Der CSU-Politiker ist am 26. Februar im Alter von 84 Jahren gestorben.
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Der CSU-Politiker ist am 26. Februar im Alter von 84 Jahren gestorben.

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Alois Glück - Würdigung als "Vordenker" und "Friedensstifter"

Unter großer Anteilnahme haben Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche im Münchner Liebfrauendom Abschied genommen vom CSU-Politiker und ehemaligen ZdK-Präsidenten Alois Glück.

Über dieses Thema berichtet: BR24live am .

Die Münchner Frauenkirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Zahlreiche politische Wegbegleiter Alois Glücks nahmen am Requiem mit anschließendem Trauerstaatsakt für den verstorbenen CSU-Politiker teil, darunter die ehemaligen Parteivorsitzenden der CSU, Erwin Huber, Theo Waigel und Edmund Stoiber sowie der aktuelle Parteivorstand.

Auch zahlreiche Politiker anderer Parteien erwiesen dem beliebten CSU-Politiker die letzte Ehre. Und auch bekannte Gesichter aus der Bundespolitik waren zu sehen, etwa der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) oder Ex-Bundespräsident Horst Köhler (CDU).

Marx: Alois Glück trug die christliche Idee in die Politik

Eingehüllt in die weiß-blaue bayerische Flagge ruhte der Sarg des langjährigen CSU-Fraktionschefs dabei auf den Altarstufen eingebettet in die Installation der Künstlerin Madeleine Dietz, die anlässlich des Aschermittwochs der Künstler entstand und symbolisch für die menschliche Sterblichkeit und die christliche Auferstehungshoffnung stehen soll.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, der Glück selbst persönlich gut kannte, lobte den verstorbenen Politiker als einen, der die "christliche Idee" auch in die Politik getragen habe. Christen seien dazu berufen, das Gemeinwesen nach den Ideen des Evangeliums zu gestalten, so der Erzbischof, im Sinne von Gerechtigkeit, Solidarität, mit dem Blick auf die Armen – gemäß den Seligpreisungen der biblischen Bergpredigt.

"Katholische Soziallehre in reinster Form"

Alois Glück habe gezeigt, wie das geht, mit der Bibel Politik machen, sagte der Kardinal. Nicht indem er die biblischen Seligpreisungen etwa als Parteiprogramm behandelt habe, aber indem er sich stets an christlichen Prinzipien orientiert habe. Das sei "katholische Soziallehre in reinster Form", so Marx. Eine solche Orientierung sei nicht abhängig von "wöchentlichen Meinungsumfragen". Glück habe diese Orientierung bei allen politischen Kompromissen nie verloren.

Marx betonte, ohne Kirche gebe es keine Weitergabe des Glaubens an die nächsten Generationen. Auch deshalb habe sich Alois Glück sein Leben lang in katholischen Gremien von der Katholischen Landjugendbewegung bis hin zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken engagiert. Er habe darunter glitten, dass auch in der Kirche manchmal ein liebloser Ton geherrscht habe.

Doch habe er sein Engagement immer beibehalten, in der Hoffnung, die Kirche zu erneuern und verschiedene Positionen zu versöhnen – in der Politik wie der Kirche. Das habe ihn "tief beeindruckt", so der Kardinal. Er hoffe, dass "andere Frauen und Männer" in Glücks Fußstapfen treten. "Danke für Dein Lebenszeugnis", so Marx an den Verstorbenen gewandt, "für Dein Glaubenszeugnis, danke für Deinen Dienst an der Kirche".

Ilse Aigner würdigt Glück als "Vordenker" und "Friedensstifter"

Alois Glück sei ihr Vorgänger und Vorbild gewesen, so Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), die stellenweise sehr bewegt über den Verstorbenen sprach. Er sei ein "Vordenker" gewesen und ein "Friedensstifter", der sein Leben Bayern und dessen Menschen gewidmet habe: mit seinem politischen Engagement, aber auch mit seinem vielfältigen zivilgesellschaftlichen Einsatz, zum Beispiel für das rote Kreuz, die Bergwacht, die Hospizbewegung, die Wasserwacht oder für die Schwangerschaftskonfliktberatung Donum Vitae.

