PFAS-Forschung am Würzburger Fraunhofer ISC.
Bildrechte: BR / Albrecht Rauh

Projektleiterin Diana Döhler forscht am Fraunhofer ISC in Würzburg an Alternativen zu PFAS.

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PFAS-Chemikalien: Fraunhofer-Institut forscht nach Alternativen

Haltbar, stabil, hitzebeständig: PFAS-Chemikalien haben viele nützliche Eigenschaften. Doch sie sind gesundheitsschädlich und nur sehr schwer abbaubar. Das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung in Würzburg forscht nach Alternativen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Pizzakartons, Teppichböden, Teflonpfannen: Sie alle enthalten häufig PFAS. Die Chemikalien gelten als "ewig", weil sie sich extrem langsam in der Umwelt abbauen. Die Europäische Union will eine Reihe kritischer PFAS verbieten und fördert deshalb in vier großen Verbundprojekten die Entwicklung von Ersatzmaterialien. Im Rahmen des Projekts "ZeroF" laufen auch in Würzburg Forschungen am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung.

Im Fokus stehen Polstertextilien. Die dort verwendeten PFAS-Verbindungen sollen künftig durch unbedenkliche Materialien ersetzt werden. "ZeroF" ist ein von der EU mit 5,5 Millionen Euro gefördertes Projekt, an dem zwölf Partner in neun Ländern aus Forschung und Industrie an Alternativen arbeiten.

PFAS-Chemikalien weit verbreitet

PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Die synthetischen Fluorverbindungen umfassen nach letzten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. Zu finden sind diese unter anderem in Kleidung und Outdoorausrüstungen, Teflonpfannen, Batterien und Brennstoffzellen, Lacken, Imprägnierspray oder Verpackungsmaterialien. Seit den 1940er Jahren werden PFAS produziert. Sie sind extrem langlebig und verteilen sich in der Umwelt in kürzester Zeit über das Wasser. In den letzten Jahren wurden bei verschiedenen PFAS gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen.

Erste Erfolge bei der Suche nach Alternativen

"Was die wasserabweisenden Eigenschaften angeht, da haben wir schon sehr gute Erfolge erzielt, bei der Ölabweisung arbeiten wir gerade daran", beschreibt die Würzburger Projektleiterin, Dr. Diana Döhler, den momentanen Stand der Forschung in Würzburg. Ein Ziel sei es, dass die Ersatzstoffe künftig maximal zehn Prozent teurer sind als die bereits am Markt etablierten Systeme. "Das ist eine große Herausforderung, um diesen ökonomischen Gesichtspunkten gerecht zu werden."

Am Ziel sei man aber noch lange nicht. Diana Döhler hofft, dass man bis zum Ende des EU-Projekts 2025 mit Prototypen aufwarten könne und damit eine Alternative für Textilien präsentieren kann. "Bis es so etwas aber zu kaufen gibt, werden aber wohl noch ein paar Jahre vergehen."

PFAS können Krebs erzeugen

Wie dringlich die Forschungen zu PFAS-Alternativen sind, erläutert Institutsleiter Professor Gerhard Sextl: "Es gibt heute kaum mehr ein Gewässer, das PFAS-frei ist. Wir wissen, dass die ab einer gewissen Konzentration nicht mehr ungefährlich sind, sie können Krankheiten auslösen, oder Krebs erzeugen. Also müssen wir Substitute finden." Bei den Beschichtungen für Stoffe ist man schon ein paar Schritte vorangekommen. Ziel sei laut Projektleiterin Diana Döhler, dass man "ein etwa DIN A4-großes Stück Stoff präsentieren kann, das mit einer Beschichtung versehen ist, die öl- und wasserabweisend ist." Wenn dann ökologisch und ökonomisch alles passt, "soll es in die Industrie gehen".

Schmutzabweisende Alternativen: Probleme mit Ketchup

Bei den fluorfreien, schmutzabweisenden Beschichtungen konnten schon Erfolge verzeichnet werden. "Tests mit Olivenöl, Rotwein, Kaffee und Zahnpasta zeigten hervorragende Ergebnisse. Nur Ketchup hat sich (bislang) als widerspenstiger Kandidat entpuppt", schreibt das Fraunhofer ISC auf seiner Internetseite.

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