Am Atomkraftwerk Gundremmingen kommt Wasserdampf aus dem Kühlturm des Blocks C.
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Ende des Jahres wird das AKW Gundremmingen stillgelegt

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11.500 Tonnen Atommüll: So läuft der Rückbau von Gundremmingen

An Silvester ist Schluss, dann wird das Atomkraftwerk Gundremmingen abgeschaltet. Danach können aber nicht einfach die Abrissbagger anrücken. Nach Angaben von RWE wird jedes einzelne Teil auf radioaktive Strahlung überprüft.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Von manchen Teilen werden radioaktive Partikel abgebürstet, andere kommen in Phosphorsäure, um sie zu reinigen. Alles was das Gelände in Gundremmingen im Landkreis Günzburg verlässt, muss freigemessen werden – so der Fachausdruck. Es wird also auf radioaktive Strahlung überprüft. Auf einer Online-Pressekonferenz hat der Energieversorger RWE den schrittweisen Rückbau des Atomkraftwerks erläutert.

Als erstes werden Stromleitungen und Rohre durchtrennt

In den Abendstunden an Silvester werden die Mitarbeiter das Atomkraftwerk abschalten, erklärte Kraftwerksleiter Heiko Ringel. Das laufe genauso ab wie bei einer routinemäßigen Revision. Doch diesmal werden nicht nur Schalter umgelegt, sondern in den Wochen und Monaten danach alle Leitungen gekappt: Ganz konkret durchschneiden die Arbeiter jedes Stromkabel und durchtrennen jedes Rohr. Damit soll sichergestellt werden, dass sich keinerlei Prozesse rund um die Reaktoren mehr in Gang setzen können. Eine türkise Markierung zeigt: Dieses Bauteil ist stillgelegt. Aber erst wenn auch ein oranger Punkt aufgesprüht ist, darf das Teil demontiert werden.

Alles muss in ein Meter große Transportkisten passen

In einem zweiten Schritt wird das Kraftwerk bis voraussichtlich Mitte der 2030er Jahre entkernt. Das ist der aufwendigste Teil des Rückbaus. Das gesamte Innenleben des Kraftwerks wird soweit zerlegt, bis die Teile in circa ein Meter große Transportkisten passen. Die bekommen einen Strichcode, werden gescannt und der Inhalt dokumentiert.

RWE muss 89.000 Tonnen Material entsorgen

Nach dem Entkernen werden die Gebäude selbst aber auch in 15 Jahren immer noch stehen. Noch sei zum Beispiel unklar, ob die beiden Kühltürme Stück für Stück abgetragen oder im Ganzen gesprengt werden, so Ringel. Insgesamt geht es beim Rückbau des Kernkraftwerks laut RWE um 89.000 Tonnen Material. Der vor vier Jahren bereits abgeschaltete Block B wird seitdem bereits zurückgebaut.

Atommüll wird noch Jahrzehnte in Gundremmingen gelagert

Zeitgleich zur Entkernung kommen die radioaktiven Brennelemente zunächst in ein Lagerbecken und werden innerhalb der nächsten Jahre in Castoren verstaut, dann aber wohl noch viele Jahrzehnte in Gundremmingen stehen - im dortigen Zwischenlager. Das wird mittlerweile vom Bund betrieben. Ein Endlager soll es frühestens 2050 geben und selbst dann wird es Jahre dauern, bis alle Castoren unter der Erde sind. Allein aus dem AKW Gundremmingen müssen 11.500 Tonnen Atommüll ins Endlager.

Trotz Abriss starten neue Auszubildende

Aktuell arbeiten noch 540 RWE-Mitarbeiter in Gundremmingen. Innerhalb des nächsten Jahres baut der Energiekonzern 100 Stellen davon sozialverträglich ab, also ohne Kündigungen. In manchen Bereichen wird aber sogar noch eingestellt. Im September haben sieben Auszubildende ihre Lehre zum Industriemechaniker in Gundremmingen begonnen.

So viel Strom, wie ganz Deutschland in einem Jahr verbraucht

Über die Jahrzehnte hat das AKW Gundremmingen 700 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert. Das ist so viel, wie in ganz Deutschland in einem Jahr verbraucht wird. Auch wenn der Rückbau Jahrzehnte dauert, eine Veränderung werden die Menschen in der Region schon an Neujahr sehen können: Wenn der bis zuletzt noch betriebenen Block C abgeschaltet ist, steigt keine kilometerweit sichtbare Wasserdampfsäule mehr aus dem Kühlturm.

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