Gudrun Riedl
Bildrechte: BR/Leon Baatz

Gudrun Riedl

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

BR24 Kandidaten-Check: Das haben wir alles veröffentlicht

Über 8.000 Antworten auf konkrete Fragen sind bei BR24 eingegangen für den Kandidaten-Check zur Landtagswahl. Dazu ein Interview mit der BR24-Digital-Redaktionsleiterin Gudrun Riedl.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Am 8. Oktober ist Landtagswahl in Bayern - 1.035 Direktkandidatinnen und -kandidaten für 15 Parteien stehen zur Wahl. Für unseren BR24 Kandidaten-Check haben wir ihnen Fragen gestellt, mehr als 800 Personen haben teilgenommen. Wie dieser Check genau ablief, erklärt BR24-Digital-Redaktionsleiterin Gudrun Riedl.

Was heißt eigentlich Kandidaten-Check – wurden wirklich alle 1.035 Direktkandidaten gecheckt von BR24?

Nein, das wäre schon von der Menge an Äußerungen schwer möglich. Und darum geht’s auch nicht. Wir machen da kein "Vor-Checking" einzelner Kandidaten und Kandidatinnen. Alle erfüllen die Vorgaben des bayerischen Wahlgesetzes und werden auf den Stimmzetteln auftauchen. Die Entscheidung liegt – wie in der Wahlkabine – ganz bei den Wählerinnen und Wählern. Was wir aber natürlich getan haben: Wir haben alle 8.000 Antworten gelesen – was übrigens eine Woche dauert.

Um was ging es da?

Erst mal darum, dass wir uns – wie immer – ein Bild davon verschaffen, was wir veröffentlichen. Dann haben wir uns gefragt, ob wir beispielsweise direkt zu einzelnen Aussagen noch Faktenchecks oder Hintergründe platzieren. Es gibt ja durchaus Behauptungen in den vielen Aussagen, die beispielsweise einer wissenschaftlichen Prüfung unserer Einschätzung nach nicht standhalten würden. Zum Beispiel beim Thema Klimawandel. Hier geht es aber um eine Plattform, auf der sich Bürgerinnen und Bürger schnell zu den Positionen der Parteien informieren können. Die Präsentation der Parteipositionen soll einheitlich sein, deshalb sind redaktionelle Einschübe schon aus Gründen der Gleichbehandlung hier nicht geboten. Wer möchte, der kann aber in unserem breiten Wahlangebot, in Faktenchecks, Hintergründen und Analysen thematisch tiefer graben.

Das heißt: Alle Antworten aller Kandidaten wurden veröffentlicht?

Nicht ganz, eine Handvoll von Antworten hat schlicht gegen unsere Netiquette verstoßen. Also gegen Regeln, die bei uns auch im Community-Management zum Einsatz kommen. Nicht veröffentlicht werden, auch aus juristischen Gründen: Beschimpfungen, Diffamierungen, Verbreiten von Verschwörungserzählungen – um nur drei Beispiele zu nennen, gegen die im Einzelfall auch im Kandidaten-Check verstoßen wurde. Da ging es aber tatsächlich nur um eine einstellige Zahl an Antworten – von immerhin 8.000 – die wir so nicht veröffentlichen konnten, zunächst. Wir haben dann die Betroffenen informiert und ihnen Gelegenheit gegeben, ihre Argumente so zu formulieren, dass wir sie rausgeben können. Während wir hier sprechen, warten wir gerade auf die Rückläufe – drei korrigierte Antworten haben uns bereits erreicht.

Wie wurden die zehn Fragen ausgewählt und wer hat sie ausgewählt?

Wir haben uns dabei zunächst vor allem an Daten orientiert – konkret an dem, was im damals aktuellen BR24-Bayerntrend vom Mai von allen Befragten als wichtige Themen genannt wurden. Daraufhin haben wir gemeinsam mit unserem SEO-Team Fragen abgeleitet, von denen wir wissen, dass sie zu bestimmten Themenkreisen in den Suchmaschinen vorrangig abgefragt werden, also von den Leuten selbst. Auch die Fachredaktion Landespolitik konnte Input geben.

Beim Rücklauf der Antworten fällt auf, dass sich vergleichsweise wenige AfD-Kandidaten zurückgemeldet gemeldet haben, auch bei Freien Wählern und FDP war die Teilnahme schwächer als bei Grünen und SPD. Woran liegt das?

Das hat uns auch erstaunt, diese Statistik. Da wir die Gründe nicht kennen, warum sich jemand nicht beteiligen wollte, können wir auch nichts dazu sagen. Wir standen und stehen dabei mit den Pressestellen aller Parteien seit Mitte Juli in Kontakt, um alle Kandidaten selbst anschreiben zu können oder durch die Parteien informieren zu lassen. Freie Wähler und Bayernpartei wollten beispielsweise selbst an ihre Kandidaten herantreten.

Alle Rückmeldungen, die wir vor unserer Deadline am 6. August erhalten haben, sind jetzt online. An die Deadline selbst haben wir zweimal erinnert.

Es gibt noch einen sehr kleinen Kreis von Kandidaten, deren Kontaktdaten wir trotz wiederholter Anfragen immer noch nicht bekommen haben – dafür gibt es unterschiedliche Gründe, dass jemand beispielsweise nachnominiert werden musste. Hier kann es daher noch einzelne Nachmeldungen im Check geben bis zum Wochenende. Denn: Wir wollten wirklich auch alle anschreiben oder anschreiben lassen, die dann letztlich auf den Wahlzetteln erscheinen.

Warum gab es bei den Antworten der Kandidaten keine Rechtschreibprüfung?

Weil das zum einen tatsächlich sehr aufwändig geworden wäre – wir hätten dann noch einmal eine Abnahmeschleife einziehen müssen mit allen Kandidatinnen und Kandidaten. Was wir zudem unbedingt vermeiden wollten: Jede Änderung, jedes geänderte Komma, birgt die Gefahr, dass wir eine Aussage inhaltlich verändern – das Risiko wollten wir schlicht nicht eingehen.

Werden in irgendeiner Form Nutzerdaten erhoben? Sind Statistiken möglich, welche Kandidaten-Profile am häufigsten geklickt wurden?

Unser Data-Team trackt die Seitenaufrufe, also welcher Stimmkreis und welche Kandidaten wie oft aufgerufen wurde. Und wir können uns ansehen, was gesucht wird – Kandidat oder Ort.

Generell gelten dabei die BR Datenschutzrichtlinien, also wir sammeln keine personenbezogenen Daten unserer Nutzer. Also, nirgends wird gespeichert, wer welche Politikerinnen oder Politiker anklickt.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!