Eingang zum Allgäu Airport
Bildrechte: picture alliance/dpa | Karl-Josef Hildenbrand

Wer muss für weitere PFAS-Untersuchungen am Allgäu-Airport zahlen? Darüber gibt es Streit zwischen dem Freistaat Bayern und der Bundesrepublik.

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Der Streit um PFAS-Chemikalien am Allgäu Airport geht weiter

Giftige Rückstände von PFAS-Chemikalien belasten an vielen Orten Bayerns Böden und Gewässer – auch am Allgäu Airport in Memmingen. Das Landratsamt sieht das Verteidigungsministerium in der Verantwortung. Doch so einfach ist der Fall nicht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

In Bayern werden immer wieder Orte aufgedeckt, an denen der Giftstoff PFAS Boden und Wasser belastet. Dabei handelt sich um giftige Rückstände von Chemikalien. Auch in der Umgebung des ehemaligen Fliegerhorsts in Memmingerberg, dem heutigen Allgäu Airport bei Memmingen, wurde stellenweise eine PFAS-Belastung nachgewiesen. Seit Jahren schon sind die Altlasten dort ein Thema. Dabei geht es auch um die Frage: Wer muss sich um die Sanierung der vergifteten Böden kümmern?

Das Landratsamt Unterallgäu sieht den Bund in der Pflicht – genauer gesagt das Verteidigungsministerium. Nun hat das Landratsamt aber für seine Forderungen eine vorläufige Absage vom Verwaltungsgericht Augsburg erhalten. "Juristisch zu unbestimmt" lautet die Begründung. Das Landratsamt habe seine Forderungen nicht präzise genug formuliert. Grundsätzlich sieht das Gericht den Bescheid beim Bundesverteidigungsministerium aber richtig adressiert.

Streit um die Zuständigkeit für die Altlasten

Erste Untersuchungen zur PFAS-Belastung am heutigen Allgäu Airport hat es bereits gegeben. Aber das Landratsamt Unterallgäu will jetzt im Detail wissen, wo genau PFAS im Boden ist und wie sich die mit der Chemikalie belasteten Grundwasserströme ausbreiten. Ein entsprechender Bescheid ging an das Verteidigungsministerium. Das aber sieht sich nicht zuständig und verweist auf die Betreibergesellschaft des Allgäu Airports. Die sei jetzt Eigentümerin des Flughafens.

Das Landratsamt sieht dagegen das Militär in der Pflicht. Denn die als giftig und krebserregend geltenden Chemikalien stammen vermutlich aus Löschschaum, den einst die Flughafenfeuerwehr verwendet hat, als Memmingen noch ein Militärflughafen war.

Verunreinigtes Trinkwasser

Seitdem ist PFAS im Boden und im Grundwasser nachweisbar. Auch in der Günz und dem Krebsbach ist die Chemikalie aufgetaucht. Fische aus den Gewässern sollten laut Landratsamt nicht gegessen werden. Und die nahe dem Flughafen liegende Gemeinde Ungerhausen hat ihren eigenen Trinkwasserbrunnen inzwischen stillgelegt, weil auch da die Chemikalien nachgewiesen wurden, sagt der Bürgermeister.

Landratsamt kann neuen Bescheid an Ministerium schicken

Gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts kann das Landratsamt Unterallgäu zwar noch Rechtsmittel einlegen. Wahrscheinlicher ist aber, dass die Behörde in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Kempten einen neuen Bescheid erarbeitet, dabei die Hinweise des Gerichts mitaufnimmt und diesen dann an das Ministerium schickt.

Das Thema bleibt also aktuell. Hinzukommt, dass die zuständigen Behörden sowohl auf europäischer Ebene als auch auf Bundes- und Landesebene aktuell an einer Anpassung der PFAS-Grenzwerte nach unten arbeiten. Dann könnte das Thema noch weitere Kreise ziehen.

Was steckt hinter PFAS?

Die Abkürzung PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen oder -verbindungen. Früher wurden diese Stoffe auch oft PFC genannt – per- und polyfluorierte Chemikalien. Sie sind Industriechemikalien, die in der Natur nicht vorkommen und auch nicht abgebaut werden.

Es gibt mehr als 4.700 PFAS, die bestuntersuchtesten sind PFOS (Perfluoroktansulfonsäure) und PFOA (Perfluoroktansäure), die schon seit den 1950er Jahren produziert werden. Viele Industriebetriebe, Gemeinden und die Bundeswehr haben PFAS-haltige Produkte lange Zeit legal genutzt. Die Gefährlichkeit der Stoffe entdeckten Wissenschaftler erst später.

Grafik: Wo in Bayern belasten PFAS Boden und Wasser?

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