Die beiden Kandidaten der Stichwahl, Karl-Heinz Eppinger (SPD) und Gloria Grey (parteifrei)
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Die beiden Kandidaten der Stichwahl, Karl-Heinz Eppinger (SPD) und Gloria Grey (parteifrei)

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Zwiesel: Kandidatin Gloria Gray im ersten Wahlgang vorne

In Zwiesel wird es am 11. Dezember eine Stichwahl zwischen Karl-Heinz Eppinger (SPD) und der parteifreien, transsexuellen Künstlerin Gloria Gray um das Bürgermeisteramt geben. Nach Querelen um den Ex-Bürgermeister wünschen sich viele einen Neuanfang.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Die parteifreie Gloria Gray holte am Sonntag im ersten Wahlgang für das Bürgermeisteramt in Zwiesel im Landkreis Regen 31,56 Prozent und damit den höchsten Stimmenanteil der insgesamt fünf Bewerber von SPD, CSU, Grünen und parteifreier Wählergemeinschaft.

Gloria Gray - von München wieder in den Bayerischen Wald

Dabei ist sie eine "Frau mit Vergangenheit", wie sie selber sagt. Die 56-Jährige wurde in Zwiesel als Bub geboren und ist heute eine Frau. Aus der engen Kleinstadt im Bayerischen Wald floh sie schon in ihrer Jugendzeit nach München, machte sich beruflich als Entertainerin auf der Bühne einen Namen.

Vor einigen Jahren ist Gloria Gehring, wie sie bürgerlich heißt, aber nach Zwiesel zurückgekehrt und fühlt sich hier inzwischen voll akzeptiert. Der Bayerische Wald sei längst viel toleranter, als viele glauben, sagt sie zum Stichwahlergebnis: "Die Stichwahl zeigt, dass genau das Gegenteil vom dem passiert ist, was die Leute immer denken, was im Bayerischen Wald stattfindet oder nicht stattfindet. Wie großzügig Menschen hier schon denken, erlebe ich ja immer. Das ist ja Teil der Message und der ganzen Botschaft, den Horizont, den wir hier schon haben. Davon träumen sie in manchen Großstädten."

Eine wichtige Rolle spielt dabei sicher, dass man sie hier als Einheimische wahrnimmt, auch ihre Verwandten kennt. Gloria Gray hatte in Zwiesel ein paar Jahre eine gut gehende Gastwirtschaft, man erlebte sie als rührige Unternehmerin. Auch im Wahlkampf habe sie im Internet keine Anfeindungen erlebt, wie sie selbst betont.

Gegenkandidat Eppinger hat ebenfalls gute Chancen

Der 50-jährige Karl-Heinz Eppinger, der als Betriebswirt bei einer Krankenkasse arbeitet, holte im ersten Wahlgang die zweitmeisten Stimmen (26,88 Prozent). Der frühere Stadtrat ist bekannt und beliebt in Zwiesel, rechnet sich außerdem bei der Stichwahl in zwei Wochen Stimmen aus dem Lager der drei unterlegenen Kandidaten von CSU, Grünen und parteifreier Wählergemeinschaft aus: "Man weiß ja nicht, wo andere Wähler hingehen. Vielleicht sind da auch welche dabei, die mich kennen, aber im ersten Wahlgang gesagt haben, sie haben einen anderen Favoriten. Das wird sich jetzt zeigen. Aber man muss in die Bevölkerung reingehen und sich da bekannt machen."

Für die Stichwahl am 11. Dezember ist zudem entscheidend, wie viele Menschen überhaupt erneut zur Wahl gehen - insbesondere von denjenigen, deren Kandidat oder Kandidatin im ersten Wahlgang ausgeschieden ist.

Meinungen zu Gloria Gray in Zwiesel geteilt

In der Bevölkerung sind die Meinungen zu Gloria Gray trotz ihres Erfolgs bei der Stichwahl geteilt. Das zeigt sich in Zufalls-Umfragen. "Mir ist das alles ein bisschen zu schillernd und zu pompös," sagt ein Zwieseler. Er habe aber nichts gegen Gray als Person - im Gegenteil. Er glaube aber, dass "die Zwieseler in der Stichwahl erkennen, dass es einen Bürgermeister braucht, der bodenständig ist und einfach die Ärmel ein bisschen zurückkrempelt."

Eine andere Bürgerin spricht sich für etwas Offenes und Neues für Zwiesel aus - da sei Gray genau richtig. Ein anderer Mann findet es schwer abzuschätzen, ob es sich bei dem Ergebnis des ersten Wahlgangs um eine Toleranzwahl oder eine Protestwahl gehandelt habe - oder ob sich Gray bei der Kandidatenvorstellung einfach gut präsentierte.

Viele wollen nach der "Steininger"-Ära einen Neuanfang

Viele Zwieseler wünschen sich endlich Ruhe im Rathaus und einen kompletten Neuanfang in der Stadtpolitik. Grund sind die Turbulenzen der vergangenen Jahre um den bisherigen parteifreien Bürgermeister Franz Xaver Steininger. Die Bevölkerung war zunehmend genervt von den ständigen Querelen zwischen Stadtrat und Bürgermeister. Es gab zudem einen heftigen Streit zwischen Landratsamt und Bürgermeister.

Die Landesanwaltschaft Bayern prüft noch, ob Steininger tatsächlich Dienstvergehen begangen hat. Vor rund eineinhalb Jahren wurde er vorläufig suspendiert. Die Amtsgeschäfte führen seitdem die zweite Bürgermeisterin und der dritte Bürgermeister. Am 31. Januar muss sich Steininger vor dem Amtsgericht Landshut wegen des Verdachts auf Bankrott und Vorteilsannahme verantworten. Zur aktuellen Bürgermeisterwahl hatte er nicht mehr kandidiert.

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