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Statine und Co. Medikamentöse Behandlung erhöhten Cholesterins

Die Präparate, die am häufigsten und auch am erfolgreichsten bei zu hohem Cholesterinspiegel eingesetzt werden und am besten untersucht sind, sind die sogenannten Statine.

Author: Veronika Wawatschek

Published at: 8-6-2017

Älterer Mann studiert Gebrauchsanweisung seiner Medikamente  | Bild: colourbox.com

Statine können den Wert des LDL-Cholesterins um über 50 Prozent absenken. In Studien ist zudem gut belegt, dass durch diese Reduktion auch das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung deutlich verringert wird.

"Das schaffen Sie mit Veränderung der Lebensgewohnheiten nicht. Allerdings gilt das nur bei einem hohen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wenn Sie sowieso kein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, nützt Ihnen die Absenkung wenig."

Prof. Klaus Parhofer

Man muss also immer das Gesamtrisiko berücksichtigen: Wer an Diabetes leidet, raucht und hohen Blutdruck hat, sollte möglicherweise seinen Cholesterinwert eher durch Statine absenken, als jemand, der nur einen hohen Blutdruck hat und keine genetischen Vorbelastungen.

Wie Statine wirken

Statine hemmen die Cholesterinproduktion in der Leber. Da die Leber aber Cholesterin braucht, holt sie es sich ersatzweise aus dem Blut. Die Folge: Dort sinkt der Cholesterinspiegel.

Nebenwirkungen der Statine

Bis zu zehn Prozent der Patienten, die Statine nehmen, klagen über Muskelbeschwerden. Wo hier genau der Zusammenhang besteht, ist nur teilweise verstanden. Und für Gerüchte und Vermutungen, Statine würden die Hirnfunktion schädigen oder Krebs erregen, gibt es keine wissenschaftlichen Hinweise oder gar Belege.

Vorwurf: Statine seien Folge der Pharmalobby

Vorwürfe, bei der europäischen Leitlinie zur Prävention kardio-vaskulärer Erkrankungen hätten Pharmafirmen erfolgreich Lobbyarbeit geleistet in Hinblick auf Statine, weist Prof. Parhofer zurück: Es sei eher umgekehrt. Die Medizin habe festgestellt, dass die Absenkung des LDL-Werts das Herzinfarktrisiko senke. Man sei damit an die Pharmaindustrie herangetreten und habe stärkere Cholesterinsenker gefordert. Umgekehrt habe man lange Zeit auch gedacht, eine Erhöhung des HDL könne das Herzinfarktrisiko senken. Entsprechende Medikamente hätten diesen Beleg aber nicht erbringen können.

"Da das Thema emotional sehr aufgeladen ist, entwickeln viele Patienten eine Statin-Aversion und wollen diese Mittel dann nicht einnehmen, weil sie Nebenwirkungen haben oder zumindest empfinden. Hier scheint aber auch die Psyche eine gewisse Rolle zu spielen. Denn Medikamentenstudien zeigen, dass Patienten mit einer vermeintlichen Statin-Unverträglichkeit oft keine Nebenwirkungen zeigen, wenn sie nicht wissen, dass sie ein Statin statt eines anderen Medikamentes bekommen haben."

Prof. Dr. Klaus Parhofer, Internist und Oberarzt an der Med. Klinik IV am Klinikum Großhadern

Alternativen zu Statinen

Es gibt mittlerweile zwar einige Alternativen zu den Statinen, die jedoch nicht für alle Patienten geeignet sind. So sind beispielsweise seit einigen Jahren neue Mittel auf dem Markt (PCSK 9-Inhibitoren), die den Abbau des LDL-Cholesterins aus dem Blut massiv beschleunigen. Diese Medikamente müssen allerdings alle zwei Wochen gespritzt werden. Auch gibt es Präparate, die die Aufnahme von Cholesterin über den Darm hemmen. Sie wirken aber häufig effektiver, wenn man sie mit einem Statin kombiniert.


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