Aigner hob den Zusammenhang zwischen Glücks bäuerlicher Herkunft und seiner Politik hervor. Einen der "ersten Umweltpolitiker", nannte sie Glück und erinnerte an dessen "große integrative Kraft", die spürbar wurde etwa in seiner Vermittlerposition am Runden Tisch im Streit um das Volksbegehren zur Artenvielfalt in Bayern: "Wer sonst hätte vermitteln sollen, wer hätte es können, zwischen Landwirten und Naturschützern, wer, wenn nicht du?" Nur bei der Verantwortung für die Schöpfung und die Menschenwürde habe Glück keine Kompromisse geschlossen. Glücks Idee einer solidarischen Leistungsgesellschaft habe nichts an Aktualität verloren, so Aigner.

"Einer der bedeutendsten Bayern der Nachkriegsgeschichte"

"Er war einer der ganz Großen", sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU), "einer der bedeutendsten Bayern der Nachkriegsgeschichte". Alois Glück sei ein eigenes Kraft- und Machtzentrum in der CSU gewesen und das mit einem für die damalige Zeit eher ungewöhnlichen Werdegang. Er habe nicht studiert, habe keinen einflussreichen Mentor gehabt oder zum engen Kreis des Parteivorsitzenden Franz Josef Strauß gehört, so Söder.

Glück sei stets aufgrund seiner Heimatverbundenheit und seiner Überzeugungen eine Autoritätsperson gewesen. So habe er auf sich aufmerksam gemacht, zum Beispiel mit einer "großen Rede im bayerischen Landtag" zum Reaktorunglück von Tschernobyl, die seine politische Karriere befördert habe, erst als Umweltstaatssekretär und später als CSU-Fraktionsvorsitzender, "übrigens nicht mit dem Segen und Willen von Franz Josef Strauß", fügte Söder hinzu, "sondern dagegen, aber mit breiter Mehrheit der Fraktion".

"Nie laut, nie fordernd", aber mit Autorität

"Er war der wohl prägendste Fraktionsvorsitzende, den die CSU im bayerischen Landtag je hatte. Das war eine ganz prägende Zeit", so Söder. Über sein persönliches Verhältnis zu Alois Glück sagte der Ministerpräsident, es sei "keine Liebe auf den ersten Blick" gewesen. Trotzdem betonte der CSU-Chef, er habe großen Respekt vor Alois Glück und habe viel von ihm gelernt. Glücks Politikstil beschrieb Söder als "nie laut, nie fordernd". Trotzdem sei sein Wort in der Fraktion "Gesetz" gewesen.

Klaus Holetschek, CSU-Fraktionsvorsitzender im Bayerischen Landtag, sagte über Glück, dieser habe Politik mit Haltung gemacht, geprägt von den Werten, die er lebte. Glück sei im besten Sinne ein Homo Politicus gewesen, so Holetschek.

ZdK-Präsidentin: "Zum Glück hatten wir Glück"

"Zum Glück hatten wir Glück", das sei im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ein geflügeltes Wort, so Irme Stetter-Karp, die Vorsitzende des größten katholischen Laiengremiums. Glück sei zugewandt und herzlich gewesen, erinnerte sich Stetter-Karp, einer, der nach eigenen Worten "mitgestalten" wollte.

Er habe sich besonders für den Schutz des ungeborenen Lebens und für die Palliativversorgung eingesetzt. Als die deutschen Bischöfe 1999 aus der staatlichen Schwangerenkonfliktberatung ausstiegen, gehörte Alois Glück zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Donum Vitae, der entgegen der kirchlichen Linie weiter Beratungsscheine ausstellte, die eine straffreie Abtreibung ermöglichten.

Im oberbayerischen Hörzing geboren

Der aus dem oberbayerischen Hörzing im Landkreis Traunstein stammende Alois Glück war vor knapp zwei Wochen im Alter von 84 Jahren in einer Münchner Klinik gestorben. Der gelernte Landwirt gehörte von 1970 bis 2008 dem Bayerischen Landtag an, von 2003 bis 2008 als dessen Präsident. Ab 1988 stand er insgesamt 15 Jahre lang als Fraktionsvorsitzender an der Spitze der Landtags-CSU. Seit 1983 war Glück im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) aktiv, von 2009 bis 2015 als dessen Präsident.

Im Video: Brückenbauer und CSU-Vordenker – Nachruf auf Alois Glück

Der scheidende Landtagspräsident Alois Glück blickt am Donnerstag (16.10.2008) während des Zwischenausschusses im bayerischen Landtag in München (Oberbayern) in die Kamera.
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Der Landtag war lange Zeit wie sein Zuhause: Alois Glück.

Mit Material von dpa und epd

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