Die Rap-Formation SFB während eines Auftritts beim internationalen Hip-Hop-Festival Rolling Loud am 30.06.2023 in Rotterdam Ahoy.
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Die Rap-Formation SFB während eines Auftritts beim internationalen Hip-Hop-Festival Rolling Loud am 30.06.2023 in Rotterdam Ahoy.

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Ärger bei Rolling-Loud-Festival: Behörde prüft Konsequenzen

60.000 begeisterte Konzertbesucher feierten am Wochenende auf dem Rolling-Loud-Festival am Münchner Messegelände. Dabei gab es auch Ausschreitungen mit Verletzten. Jetzt prüft das KVR, ob es auch künftig noch Großkonzerte am Messegelände geben soll.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Festivalbesucher werfen Flaschen und Steine nach Ordnern, ein Konzert muss abgebrochen werden, die Polizei spricht von einer "bemerkenswert aggressiven" Stimmung. Es war ein holpriger Start für das Rap-Festival "Rolling Loud", das am Wochenende zum ersten Mal nach Deutschland kam. Drei Tage lang feierten rund 60.000 Besucherinnen und Besucher auf dem Messegelände in München-Riem - nicht immer friedlich. Bei den Ausschreitungen wurden neun Ordner und einzelne Besucher verletzt.

Künftig noch Großkonzerte am Münchner Messegelände?

Das Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR) prüft deshalb nun Konsequenzen für die Konzert-Location. "Wir werden die Ereignisse gründlich untersuchen'", teilt ein Sprecher auf BR-Anfrage mit. Dabei werde auch hinterfragt, ob das Messegelände künftig überhaupt noch für Großkonzerte zur Verfügung stehen könne.

400 Polizeibeamte und 800 Ordner im Einsatz

Nach Angaben des KVR habe man am Wochenende darüber nachgedacht, das Festival abzubrechen. Man habe sich aber schließlich gegen einen Abbruch entschieden, da dies nach Einschätzung des KVR zu noch mehr Aggressionen und Gedränge geführt hätte. Stattdessen wurden zwischen den Konzerten mehrere lange Pausen eingelegt, um die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen. Die Polizei erhöhte die Zahl der eingesetzten Beamten von 300 auf rund 400. Ein Ansager wirkte auf der Bühne beruhigend auf das Publikum ein, so das Kreisverwaltungsreferat. Laut KVR waren diese Maßnahmen erfolgreich. Am Sonntag konnten die Konzerte wie geplant weiterlaufen.

Kritik an Veranstalter

Rund 800 Ordnerinnen und Ordner waren insgesamt im Einsatz, was im Verhältnis zu den Besucherinnen und Besucher überdurchschnittlich sei, so das KVR.

Schon im vergangenen Jahr hatte es nach Konzerten von Helene Fischer, Andreas Gabalier und Robbie Williams auf dem Münchner Messegelände teils heftige Kritik aufgrund der Organisation des Veranstalters "Leutgeb Entertainment" gehagelt, der nun auch das "Rolling Loud"-Festival in Kooperation mit der Konzertagentur "Live Nation" organisierte.

Wirtschaftsreferent Baumgärtner: Messe weiterhin "super Veranstaltungsort"

Der Münchner Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) kann die Diskussion um den Veranstaltungsort unterdessen nicht verstehen. "Mir ist denklogisch nicht erklärbar, wie man von dem Verhalten einiger Besucher auf die Qualität des Veranstaltungsortes schließen kann", sagte Baumgärtner dem BR. "Hätte das Festival in der Allianz-Arena stattgefunden - und hätten sich da einige daneben benommen - würde niemand fragen, ob der Ort auch tauglich für Großveranstaltungen ist". Er finde es schade, wenn das Fehlverhalten einiger weniger Leute eine ganze Location runterziehe. Er halte die Messe weiterhin für einen "super Veranstaltungsort" - auch für Konzerte, so Baumgärtner. Vor allem in Monaten, in denen es mehr Anfragen von Veranstaltungen gebe, als man im Olympiapark unterbringen könne, sei die Messe eine gute Alternative.

Besucher: Friedliches, entspanntes, cooles Festival

Emanuel Schuller, der als Besucher am Samstag und am Sonntag auf dem Rap-Festival war, berichtet dem BR von einer überwiegend guten Stimmung. Man müsse die Vorkommnisse in den ersten Reihen vor der Bühne vom restlichen Festival trennen. "Für jemanden wie mich, der da vorne bei dem Gedränge und den Steinwürfen nicht dabei war, war es ein sehr friedliches, entspanntes und cooles Festival." Das Publikum sei sehr jung und sehr männlich gewesen - die meisten zwischen 16 und 20 Jahren. Von der Bühne sei immer wieder pädagogisch auf die ersten Reihen eingewirkt worden. "Es wurde gesagt: Passt aufeinander auf - ihr wollt doch, dass Rolling Loud wieder nach München kommt. Wir wollen, dass es euch gut geht." Während die Show aufgrund der Vorkommnisse unterbrochen wurde, hätten die meisten Leute geduldig gewartet, bis es weitergeht. "Es war nicht so, als hätte das ganze Festival gekocht und als würde gleich alles gestürmt werden", so Emanuel Schuller.

Sanitäter: 1.000 Einsätze beim Festival

Die für den Sanitätsdienst zuständigen Johanniter registrierten insgesamt knapp 1.000 Einsätze, darunter 45 Transporte, teilte ein Sprecher der Johanniter dem BR mit. Für ein Festival dieser Größenordnung sei das "ganz normal". Bei den meisten Einsätzen handelte es sich demnach um kleine Verletzungen.

Veranstalter: Einzelne, unprovozierte Zwischenfälle

Die Veranstalter wollen das Festival im kommenden Jahr erneut ausrichten. "Letztendlich war Rolling Loud ein herausragendes Ereignis und feierte insgesamt eine begeisternde Premiere für die überwiegende Mehrheit der Besucher", so der Mitveranstalter "Live Nation" in einer Pressemitteilung. Das Event sei "weitestgehend reibungslos" verlaufen. Einzelne aggressive Besucher hätten unprovoziert Zwischenfälle ausgelöst. Das Veranstaltungskonzept habe sich als schlüssig und bewährt erwiesen. "Die einzelnen Vorfälle konnten durch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen zügig behoben werden", teilt "Live Nation" mit.

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