Wer zu viel LDL-Cholesterin, im Volksmund auch "schlechtes Cholesterin" genannt, im Blut hat, bei dem kann es schon in jungen Jahren zu Gefäßablagerungen kommen. Einige Jahrzehnte später kann das zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Um schon früh herauszufinden, welche Kinder erblich belastet sind, hat das Deutsche Herzzentrum München zusammen mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Bayern die Vroni-Studie ins Leben gerufen. "Vroni" steht für Vorsorge und Früherkennung von familiärer Hypercholesterinämie. Seit 2021 werden Kinder in Bayern untersucht.
Vroni-Studie sucht nach belasteten Familien
Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren können an dieser kostenlosen Untersuchung teilnehmen, die Kinderärzte durchführen. Ein Piks in die Fingerkuppe genügt, "um alle Analysen zu machen, sowohl für die Bestimmung der Cholesterinwerte im Blut als auch für die genetische Untersuchung", sagt Studienleiter Heribert Schunkert vom Deutschen Herzzentrum München.
Hat ein Kind einen Cholesterin-Wert über 130 Milligramm pro Deziliter, folgt eine genetische Untersuchung. Gibt es einen starken Verdacht auf eine vererbte Hypercholesterinämie, wird ein Kinderkardiologe mit einbezogen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
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Bisher zeigten 100 von über 8.000 bayerischen Kindern, die im Rahmen der Vroni-Studie untersucht wurden, erhöhte Cholesterinwerte aufgrund einer erblichen Ursache, also ein Kind von 80. Damit ist die Trefferquote über dem Durchschnitt, der weltweit bei einem von 300 Menschen liegt. Die hohe Quote lässt sich, so Heribert Schunkert, vermutlich dadurch erklären, "dass Eltern, bei denen ein erhöhter Cholesterinwert bekannt ist, bevorzugt ihre Kinder testen lassen. So dass wir hier eine leichte Verschiebung haben."
Sport und Diät helfen bei familiärer Hypercholesterinämie nicht
"Mit Diät oder Sport lässt sich leider nicht viel ändern", so Heribert Schunkert. Das geht nur bei Menschen, die aufgrund ihres ungünstigen Lebensstils zu viel LDL-Cholesterin im Blut haben, nicht aber bei der erblichen Variante.
Wird bei einem Kind eine familiäre, also erbliche, Hypercholesterinämie festgestellt, ist in der Regel auch mindestens ein Elternteil betroffen. Vater und Mutter sollten sich dann ebenfalls testen lassen. Der Münchner Stoffwechsel-Experte Klaus Parhofer sieht den Vorteil, dass Eltern dann gegensteuern könnten: "Sie sind in der Regel im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, haben möglicherweise ein sehr hohes Risiko, aber bisher noch keine gesundheitlichen Probleme".
Medikamente können hohe Cholesterinwerte senken
Statine sind Medikamente, die den hohen Cholesterinwerten und damit der Gefäßverengung entgegenwirken. Sie hemmen ein Enzym, das in der Leber Cholesterin herstellt und sind seit mehreren Jahrzehnten im Einsatz. Schwerwiegende Nebenwirkungen treten in dieser Medikamentengruppe selten auf. Es gibt Statine, die auch für Kinder zugelassen sind: "Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist für Statine generell sehr günstig", sagt der Mediziner Heribert Schunkert.
Neben den Statinen gibt es noch eine andere Möglichkeit, das Cholesterin einzubremsen. PCSK9 ist ein körpereigener Botenstoff. Wenn viel davon im Blut vorhanden ist, bleibt auch viel LDL-Cholesterin im Blut, das sich in den Gefäßwänden ablagern kann. Medikamente - sogenannte PCSK9-Hemmer - können den Botenstoff abfangen und damit den Cholesterinspiegel senken.
Hat ein Kind zu hohe Cholesterinwerte, wird nicht sofort ein Medikament verabreicht. Wichtig ist die Familienanamnese, so Klaus Parhofer: "Wenn es eine Familie ist, in der die Leute mit 40 oder 50 Jahren Herzinfarkte bekommen, wird man beherzter vorgehen als in einer Familie, die zwar das hohe Cholesterin hat, in der aber nur wenige oder niemand einen Herzinfarkt bekommt."
Risikofaktoren mindern
Hohe Cholesterinwerte können erblich bedingt sein oder von einem ungesunden Lebensstil mit fettreicher Ernährung und wenig Bewegung herkommen. Außerdem gibt es weitere Risikofaktoren für die Gefäßverkalkung: Rauchen, Diabetes und hoher Blutdruck. Kinder leiden meist unter der erblichen Variante, der familiären Hypercholesterinämie. Werden sie frühzeitig behandelt, lassen sich schwere Folgeerkrankungen verhindern. Die Vroni-Studie läuft noch bis 2024.
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