und beim Koalitionspartner Freie Wähler nicht unumstritten ist.

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Wer soll die nächste Bundesregierung führen?

Freie Wähler auf dem Weg in den Bundestag?

Die FW dürften sich nach diesem BayernTrend bestätigt fühlen: 6 Prozent. Im Vergleich zu 2017 wäre das Ergebnis mehr als verdoppelt. Sie profitieren von einem Regierungsbonus im Freistaat, sind von einem Einzug in den Bundestag aber dennoch meilenweit entfernt. Um bundesweit die Fünf-Prozent-Hürde zu knacken, müssten Sie in ihrer Homebase Bayern deutlich mehr Prozente einfahren. Aber wer nach Erklärungen für die 36 Prozent der CSU sucht, der landet bei den Freien Wählern. Denn so ziemlich jedes Prozent für Hubert Aiwanger und Co. dürfte vom Konto der Christsozialen kommen.

Kein Kanzlerkandidat überzeugt die Bayern

Zurück zu den Kanzlerkandidaten. Auch Olaf Scholz und Annalena Baerbock sorgen bei den Wählerinnen und Wählern im Freistaat nicht für Begeisterungsstürme. Der SPD-Kanzlerkandidat liegt mit 40 Prozent in puncto Zufriedenheit zwar noch vor Armin Laschet, hat aber im Vergleich zu Januar 12 Punkte verloren. Und die Grüne Kandidatin Annalena Baerbock stellt nur 24 Prozent der Befragten zufrieden. Satte 66 Prozent sind mit ihrer Arbeit wenig oder gar nicht zufrieden. Der schlechteste Wert aller abgefragten Politikerinnen und Politiker, inklusive Dietmar Bartsch und Alice Weidel. Da passt dazu, dass fast jeder dritte Befragte nicht weiß, wen er oder sie wählen würde, wenn man den Kanzler hierzulande direkt bestimmen könnte. Auch das ein Zeichen dafür, dass weder die beiden Kandidaten von CDU und SPD noch die Kandidatin der Grünen in Bayern punkten können.

BayernSPD nur noch auf Platz fünf

Dabei hätte doch besonders die BayernSPD einen Scholz Effekt bitter nötig. Nur noch 9 Prozent würden ihr Kreuz bei den Sozialdemokraten machen, wäre am Sonntag Bundestagswahl. Es droht der Absturz vom zweiten auf den fünften Platz, genauso wie im Landtag. Dabei sind für insgesamt 31 Prozent der Befragten die Themen soziale Ungerechtigkeit und Rente die wichtigsten politischen Probleme. Eigentlich der Markenkern der SPD. Hier wäre Potenzial für die Genossen. Doch stattdessen droht der SPD die Kernschmelze. Stand jetzt würden AfD und FDP den Sozialdemokraten bei der Bundestagswahl in Bayern den Rang abzulaufen. Beides Parteien, die die Corona-Maßnahmen kritisch sehen, doch anders als die Liberalen kann die AfD aktuell nicht damit punkten.

Die Werte der AfD bröckeln langsam aber stetig, das dominierende Thema des Bundestagswahlkampfes 2017, die Zuwanderung, wurde als Topthema abgelöst. Inzwischen sehen 36 Prozent der Bayern im Klima und Umweltschutz das wichtigste politische Problem in Deutschland. Eine Entwicklung, die nicht spurlos an der AfD vorübergeht. Und auf die auch die anderen politischen Akteure reagieren müssen. Insbesondere Markus Söder. Er hat in Sachen Klimaschutz viel angekündigt, jetzt müssen Taten folgen. Denn wer mit dem Kandidaten beim Wähler nicht punkten kann, der muss es mit Inhalten tun.

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