08.10.23: FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen (FDP) spricht bei der Wahlparty der Liberalen in einem Münchner Restaurant.
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08.10.23: FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen (FDP) spricht bei der Wahlparty der Liberalen in einem Münchner Restaurant.

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"Servus FDP" statt "Servus Zukunft" – Bayerns Liberale sind raus

Für Bayerns FDP bringt die Landtagswahl, was die Umfragen nahegelegt haben: Die Liberalen bleiben unter fünf Prozent und müssen den Landtag verlassen. Spitzenkandidat Hagen spricht von einem bitteren Abend – die Ersten schauen schon nach vorne.

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Als die Prognose um 18 Uhr auf der großen Leinwand erscheint, hält sich das Entsetzen bei der bayerischen FDP im Landtag interessanterweise in Grenzen. Eine Wahlparty hätte es eigentlich werden sollen, aber allerspätestens jetzt ist klar: Zu feiern gibt es dieses Mal nichts. Trotzdem sind die meisten gefasst, viele haben das Ergebnis in den Stunden und Tagen vor diesem Sonntag kommen sehen.

Die Liberalen landen deutlich unter fünf Prozent – es wird kein knappes Rennen, so wie 2018, als es am Ende mit 5,1 Prozent reichte. "Das ist bitter", sagt Spitzenkandidat Martin Hagen, auch Landes- und Fraktionschef seiner Partei. Er lobt die parlamentarische Arbeit der FDP-Abgeordneten in den vergangenen fünf Jahren. Für diese Arbeit hätten ihm "auch politische Mitbewerber großen Respekt und Anerkennung gezollt". Hagen lobt auch den engagierten Wahlkampf seiner Partei.

Gründe für das FDP-Aus: Die Ampel – und die Themen

Viele Abgeordnete und Mitarbeiter nennen zwei Hauptgründe für das Scheitern der FDP. Erstens: Die unbeliebte Ampel-Beteiligung im Bund habe Stimmen gekostet. Darauf seien die Wahlkämpfer an den Infoständen immer wieder kritisch angesprochen worden. Zwar habe man in der Bundesregierung zum Beispiel das Heizungsgesetz der Grünen entscheidend verbessert, betont Hagen. Er sagt aber auch: Es sei ihnen nicht gelungen, sich vom "bundespolitischen Negativtrend" abzukoppeln.

Der zweite Grund, der am Wahlabend bei der FDP immer wieder zu hören ist: Man sei mit den eigenen Themen nicht durchgedrungen. Eine große Bildungsreform für Bayern, eine liberalere Wirtschaftspolitik, ein schlanker und digitalisierter Staat – vor allem damit wollten die Liberalen punkten. Sachthemen hätten aber keine große Rolle im Wahlkampf gespielt, sagt Hagen.

Wie es weitergeht, "werden wir gemeinsam entscheiden"

Wie sich Bayerns FDP für die außerparlamentarische Opposition aufstellt, das werden die nächsten Tage zeigen. "Als Spitzenkandidat trage ich für das Wahlergebnis die Verantwortung", sagt Hagen im BR24-Interview. "Was das bedeutet und wie es weitergeht, werden wir gemeinsam entscheiden." Klar ist bisher nur: Am Montag trifft sich der Landesvorstand der Partei. Dass Hagen angezählt wird, scheint unwahrscheinlich. Der Chef der Jungen Liberalen, Felix Meyer, stellt sich ausdrücklich hinter den eigenen Landeschef. Auch andere loben Hagens Einsatz.

Aus dem Landtag zu fliegen, ist für die Liberalen im Freistaat übrigens eher die Regel – seit vielen Jahrzehnten waren sie nicht mehr länger als fünf Jahre am Stück im bayerischen Parlament. Die bayerische FDP weiß also, was sie jetzt erwartet.

Schon am Wahlabend geht der Blick (auch) nach vorne

Und tatsächlich: Bei der Wahlparty, die so richtig keine ist, blicken die Ersten schon nach vorne. Man kenne das ja, in Bayern Schwung holen außerhalb des Parlaments, sagt einer der Gäste.

Ähnlich äußert sich Susanne Seehofer, Kandidatin der Liberalen in München. "Wir brauchen eine starke, liberale, freiheitliche Kraft", sagt Seehofer. Im Wahlkampf habe man auf "Maß und Mitte" gesetzt, aber damit heize man in einem populistischen Wahlkampf nun mal nicht die Bierzelte auf. "Ab morgen werden wieder die Ärmel hochgekrempelt, es geht weiter."

"Servus FDP" statt "Servus Zukunft"

"Servus, Zukunft" – das war der zentrale Slogan der FDP im Wahlkampf. Schon bei der Vorstellung der Kampagne murmelten manche, der Spruch könne auch zum Reinfall werden, weil "Servus" eben auch eine Verabschiedung sein kann. Nach diesem Wahlabend im Bayerischen Landtag ist klar: Erstmal heißt es "Servus FDP".

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