Saugnäpfe
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Oktopus Tentakeln

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Oktopus als Vorbild: Saugnapf im Mund könnte Injektion ersetzen

Forschende haben eine Technologie entwickelt, mit der sich Medikamente über die Mundschleimhaut verabreichen lassen. Statt einer Spritze könnte in Zukunft ein harmloser Oktopus-ähnlicher Saugnapf auf der Innenseite unserer Wange ausreichen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Wissen kompakt am .

Der Oktopus-imitierende Saugnapf soll Medikamente in unseren Körper transportieren, für die bisher eine Injektionsnadel gebraucht wurde. Platziert wird er auf unserer Wangenschleimhaut. Dort soll der kleine Saugnapf einerseits verlässlich festsitzen, andererseits aber auch die darin enthaltenen Medikamente vor Speichel schützen, so die Grundidee. Für Patienten könnte dieser Ansatz zudem dazu beitragen, vorhandene Ängste und Schmerzen in Verbindung mit Injektionen zu mindern.

Vorbild Oktopus war schnell gefunden

David Klein von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich erinnert sich an den Beginn der Arbeit: Schnell war klar, dass ein Saugnapf, wie wir ihn aus Badezimmer oder Küche kennen, relativ schlecht auf einer weichen oder rutschigen Oberfläche wie in unserer Wangeninnenseite kleben bleibt. Bei der Suche nach Möglichkeiten sei den Forschern jedoch der Oktopus relativ schnell in den Sinn gekommen, da er seit Jahrmillionen dafür optimiert ist, seine Beute unter Wasser zu greifen.

Klein und ein Team weiterer Wissenschaftler haben also einen Saugnapf entwickelt, der das Wangengewebe vorsichtig dehnt. So wird die Schleimhaut durchlässig gemacht für die jeweiligen Medikamente. In ersten Experimenten mit Schweinen, Hunden - und schließlich auch mit menschlichen Probanden habe das überraschend gut funktioniert: Die Medikamente kommen in der jeweils gewünschten Dosierung im Blutkreislauf an.

Zahlreiche Patienten könnten von der Entwicklung profitieren

Eine mögliche konkrete Anwendung sehen die Arzneimittelforscher insbesondere bei sogenannten Peptid-Wirkstoffen, also kurze Aminosäureketten, die üblicherweise gespritzt werden - unter anderem bei Diabetes Typ zwei und Osteoporose. Bis zur Marktreife sind allerdings noch etliche klinische Studien nötig, bei denen noch besser erforscht wird, wie der Oktopus-Saugnapf wirkt - und ob es Nebenwirkungen gibt.

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