Vier Bücher mit dem Grundgesetz liegen auf einem Tisch (Symbolbild)
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Vier Bücher mit dem Grundgesetz liegen auf einem Tisch (Symbolbild)

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Verfassungsritual an Bayerns Schulen gefordert

Der Landesverein für Heimatpflege plädiert für ein Morgenritual zur Bayerischen Verfassung und zum Grundgesetz an Schulen. Sie seien der geeignete Ort, früh den Wert von Demokratie zu vermitteln. Kultusministerium und Lehrerverbände sind skeptisch.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Morgen am .

Ein Morgenritual zur Bayerischen Verfassung und zum Grundgesetz an Schulen: Das schlägt der Bayerische Landesverein für Heimatpflege vor. Es gehe darum, dass junge Menschen die Grundlagen für Freiheit und Demokratie sehr früh lernen, so Rudolf Neumaier vom Landesverein für Heimatpflege.

Nach der Idee des früher üblichen Morgengebets schlagen die Heimatpfleger einen Textimpuls ab der vierten Klasse vor, dieser soll mindestens einmal pro Woche stattfinden. Angesichts eines Bedeutungsverlusts der Kirchen brauche es säkulare Konzepte, um den Menschen die grundlegenden Vorgaben für ein friedliches Zusammenleben in Freiheit zu vermitteln, so Neumaier.

Textpassage aus der Verfassung vortragen

Und so könnte die methodische Umsetzung nach Ansicht der Heimatpfleger aussehen: Lehrkräfte oder Schüler tragen eine Textpassage aus der Verfassung oder aus dem Grundgesetz vor. Danach könnte darüber diskutiert oder nachgedacht werden. Dem Beispiel anderer Länder, morgens vor der Flagge die Nationalhymne zu singen, sollte nach Meinung des Vereins nicht gefolgt werden.

Kultusminister sieht methodische Probleme

Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sieht bei der methodischen Umsetzung des Vorschlags ein Problem. Das reine Lesen von Gesetzestexten sei zu wenig. Vielmehr stehe das Reflektieren, Verstehen und Einüben von demokratischen Werten an Bayerns Schulen im Vordergrund.

Dafür stünden in den Schulen die Schülermitverwaltung, das Schulforum, der Landesschülerrat, die Wertebotschafterinnen oder zahlreiche Initiativen zur Werteerziehung und zur politischen Bildung, so Piazolo.

Bei der Gestaltung von Ritualen gäbe es vielfältige pädagogische Möglichkeiten, die sich an den Rahmenbedingungen und Bedürfnissen der jeweiligen Schule oder Klasse orientierten. Daher läge es in der Verantwortung der Schulen, welche Rituale gelebt würden und wann sie ihren Platz im Schulalltag fänden, so Piazolo.

Auch Lehrerverbände kritisieren Vermittlungsmethode

Ähnlich wie Bayerns Kultusminister sehen es auch die Lehrerverbände in Bayern. Kinder vor antidemokratischen Einflüssen zu schützen, sei ein extrem wichtiges Thema, so Simone Fleischmann vom Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband. Ob es ein morgendliches Ritual brauche, stellt Fleischmann jedoch infrage. Bei der Umsetzung seien vielmehr die Lehrerinnen und Lehrer gefragt, so Fleischmann.

Ob ein Text ausreicht, um Herz und Verstand in allen Altersklassen zu erreichen, das bezweifelt auch Michael Schwägerl vom Bayerischen Philologenverband. Ansonsten begrüßt er es, Demokratie und Verfassung in den Mittelpunkt der Schule zu rücken.

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