Die "Pop-Up-Kirche" in der Landshuter Neustadt
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Die "Pop-Up-Kirche" in der Landshuter Neustadt

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Begegnungsstätte auf Zeit: Die "Pop-Up-Kirche" in Landshut

Plötzlich da - und plötzlich wieder weg, das ist das bekannte Prinzip von "Pop-Up-Stores". Ein zeitlich begrenztes Event, das in Landshut neu gedacht wird. Denn hier gibt es jetzt eine "Pop-Up-Kirche" - zentral gelegen zwischen Café und Brotladen.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Sie hat keinen Kirchturm, drinnen erklingt keine Orgel, außerdem ist sie nicht Jahrhunderte alt, sondern genau eine Woche. Und recht viel älter wird es auch nicht, das Gotteshaus in der Landshuter Neustadt mit dem ungewöhnlichen Namen "Pop-Up-Kirche". Das Prinzip: Diese Kirche ist plötzlich da, steht allen Interessierten offen und verschwindet nach einem Monat wieder.

Initiatoren wollen Neues ausprobieren

Hinter dem Projekt steht die Evangelische Kirche. Dekanin Nina Lubomierski wollte etwas Neues ausprobieren: "Das war diese Aufbruchsstimmung nach Corona. Wir haben gesagt: Lass uns mal etwas ganz Verrücktes machen." Heraus kam die "Pop-Up-Kirche", in einer leer stehenden Ladenfläche inmitten von Landshut.

Kirche mit Bibliothek und Second-Hand-Verkauf

Auf den ersten Blick erinnert die Kirche auch weiterhin an einen Laden. Vorne wird Second-Hand-Kleidung verkauft, die Erlöse kommen der Diakonie zugute. Es folgen ein Rückzugsort für seelsorgerische Gespräche, eine Bibliothek und dann am Ende ein Raum, der zumindest ein bisschen an eine herkömmliche Kirche erinnert. Dafür sorgen das Kreuz an der Wand, ein Altar und Stuhlreihen.

"Wir wollen zeigen, was die Kirche zu bieten hat"

Was wie ein bunter Mix wirkt, folgt aber einer klaren Vorstellung, sagt Dekanin Lubomierski. "Die Pop-Up-Kirche macht aus, dass wir auf kleinem Raum, aber ganz zentralem Raum, mitten in Landshut, zeigen können, was Diakonie und Kirche alles zu bieten haben." Denn Jugendorganisation, Beziehungsberatung, Altenpflege oder Seelsorge sind sonst über die ganze Region verteilt.

"Pop-Up-Kirche" soll lockeren Zugang bieten

Zumindest vorübergehend fungiert die "Pop-Up-Kirche" nun als gebündelte Anlaufstelle in der Innenstadt. Ein lockerer Zugang also zu kirchlichen Angeboten, die mit Klischees und Hemmschwellen verbunden sein können, erklärt Pfarrerin Johanna Krieger. Kirche, so die gängige Vorstellung, sei gleichbedeutend mit festen Regeln und festen Abläufen: "Da muss ich erst hingehen, da muss ich ernst schauen und am besten nichts sagen, weil ich ja etwas Falsches sagen könnte - und das ist hier nicht so."

Begegnungsort auf Augenhöhe

Kirche als Begegnungsort, das gilt auch weiterhin. Neu sei aber die Augenhöhe, auf der sich die Generationen hier begegnen. Keine kirchliche Hierarchie, kein erhobener Zeigefinger und echtes Interesse an den Bedürfnissen junger Menschen. Das Programm sei daher ganzheitlich konzipiert worden, zuerst Andacht, dann Spieleabend für Schülerinnen und Schüler. "Man erwartet das nicht von einer Kirche, dass sie etwas für Jugendliche bietet. Das überrascht einen eh schon, deswegen ja, auf jeden Fall ein anderer Zugang", sagt die Schülerin Lissy. Tizian, ebenfalls Schüler, stimmt ihr zu. "Die Kirche ist insofern interessanter für mich geworden, weil sie so etwas ausrichten. Weil sie so etwas dafür tun, junge Leute dazuzugewinnen."

"Botschaft bleibt immer dieselbe"

Eine jüngere Aufmachung, die auch die Sicht der nächsten Generation auf die Kirche verändern könnte, mein Nina Lubomierski. Dafür reiche es aber nicht, einfach nur den Namen zu ändern. "Pop-Up" sei weder Etikettenschwindel noch eine Abkehr von bestehenden Werten, so die Dekanin: "Es ist immer die Aufgabe der Kirche, ihre Inhalte neu zu übersetzen. Und wenn es für Jugendliche dafür auch mal englische Begriffe braucht, ist das so. Aber ich glaube, das Wichtigste ist, dass unsere Botschaft immer dieselbe bleibt. Dass wir aber versuchen, sie zu den Menschen zu bringen."

Eine Botschaft, so die Hoffnung von Nina Lubomierski, die noch lange in den Köpfen bleibt - und so auch die "Pop-Up-Kirche" überdauert. Die hat noch bis Ende Oktober geöffnet. Um dann, getreu dem Prinzip, wieder zu verschwinden.

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