In 100 Metern Höhe kontrolliert Hias Ostler das Tragseil der Gletscherbahn auf der Zugspitze.
Bildrechte: BR/Sigrid Meissner

In 100 Metern Höhe kontrolliert Hias Ostler das Tragseil der Gletscherbahn auf der Zugspitze.

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Die Zugspitze – Arbeitsplatz mit Schwindel-Garantie

Die Zugspitze ist Deutschlands höchster Gipfel und ein Besuchermagnet. Bis zu 300.000 Menschen fahren in der Wintersaison auf den Berg. Eine Herausforderung für Material und Mitarbeiter - denn schon kleinste Schäden können Probleme verursachen.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Im Büro an der Talstation der Gletscherbahn hat Hias Ostler die Arbeitskleidung für die nächste Stunde angelegt: einen dicken Overall in knallgelben Warnfarben und einen beeindruckenden Gurt über Brust und Rücken. Er wird gleich auf dem Laufwerk der Gletscherbahn der Zugspitze zum Gipfel fahren. Auf der Seilbahn, nicht in der Seilbahn. In 100 Metern Höhe. "Wir fahren mit Schleichgeschwindigkeit die Strecke ab und schauen die Seile an, ob sich im letzten halben Jahr irgendwelche Veränderungen am Seil ergeben haben." Denn durch Wind und Wetter können Schäden am Material entstanden sein.

Auf der Suche nach Drahtbrüchen

Bis zu 300.000 Menschen fahren jährlich in der Wintersaison von der bayerischen Seite auf die Zugspitze, die Besucher von Tirol aus nicht eingerechnet. 90 Mitarbeiter sind am Gipfel und im Skigebiet im Zugspitzplatt für die Technik zuständig: Gebäude, Pisten und Bahnen. Und natürlich die Sicherheit.

Im November, der Revisionszeit vor der Wintersaison bei der Bayerischen Zugspitzbahn, startet die Kontrolle der kilometerlangen Seile. Zu acht schaut sich das Team der Zugspitzbahn die Tragseile an, pro Seil je ein Augenpaar von unten und oben. Hias Ostler ist der stellvertretende Betriebsleiter und muss für die Sicherheit der Anlage sorgen: Beschädigungen, Drahtbrüche oder Blitzeinschläge finden. "Sagt einfach Stopp! Wenn ihr euch nicht sicher seid, halten wir an, fotografieren das und fahren weiter!" Damit ist die kurze Vorbesprechung beendet.

"Das ist keine Gaudi-Veranstaltung"

Hias und seine Kollegen klettern in der Talstation auf die Gondel. "Kabine 1 fertig zu Berg", funkt er angegurtet an seinem Platz. Einen Kilometer lang geht es vom Zugspitzplatt aufwärts zum Gipfel. Schleichgeschwindigkeit. 0,3 Meter pro Sekunde. Die Voraussetzung: ein höhentaugliches Team. Die Aussicht werden sie aber nicht genießen: es ist windig, diesig und kalt. Und der Blick gilt dem Seil unter ihnen: "Das ist jetzt keine Gaudi-Veranstaltung, die wir da machen oder ein Zeitvertreib! Wenn man den Respekt verliert, dann wird man unvorsichtig!" Die Häuser an der Talstation werden kleiner, Hias und seine Kollegen sind über die Seile gebeugt. Dann quäkt das Funkgerät: "Stopp! Kabine zwo!" Die Gondeln stehen und schaukeln im Wind. "Jetzt hat er wahrscheinlich etwas gesehen, das schaut er sich genauer an", meint Hias.

Blitzschlag am Tragseil

"Die Stelle ist dokumentiert, wir können weiterfahren!", meldet sich das zweite Team per Funk. Die zwei Gondeln hängen knappe 50 Meter voneinander entfernt. Hias Ostler greift in seinen Kragen und antwortet ins Mikrofon: "Kabine 1 hat verstanden! Fertig zu Berg" und Weiterfahrt. Die Gondeln der Gletscherbahn fahren wieder langsam ihren Stationen am Gipfel und im Tal entgegen. Etwa eine Stunde haben sie hier oben verbracht.

Was hat es mit der gefundenen Stelle auf sich? Zurück in der Station beugt sich Hias mit einem Kollegen über ein Handy. Auf dem Foto sieht man das Kabel mit einer Art kleinen grauen Blase. "Ein klassischer Blitzeinschlag vom Sommer", meint Hias. Er wird den Fall einem Sachverständigen schicken. "Und dann werden wir auf die Strecke rausfahren, das Ganze ausschleifen und auspolieren und monatlich anschauen", erklärt er.

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