Diakoneo Klinik in Neuendettelsau
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Die Diakoneo Klinik schließt Ende des Jahres ihre stationäre Patientenversorgung.

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"Schwarzer Tag": Neuendettelsau bedauert Entscheidung

In Neuendettelsau schließt die Diakoneo Klinik die stationäre Patientenversorgung. Im Ort zeigt man sich betroffen von dem Entschluss. Eine Aktionsgruppe fordert Gesundheitsminister Holetschek zum Handeln auf. Das Ministerium weist die Kritik zurück.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die bevorstehende Schließung der stationären Patientenversorgung der Diakoneo Klinik in Neuendettelsau hat für Entsetzen gesorgt. Die Aktionsgruppe "Schluss mit Kliniksterben in Bayern" kritisiert in einer Mitteilung, finanzielle Notlagen, wie die von Diakoneo, dürften nicht darüber entscheiden, welchen bayerischen Einwohnern eine wohnortnahe klinische Versorgung zur Verfügung stehe und welchen nicht.

Anspruch: Notfallversorgung innerhalb von 30 Minuten

Jeder bayerische Bürger habe Anspruch auf ein binnen 30 Fahrzeitminuten erreichbares Allgemeinkrankenhaus mit den Fachrichtungen Innere Medizin, Chirurgie, Geburtshilfe, Intensivmedizin und Basisnotfallversorgung, sagte Klaus Emmerich von der Aktionsgruppe im Gespräch mit BR24.

Die Klinik Neuendettelsau sei für den Landkreis Ansbach versorgungsnotwendig, so Emmerich: "Die geplante Schließung bedeutet: Ab 2024 steht laut dem Kliniksimulator des Bundes gesetzlicher Krankenkassen (GKV) 3.960 Einwohnerinnen und Einwohnern kein Allgemeinkrankenhaus mit Innerer Medizin, Chirurgie und stationärer Basisnotfallversorgung mehr zur Verfügung." Bei sogenannten eskalierenden Krankheitsverläufen, wie einem Herzinfarkt oder schweren Verkehrsunfällen, könne das über Leben und Tod entscheiden.

Kritik: 4.000 Menschen ohne Notfallversorgung

Von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fordert die Aktionsgruppe unter anderem zusätzliche Mittel für bedrohte Krankenhäuser. An den bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) appelliert die Gruppe, sich persönlich für die Rettung der Klinik Neuendettelsau einzusetzen und ein Sofortprogramm für finanziell bedrohte bayerische Klinikstandorte zu schaffen.

Die Gruppe kritisiert, "dass Herr Holetschek gegenüber dem Bundesgesundheitsminister zwar darauf besteht, dass die Krankenhausplanung Ländersache ist. Aber Krankenhausplanung bedeutet, nicht zuzusehen, welcher Träger sein Krankenhaus schließt. Da muss man intervenieren und sich kümmern", so Emmerich.

Holetschek könne nicht von Versorgungssicherheit in der Region sprechen, wenn durch die Klinik-Schließung in Neuendettelsau knapp 4.000 Bürgerinnen und Bürger nicht mehr binnen 30 Minuten Fahrzeit ein Krankenhaus erreichten.

Gesundheitsministerium widerspricht Aktionsgruppe

Das bayerische Gesundheitsministerium hat die Kritik einer Aktionsgruppe im Zusammenhang mit der geplanten Schließung des stationären Klinikbetriebs in Neuendettelsau mit Nachdruck zurückgewiesen. "Der Vorwurf, das bayerische Gesundheitsministerium kümmere sich nicht um finanziell gefährdete Krankenhäuser, ist schon generell unzutreffend. Speziell zum Standort Neuendettelsau hat es zudem zahlreiche Gespräche mit den beiden in der Region tätigen Klinikträgern gegeben – bilateral, aber auch gemeinsam", so eine Ministeriumssprecherin.

Die Sprecherin ergänzte: "Bayern setzt sich vehement bei der Bundesregierung für Unterstützung von finanziell gefährdeten Krankenhäusern ein."Für eine Betriebskostenfinanzierung sei ihr zufolge der Bund zuständig. "Die Länder sind für die Investitionskosten zuständig. Diese Aufgabe wird von Bayern vorbildlich erfüllt", so die Sprecherin weiter. Das würde die laufende Krankenhausförderung und deren geplante Aufstockung auf eine Milliarde Euro belegen.

"Schwarzer Tag": Neuendettelsau bedauert Entscheidung

Im Ort zeigt man sich unterdessen betroffen von dem Entschluss der Klinikschließung. "Für die Gemeinde Neuendettelsau ist es meiner Meinung nach ein schwarzer Tag", so Bürgermeister Christoph Schmoll (SPD) zu BR24. Man verliere ein Stück weit flächige medizinische Versorgung für den Ort und den östlichen Landkreis Ansbach. Zudem, so Schmoll, sei die Klinik bisher auch struktureller Bestandteil des Ortes gewesen, auch diese Struktur sei nun in Gefahr. "Ganz häufig hören wir, dass gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land herrschen sollen, aber hier entsteht jetzt der Eindruck, dass eher das Land ausblutet und man Strukturen verliert."

Diakoneo: "schwere Entscheidung"

Bei Diakoneo spricht man auch einen Tag nach Bekanntgabe der Schließung von einer "schweren Entscheidung". Mathias Hartmann, der Vorstandsvorsitzende von Diakoneo sagt aber: "Uns ist von der Politik ganz klar signalisiert worden, das Haus hier in Neuendettelsau ist für die Gesundheitsversorgung hier in der Region nicht bedarfsnotwendig und wird deswegen nicht zusätzlich finanziert." Zudem gab Diakoneo auch bekannt, dass man die Akut-Geriatrie im Zuge der Schließung nun nach Schwabach verlegen wolle.

Unter den Mitarbeitenden herrsche aktuell eine "betroffene Stimmung", so Michael Kilb, der Vorstand im Diakoneo Bereich Gesundheit. Ihm zufolge habe man nun das Ziel, jedem Mitarbeitenden der Klinik ein alternatives Jobangebot im Rahmen von Diakoneo unterbreiten zu können. Gemeinsam mit der Mitarbeitervertretung will man nun nach Lösungen suchen. Am medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in Neuendettelsau hält Diakoneo aber weiter fest. Man plane das MVZ weiter auszubauen, heißt es von dem Unternehmen. Aktuell besteht das MVZ in Neuendettelsau aus einem Facharztzentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie für Allgemeinchirurgie.

Im Video: Neuendettelsau bedauert Entscheidung

Hausansicht der Diakoneo Klinik.
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Neuendettelsau bedauert Entscheidung

Dieser Artikel wurde laufend um Statements aktualisiert.

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