Fußball: Bundesliga, Bayern München - Borussia Dortmund, 27. Spieltag, Allianz Arena. Polizei ist vor der Allianz Arena im Einsatz.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Die Polizei München verstärkt nach dem Hinweis auf eine mutmaßliche Drohung ihre Präsenz rings um das Bundesliga-Topspiel Bayern gegen BVB.

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Angebliche IS-Drohung: Mehr Polizei bei Topspiel in München

Am Samstag hatte der FC Bayern in der Allianz Arena Borussia Dortmund zu Gast. Im Internet kursiert eine Grafik des Fußballstadions, die als Drohung der Terrororganisation IS gedeutet wird. Die Polizei sah "keine konkrete Gefährdung", reagierte aber.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Polizei München hat nach dem Hinweis auf eine mutmaßliche Drohung ihre Präsenz rings um das Bundesliga-Topspiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am Samstagabend in der Allianz Arena verstärkt. Grund dafür ist eine Grafik mit dem Stadion und Zuschauern davor als möglichem Ziel. Das Bild wurde im Nachgang zu den Anschlägen von Moskau auf einer angeblichen Propagandaplattform der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verbreitet und daraufhin mehrfach auf der Plattform X (vormals Twitter) gepostet.

Polizei gibt Entwarnung - schickt aber mehr Polizisten zum Spiel

Wie ein Sprecher der Münchner Polizei der Deutschen Presse-Agentur am Samstag sagte, hätten die Polizei und das Landeskriminalamt die Grafik noch in der Nacht zum Samstag intensiv bewertet und seien zur klaren Aussage gekommen, dass es keine konkreten Gefährdungserkenntnisse gebe.

Der Sprecher betonte am Samstagnachmittag, das Spiel finde planmäßig statt, man erhöhe aber die Präsenz an Einsatzkräften. Bei einem Spitzenspiel dieser Kategorie sei man normalerweise mit 300 bis 500 Kräften im Einsatz. "Diese Zahl erhöhen wir jetzt", sagte er vor dem Spiel - um wie viele Beamten, war nicht bekannt. Vom FC Bayern hieß es, man sei mit der Polizei im Austausch.

Bundesinnenministerium: Keine konkreten Hinweise auf Bedrohung

Das Bundesinnenministerium hat nach eigenen Angaben keine konkreten Hinweise auf eine Bedrohungslage beim Bundesliga-Topspiel. "Der in Rede stehende Sachverhalt ist den Sicherheitsbehörden des Bundes bekannt. Konkrete Hinweise auf eine Gefahrenlage liegen uns momentan nicht vor", sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur vor dem Spiel. Bund und Länder stünden in engem und stetigen Austausch und ergriffen die erforderlichen Maßnahmen, fügte er hinzu.

Terrorexperte: Grafik als "Teil der Propaganda" für Unterstützer

Zuvor hatten Unterstützer der Terrororganisation die Grafik in dem angeblichen Propaganda-Kanal veröffentlicht. "Der IS will das Momentum nutzen. Man will Geld und Sympathisanten gewinnen. Der IS hat nie aufgehört, via soziale Medien Leute für Anschläge zu gewinnen. Und diese Grafik ist möglicherweise Teil der Propaganda", sagte Hans-Jakob Schindler, Seniordirektor der internationalen gemeinnützigen Organisation "Counter Extremism Project", auf Nachfrage gegenüber BR24. Dass der IS beim Bundesliga-Spiel zuschlägt, daran hat Schindler Zweifel. Der Terrorexperte will auch nicht ausschließen, dass solche scheinbaren Anschlagsdrohungen von Trittbrettfahrern verbreitet werden. Das "Counter Extremism Project" wertet täglich IS-Kanäle in sozialen Netzwerken aus.

Ähnlich formulierte das auch der Islamwissenschaftler Caspar Schliephack. Der IS habe sich nach der Zerschlagung seiner "territorialen Herrschaft" in Syrien zurückgezogen, so Schliephack gegenüber BR24. Nun trete die Terrororganisation "ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Erst durch den blutigen Anschlag in Moskau, nun durch die Veröffentlichung von Bildern, die offenbar potentielle zukünftige Anschlagsziele zeigen sollen." Dem Islamwissenschaftler zufolge "versucht der IS seinen verbleibenden Anhängern und Mitgliedern zu signalisieren, dass der Kampf trotz der schmerzhaften Rückschläge nicht verloren sei, der Kern der Organisation weiterhin aktiv ist und die Mission des IS weiterhin vorantreibt. Und er gibt die altbekannte Marschrichtung vor: Terror gegen zivile Ziele."

IS verstärkt Propaganda - Bekenntnis auch zum Anschlag in Moskau

Der IS hat zuletzt seine Propagandaaktivitäten öffentlich wahrnehmbar verstärkt. Immer wieder wurde zuletzt zu Anschlägen aufgerufen. Auf seinen Propaganda-Kanälen rühmt sich die Terrorgruppe für ihr Vorgehen, etwa auch in Afrika, wo der IS zunehmend erstarkt.

Besondere Aufmerksamkeit erregte zuletzt der IS-Ableger ISPK. Er ist aktuell die aktivste IS-Gruppe und vor allem in Afghanistan aktiv, wo er schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den islamistischen Taliban austrägt. In einem Bekennerschreiben des IS zum Anschlag in Moskau am 22. März mit mindestens 144 Toten wird der ISPK ausdrücklich erwähnt. Nach dem Anschlag tauchten Grafiken auf, in denen weitere Anschläge in westlichen Städten angedroht wurden.

Der IS baut sein internationales Handeln aktuell vor allem auf den Aktivitäten dieser Gruppierung auf. Inwieweit der ISPK mit dem geposteten Bild in Zusammenhang steht, ist noch nicht klar.

Auch in Deutschland Verhaftungen mit Verbindung zum ISPK

Der ISPK rekrutiert sehr aktiv in ex-sowjetischen Staaten in Zentralasien und im Kaukasus und werde auch mit Anschlagsplänen an Weihnachten in Köln, Wien und Madrid in Verbindung gebracht, schrieb der Terrorexperte Peter Neumann auf X im Zusammenhang mit dem Anschlag in Moskau.

Aufgrund dieser regen Aktivitäten warnt das Bundesamt für Verfassungsschutz schon seit Monaten vor dem ISPK. Zuletzt wurden in Deutschland immer wieder Personen verhaftet, die mit dem ISPK in Verbindung stehen sollen. Auch im Bericht des Bayerischen Verfassungsschutzes wird auf die Gruppierung hingewiesen.

Mit Informationen der dpa.

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