Alexander Sengpiel ist Familienvater, Luft- und Raumfahrtingenieur - doch der 54-jährige Dachauer hat noch ein zweites Leben. In dem hat er keine Beine, sondern stattdessen eine Flosse.
Sobald der Ingenieur sich in den Schwimmstrumpf mit Monoflosse gezwängt hat und damit ins Wasser springt, wird er zu "Atlan, der Meerjungmann". "Unter Wasser kann ich mich dreidimensional bewegen, wie ich das möchte: rechts rum, links, Pirouetten drehen. Das ist wie ein Delfin sein", erzählt er.
Unter Wasser schwimmt er mit Arielle um die Wette
Sein Name "Atlan" leitet sich von Atlantis ab, dem sagenumwobenen Inselreich der griechischen Mythologie. Und Alexander Sengpiel ist in seiner Unterwasserphantasie der König von Atlantis. Dort lebt er mit Arielle, der Meerjungfrau. "Arielle ist meine Schwester, es macht wahnsinnig viel Spaß mit ihr zu schwimmen," sagt Sengpiel augenzwinkernd.
Die Unterwasserwelt ist sein Fantasieland. Aber das Mermaiding, also das Schwimmen im Stil einer Meerjungfrau, wird auch als Sportart betrieben.
Seine Tochter hat ihn zum Mermaiding gebracht
Vor etwa acht Jahren wollte Sengpiels Tochter unbedingt zu einem Meerjungfrauentreffen in der Nähe von Suhl in Thüringen fahren. Aus Jux kaufte sich der Vater auch gleich ein Flossenkostüm - er war sowieso auf der Suche nach einer Sportart, die gegen seine Rückenschmerzen hilft. Er begann mit der Flosse zu schwimmen - und gewann prompt 2016 die Deutsche Meisterschaft. Seitdem ist das Mermaiding die große Leidenschaft des gekürten schnellsten Meerjungmanns Deutschlands.
Gleich taucht er ab: Alexander Sengpiel kurz vor der Verwandlung in Meerjungmann Atlan
Sein Haare trägt er inzwischen meistens lang, weil das im Wasser schön aussieht, wie er sagt. Die Urlaube verbringt die Familie fast immer am Meer. Und natürlich darin: "Im Meer sind Fische, Krebse, Seesterne. Man ist da nie alleine, das ist das Schöne", erklärt Sengpiel alias Atlan. Allerdings schafft er es nur etwa zwei Minuten lang unter Wasser zu bleiben, dann muss er fürs Luftholen eine kurze Fantasiepause einlegen.
Atlan trainiert auch das Meeresvolk Dachau
Im Familienbad Dachau sind die Fabelwesen mit Flossen mittlerweile ein vertrauter Anblick. Regelmäßig trainiert Alexander Sengpiel junge Mädchen, die ein bisschen wie Meerjungfrauen sein wollen. Sarah, Anka und Eila lieben vor allem die schnellen gleitenden Unterwasserbewegungen. Und das Beinkostüm mit der großen Monoflosse an den Füssen sieht einfach schön aus: "Fast magisch", sagt die elfjährige Anka.
Zum Meerjungfrauentraining gehört auch das Unterwasserlächeln. Trainer Sengpiel erklärt: "Weil die Meerjungfrau natürlich Wasser atmet und keine Luft, steigen bei Meerjungwesen auch keine Luftbläschenauf." Der Trick: einatmen, untertauchen und dann den Mund mit Wasser volllaufen lassen. So kann man eine ganze Weile unter Wasser bleiben, ohne Luftblasen zu erzeugen.
Meerjungfrauentraining im Familienbad Dachau
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