Diese Spende hat die Stadt vor drei Jahren erhalten: 500.000 YEM.
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Roding bekommt ihre Krypto-Spende nicht los

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Die Stadt Roding bekommt ihre Krypto-Spende nicht los

Es könnten viele Millionen Euro sein, die ein anonymer Gönner der Stadt Roding gespendet hat. Das Geschenk hat aber einen gewaltigen Haken: Es ist in einer Krypto-Währung. Seit Jahren versucht die Stadt, die zu verkaufen - mit geringem Erfolg.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Die Spende hat die Stadt vor drei Jahren erhalten: 500.000 YEM. Theoretisch könnten das mehrere Millionen Euro sein - wenn Roding die digitale Währung verkaufen könnte. Der Spender hat zur Auflage gemacht, dass mit dem Geld eine Stiftung gegründet wird.

Roding nahm das Geschenk gerne an, aber kein Interessent für Krypto-Geld

Die Stadt ist dem nachgekommen. Bürgermeisterin Alexandra Riedl (Freie Wähler) sagt: "Nach umfangreichen Überlegungen und Abstimmungen mit Fachleuten kamen wir (…) zu dem Ergebnis, dass wir bei der Annahme dieses Geschenks nicht viel falsch machen können."

Die Stadt hat sich bei den Aufsichtsbehörden und bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht erkundigt. Gegen die Gründung einer Stiftung mit der Krypto-Währung bestanden keine Einwände. Das Problem ist nur: Um an die potenziellen Millionen zu kommen, müsste jemand für die Stadt die Krypto-Währung eintauschen. Es gibt aber kaum Interessenten. Bisher ist die Stadt nur YEM für 5.000 Euro los geworden, so die Bürgermeisterin.

Zweifel am dubiosen Geschenk

Das liegt zum einen an der Krypto-Währung selbst. Es gibt über zehntausend verschiedene Kryptos. Sie werden nicht von Staaten oder Zentralbanken ausgegeben, sondern von Privatleuten oder Organisationen. Im Prinzip sind sie nichts anderes als Daten, die für Tausch- oder Anlagegeschäfte im Internet dienen. Ihr Wert beruht auf dem Vertrauen, das ihnen entgegengebracht wird. Manche sind frei handelbar, andere nicht. Einige sind bekannt geworden, weil dahinter Betrugsmaschen stecken.

Über YEM ist wenig bekannt. Der Name YEM steht für Your Everyday Money, Träger ist eine Stiftung aus den USA. Die österreichische Finanzmarktaufsicht hat für Geschäfte in Österreich vor der Krypto-Währung gewarnt.

Offene Fragen zur Krypto-Währung YEM

Stadträtin Verena Graßl (Junge Liste) hatte deshalb so massive Zweifel am Geschenk, dass sie gegen die Einrichtung der Stiftung gestimmt hat: "Was ist der YEM überhaupt? Wer steht dahinter? Ist dieser YEM vergleichbar mit gängigen Krypto-Währungen, wie beispielsweise dem Bitcoin?"

Auf solche Fragen habe sie keine stichhaltigen Informationen erhalten. Für sie besteht immer noch der Verdacht, die Krypto-Währung könne einfach ein Betrugssystem sein - auch, weil sofort nach Veröffentlichung der Rodinger Stiftung mit dem Namen der Stadt Roding für das digitale Zahlungsmittel im Netz geworben worden sei.

Traum von Sanierung des Freibads oder Trimm-dich-Pfad

Der Traum vom anonymen Spender, der die klamme Stadt Roding mit einem Geldsegen bedenkt - er wird also womöglich ein Traum bleiben. Dabei hätten viele schon schöne Vorstellungen, wofür man die Millionen einsetzen könnte: für die Sanierung des Freibads etwa.

Verena Graßl könnte sich gut einen Trimm-dich-Pfad vorstellen. Aber das alles geht erst, wenn jemand der Stiftung das Guthaben in Krypto-Währung abkauft.

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