Harlekin-Suesslippe mit Putzerfisch: Zur Kommunikation nutzen Fische auch Berührungen untereinander.
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Harlekin-Suesslippe mit Putzerfisch: Zur Kommunikation nutzen Fische auch Berührungen untereinander.

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Fische – die unterschätzten Lebewesen

Fische sind dumm, stumm und fühlen keinen Schmerz, so das allgemein verbreitete Vorurteil. Doch es gibt Studien, die das Gegenteil beweisen. Einige Fische besitzen erstaunliche Fähigkeiten zur Kommunikation und können sehr wohl Schmerz empfinden.

Über dieses Thema berichtet: Radiowissen am .

Fische können, wissen und empfinden viel mehr als ihnen allgemein zugetraut wird. Fische sind alles andere als stumm, sie kommunizieren untereinander auf viele Arten. Fische hören über kleine, hinter den Augen liegende, flüssigkeitsgefüllte Röhrchen, die ganz ähnlich dem Innenohr der Landwirbeltiere funktionieren. Aber Fische haben noch weitere Kommunikationskanäle, bei Glasmesserfischen ist es Elektrizität. Andere Fische nutzen Geruchsstoffe - Wasser ist für deren Übertragung ein sehr gutes Medium. Wenn sie Angst haben, verbreiten Fische Stoffe, durch die Artgenossen schnell wissen, dass Gefahr droht.

Zur Kommunikation nutzen Fische auch Berührungen

Die Fähigkeiten zur Wahrnehmung von Geruch und Geschmack sind unter den meisten Fischarten hoch entwickelt. Die Geruchsfähigkeit von Haien ist etwa zehntausendmal sensibler als die des Menschen. Zur Kommunikation nutzen Fische aber auch Berührungen untereinander: Sie reiben ihre Körper aneinander - nicht nur während der Paarungszeit. Der Putzerfisch etwa unterbricht manchmal seinen Reinigungsservice beim Raubfisch und wedelt stattdessen sanft mit den Flossen gegen dessen Körper. Er tut das wohl, um seinem "Kunden" zu gefallen.

Fische unterscheiden mehr Farben als Menschen

Schon seit den Experimenten des Verhaltensforschers Karl von Frisch, Anfang des 20. Jahrhunderts, ist bekannt, dass die meisten Fische mehr Farben unterscheiden können als Menschen. Einige Fischarten sehen und nutzen das für Menschen außerhalb des sichtbaren Spektrums liegende UV-Licht - Buntbarsche, Stichlinge und Guppys etwa. Andere Arten nehmen polarisiertes Licht wahr. So können optische Kommunikationskanäle genutzt werden, die Feinden nicht zur Verfügung stehen.

Fische können Schmerz empfinden

Trotzdem halten viele Menschen Fische immer noch für primitiv und unterentwickelt. Das liegt daran, dass sie außerhalb unserer sichtbaren Welt leben, dass sie sich so anders verhalten, und wohl auch daran, dass sie keine Mimik zeigen. Fische haben aber viele kognitive Fähigkeiten, und sie können Schmerz empfinden, versuchen, ihn zu vermeiden, können sich an ihn erinnern und unternehmen Schritte, um ihn loszuwerden.

Fische versuchen, Schmerz zu vermeiden

Man weiß, dass Fische Nervenzellen besitzen, die für das Schmerzempfinden zuständig sind und dass sie ein Zentralnervensystem haben, in dem die Schmerzsignale verarbeitet werden können. Eine Studie mit Zebrafischen zeigte das ganz deutlich: In einem Aquarium wurde ein sehr hell ausgeleuchteter Bereich geschaffen - ein Areal, das die Fische normalerweise immer meiden würden. Als den Tieren Säure injiziert wurde, um ihnen bewusst Schmerz zuzufügen, schwammen sie freiwillig dorthin - aber immer nur dann, wenn dort Schmerzmittel aufgelöst wurden. Sie suchen also nach Schmerzlinderung und sind bereit, den Preis dafür zu zahlen.

Das Tierschutzgesetz ist auch auf Fische anzuwenden

Ist ein Tier leidensfähig, so darf ihm kein unnötiges Leid zugefügt werden, das ist so im Tierschutzgesetz festgehalten. Im Tierschutzgesetz sind sämtliche Wirbeltiere enthalten und damit auch die Fische. Die Fische galten lange Zeit als nicht leidensfähig, doch inzwischen würden wohl die meisten Forscher sagen, dass alle Wirbeltiere, also auch Fische, leidensfähig sind. Fische, sagt der Verhaltensbiologe Jonathan Balcombe in seinem US-Bestseller "What a Fish Knows", sind unterschätzt und haben viel mehr Respekt verdient. Jeder Fisch sei ein einzigartiges Individuum mit einer eigenen Biographie und nicht bloß Teil von so und so vielen Tonnen Bestand. Der Tierschutz werde in der industriellen Massenfischerei völlig ausgehebelt.