Ein Bagger reißt ein altes Gebäude ein
Bildrechte: BR/ Frank Breitenstein

Das Traditionsgasthaus "Schwarze Pfütze" wird nun abgerissen.

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Das Ende einer Ära: Gasthaus "Schwarze Pfütze" wird abgerissen

Gasthaus, Swingerclub, Brandruine – die "Schwarze Pfütze" in Oerlenbach hat über die Jahrhunderte so einiges mitgemacht. Doch nun geht die wechselvolle Geschichte der "Schwarzen Pfütze" unwiderruflich zu Ende: Die Abrissbagger sind angerückt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Das Traditionsgasthaus "Schwarze Pfütze" ist seit 200 Jahren weithin bekannt und war als Ausflugsziel beliebt. Jetzt wird das Gebäude oder das, was nach einem Brand übrig ist, dem Erdboden gleichgemacht. Die "Schwarze Pfütze" liegt an einer Landstraße zwischen Unterfranken und Thüringen, genauer an der Staatsstraße 2445 in der Gemeinde Oerlenbach bei Bad Kissingen. Das Gebäude hat im Lauf der Zeit durchaus Höhen und Tiefen erlebt.

"Schwarze Pfütze": Von der Raststätte zur Ruine

Benannt ist das Traditionsgasthaus "Schwarze Pfütze" nach einem Tümpel, den es bis heute gibt und der einst als Pferdetränke diente. Seit 1819 steht hier der Gasthof. Damals, als man noch ohne Motorkraft reisen musste, war die "Schwarze Pfütze" die einzige Raststätte für Ross und Reiter zwischen Poppenhausen und Münnerstadt.

Als Autos die Kutschen ablösten, wurde das Gasthaus ein wichtiger Rast- und später auch Feierort. 150 Jahre später kamen Motorradfahrer aus halb Europa hierher. Für sie war die "Schwarze Pfütze" durchaus auch verbunden mit einer feuchtfröhlichen Einkehr ohne Reue. Denn nach dem einen oder anderen Bier verzogen sie sich in ihre Zelte gleich nebenan und setzen ihre Fahrt erst fort, nachdem sie ihren Rausch ausgeschlafen hatten.

Seit der Jahrtausendwende lief es für die "Schwarze Pfütze" dann eher schlecht. Der damalige Betreiber wollte sie 2002 als Swingerclub neu beleben, stieß aber beim Landratsamt auf wenig Gegenliebe. Das Amt versagte die Betriebserlaubnis aus moralischen Gründen. Der Pächter klagte vor dem Bundesgerichtshof und gewann. Trotzdem hatte es sich nach nur vier Jahren "ausgeswingt". Es folgte ein Besitzerwechsel.

Dann kam die Tragödie: Das einst beliebte Ausflugsziel liegt nun seit zehn Jahren in Trümmern. Im Dezember 2013 brannte das Dachgeschoss aus und fiel in sich zusammen. Auslöser für das Feuer damals soll eine defekte Heizdecke gewesen sein. Ein älterer Mann, der dort im Haus gewohnt hat, starb bei dem Brand.

Gemeinde entscheidet sich für Abriss

Ein erster Versuch, die Ruine zu verkaufen, scheiterte. Oerlenbachs Bürgermeister Nico Rogge gelang es schließlich, die "Schwarze Pfütze" aus der Denkmalschutzliste streichen zu lassen. Die Gemeinde kaufte den "Schandfleck" Ende 2022 im Rahmen einer Zwangsversteigerung. Rogge versuchte zunächst noch, den Gemeinderat zum Wiederaufbau der Schwarzen Pfütze zu bewegen. Doch das Risiko erschien den meisten zu unkalkulierbar, zumal von dem Gebäude nicht viel übrig war.

Ersteigert hat die Gemeinde das Haus für etwa 16.000 Euro. Allein die Kosten für die fachgerechte Entsorgung liegen aber deutlich im sechsstelligen Bereich. Unter anderem, weil das Dach aus Asbest war und der einstige Keller verfüllt werden muss. Nun sind also die Abrissfirmen am Zug. Bis Ende November haben sie voraussichtlich zu tun.

Ökologische Freifläche statt Gasthaus-Gebäude

Mit dem Abriss der Brandruine will die Gemeinde Oerlenbach jetzt ein neues Kapitel aufschlagen. An Stelle des Gasthauses soll eine ökologische Freifläche entstehen, mit Streuobstwiese und einem Eidechsenhügel. Für Wanderer und Fahrradfahrer will die Gemeinde eine Art Schutzhütte errichten, sodass Mensch und Tier an diesem Ort willkommen sind. Ein paar alte Steine oder vielleicht ein schmiedeeisernes Fenstergitter sollen später auf der Freifläche an die ehemalige Traditionsgaststätte "Schwarze Pfütze" erinnern. Eine Bewirtung ist dort nicht mehr angedacht. Denn die Zuschüsse für Erwerb, Abbruch und Umgestaltung des Amtes für ländliche Entwicklung sind zweckgebunden – und da ist eben Gastronomie nicht vorgesehen. Jedenfalls nicht seitens der Gemeinde.

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