Coronavirus · Eröffnung der Clubs in Bayern
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3G, 2G oder 1G in Clubs und Discos – Was ist am sichersten?

Feiern im Club ohne Maske und Abstand – klingt wie aus Zeiten vor der Corona-Pandemie. Die Zulassungsbeschränkungen aber sind in den Bundesländern unterschiedlich: 3G, 2G, auch über 1G wurde diskutiert. Was ist wissenschaftlich gesehen am sichersten?

Erst Anfang Oktober durften die Clubs und Discos auch wieder in Bayern öffnen. Die Freude war groß und so bildeten sich lange Schlangen vor den Veranstaltungsorten. Einlass ist derzeit nur mit 3G plus möglich - also für Geimpfte, Genesene und negativ PCR-Getestete.

Gesellschaftliche vs. wissenschaftliche Debatte

Doch das soll sich anscheinend laut der jüngsten Änderung der bayerischen Corona-Verordnung wieder ändern: Und dann wird es kompliziert - zumindest für viele andere Bereiche. Je nach Ort gibt es dann einfaches 3G, 3G plus, freiwilliges 3G plus und freiwilliges 2G. Die Diskussion darüber, was am besten ist, ist sicherlich auch eine gesellschaftliche. Man möchte nicht diejenigen ausgrenzen, die sich nicht impfen lassen wollen oder können. Auf der anderen Seite gibt es mehr Möglichkeiten - wie fallende Maskenpflicht, kein Abstandsgebot oder keine Personenobergrenze - wenn die Regelungen strenger sind.

  • Zum Artikel: 2G, 3G, 3G plus, freiwilliges 3G plus: Was jetzt in Bayern gilt

Erste Infektionsfälle nach Party-Wochenende

Dass es durch das 3G-plus-Konzept in Clubs trotzdem zu Corona-Infektionen kommen kann, zeigen zwei Fälle aus unterschiedlichen Diskotheken im Landkreis Regen. Im ersten Fall war der Infizierte weder geimpft noch genesen und das PCR-Testergebnis war noch nicht da. Im zweiten Fall hat sich die junge Frau erst wenige Tage zuvor impfen lassen. Es müssen aber zwei Wochen nach der letzten Impfdosis vergangen sein, um einen vollständigen Schutz aufzubauen. Ob in beiden Fällen nicht richtig kontrolliert oder Nachweise manipuliert wurden, muss noch untersucht werden. Aber angenommen, solche Fälle sind die Ausnahme, welche Einlassregelung wäre die sicherste für die Feiernden - aus wissenschaftlicher Sicht?

  • Zum Artikel: Massive Lockerungen für Veranstaltungen mit 2G oder 3G plus

Was bedeuten 3G, 3G plus, 2G und 1G?

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Zulassungsbeschränkungen sind wie folgt: Bei 3G haben vollständig Geimpfte, Genesene und Ungeimpfte mit negativem Test-Nachweis Einlass. Das kann entweder ein Antigen-Schnelltest (maximal 24 Stunden alt) oder ein PCR-Test (maximal 48 Stunden alt) sein.

Bei 3G plus braucht es entweder einen Impf- oder einen Genesenen-Nachweis oder zwingend einen negativen PCR-Test - das ist derzeit in Clubs und Discos in Bayern der Fall. Veranstalter können jetzt aber auch 2G wählen - dann dürfen nur Geimpfte und Genesene in den Club. 1G findet derzeit keine Anwendung, würde aber bedeuten, dass nur Geimpfte zugelassen sind. Oder aber: Dass alle getestet sein müssen, wie es im Sommer im Klinikum Bayreuth der Fall war. Die meisten Quellen meinen mit 1G aber nur Geimpfte.

Kein hundertprozentiger Schutz

Fakt ist: Auch Geimpfte und Genesene können sich mit Corona infizieren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist um ein Vielfaches geringer, aber nicht unmöglich. Und sie können die Viren weitergeben - auch das ist vermindert, aber möglich. "Eine hundertprozentige Sicherheit hat man nie," betont auch Infektiologe Bernd Salzberger vom Universitätsklinikum Regensburg im BR-Gespräch. Die Impfwirksamkeit aber - gerade bei den Jüngeren, die in Clubs wollen - sei besser als beim Rest: "Das heißt, geimpft in den Club zu gehen, ist für alle sicherer."

Keine schweren Verläufe bei 2G

Denjenigen, die durch Impfung oder durchgemachte Infektion geschützt sind, könnte es also - überspitzt formuliert - mehr oder weniger egal sein, wenn sie sich anstecken, weil eine Infektion bei ihnen in den seltensten Fällen schwer verlaufen würde. Das Risiko dafür ist deutlich niedriger. Wenn also in einem Club nur 2G herrscht, braucht man sich kaum Sorgen zu machen, jemand anderes anzustecken, der mit hoher Wahrscheinlichkeit eben auch keinen schweren Verlauf durchmacht. "Wenn dann nur andere Geimpfte drumrum sind, passiert auch weniger. 2G ist daher für alle Anwesenden sicherer als 3G plus," meint Salzberger.

Getestete Ungeimpfte haben höchstes Risiko für Infektion

Bei 3G verhält sich das schon anders: Vielleicht ist man als Geimpfter doch unbemerkt infiziert und gibt das Virus unbemerkt an einen Ungeimpften weiter. Der wird das dann im Zweifelsfall schon eher merken, und dafür möchte keiner verantwortlich sein. Oder aber, wie Bernd Salzberger im Interview mit dem BR erklärt, "kompliziert wird es, wenn eine junge, gesunde, geimpfte Altenpflegerin in die Disco will. Sie hat ein höheres Risiko, in ihrem Umfeld Menschen zu infizieren. Auch an diese Dinge muss man in so einer Situation denken."

So fasst es auch Sandra Ciesek, Virologin am Universitätsklinikum Frankfurt, im NDR-Podcast Coronavirus-Update vom 14. September zusammen: "Vor asymptomatischen Infektionen ist der Schutz bei Delta deutlich geringer. Aber das ist ja, ganz banal gesagt, nicht so schlimm, wenn man eine Infektion hat, die man nicht bemerkt. Also für einen selber ist das nicht schlimm. Wenn man Kontakt mit Ungeimpften hat, kann das für die Person sehr unangenehm sein."

Welcher Test ist sinnvoll?

Ein weiteres Problem sieht Virologe Martin Stürmer von der Universität Frankfurt in den Test-Nachweisen selbst, wie er im Morgenmagazin der ARD erklärt: Schnelltests seien zwar schnell, aber eben nicht komplett genau. Da seien PCR-Tests besser, aber bis das Ergebnis da ist, kann es dauern und vielleicht infiziert man sich in der Zwischenzeit.

Gamechanger Booster-Impfungen

Daher haben die lediglich Getesteten auch bei 3G plus das höchste Risiko, sich zu infizieren. Laut Salzberger ist das bis zu zehnmal höher als bei Geimpften, wenn sie dem Virus begegnen. Einen Unterschied könnten ihm zufolge die Booster-Impfungen bringen, die am Donnerstag für alle ab 70 Jahren und medizinisches Personal von der Ständigen Impfkommission empfohlen wurden: "Wenn damit Risikogruppen und medizinisches Personal geboostert sind, dann können wir auch vertrauensvoller in die Zukunft schauen. Denn die Auffrischungsimpfung bringt eine Reduktion der Übertragungswahrscheinlichkeit um 90 Prozent."

1G aus Virologensicht langfristig eine Option

Und wie schaut es mit 1G aus? Langfristig gesehen ist das Salzberger zufolge eine Option, die zum Standard in Clubs werden könnte: "Denn bei einer Clubnacht ist man die ganze Nacht in einem Raum, es wird gelacht und gesungen. Selbst, wenn da eine gute Lüftungsanlage ist, kriegt man aus der Umgebung trotzdem eher Viren mit." Wenn alle den gleichen Schutz haben, niemand schwer erkrankt, wäre das aus wissenschaftlicher Sicht eine Möglichkeit. Denn der Immunschutz bei Genesenen fällt sehr unterschiedlich aus. Wenn die Antikörper nachlassen, können auch sie sich wieder infizieren und damit ansteckend sein, erklärt Virologe Stürmer.

Praktisch wird 1G wohl nicht so schnell zum Einsatz kommen - auch aus gesellschaftskritischer Perspektive ist das schwierig, würde das eine Spaltung der Gesellschaft nur fördern. Aus rein wissenschaftlicher Sicht ist für den Infektiologen Salzberger klar: "Das Sicherste für Clubs wäre 2G. Weil Getestete ein hohes Risiko haben, die Infektion weiterzugeben - ob an einen Kranken in der Familie oder weil sie in einer Altenpflegeeinrichtung arbeiten beispielsweise. Die sollten besonders vorsichtig sein."

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