Die japanische Mondsonde SLIM, fotografiert vom Mini-Rover Lev2, nach der Landung auf dem Mond. Leider steht die Sonde nicht wie geplant, sodass ihre Sonnenkollektoren immer nur Strom produzieren, wenn es an ihrem Landeplatz Abend wird.
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Japans Mondsonde SLIM ist am 19. Januar 2024 auf dem Mond gelandet - leider auf dem Kopf. Doch abends wird sie wach - leider nur an Mond-Abenden.

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Japans Mond-Lander SLIM schläft wieder - eine lange Nacht lang

Zwei Tage lang konnte SLIM arbeiten, solange die Abendsonne auf dem Mond das Landegerät beschien. Jetzt ist zwei Wochen lang Nacht auf dem Mond und Japans Mond-Mission muss schlummern. Ob die Morgensonne SLIM wecken wird, ist noch ungewiss.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Erst vor wenigen Tagen ist Japans Mond-Landegerät SLIM nach seiner etwas unglücklichen Mondlandung erwacht: Am 28. Januar produzierte das Solarpanel endlich genug Strom, dass SLIM an die Erkundungsarbeit gehen konnte. Denn erst, wenn es an SLIMs Landeplatz Abend wird, erwacht der Lander: Sein Solarpanel weist nach Westen, in Richtung der untergehenden Sonne. Am 31. Januar brach dort die Nacht an und Japans Raumfahrtagentur JAXA versetzte das Landegerät wieder in den Schlummermodus.

Wird SLIM nur abends munter?

Eigentlich sollte das Solarpanel des Mondlanders ins pralle Sonnenlicht ausgerichtet sein, nicht nach Westen, wie es jetzt der Fall ist. Jetzt kann das Solarpanel nur dann Strom für SLIM produzieren, wenn das Sonnenlicht aus Westen kommt, nicht mehr den ganzen Mondtag lang. Doch Abend wird es an einer bestimmten Stelle auf dem Mond nur einmal im Monat: 29,5 Erdentage ist ein Mondtag lang, soviel Zeit vergeht für SLIM von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang.

Ob SLIM schon bei Sonnenaufgang auf dem Mond wieder genug Sonnenlicht und damit Strom bekommt, wird sich Mitte Februar zeigen. Dann wird die JAXA versuchen, das Landegerät erneut anzuschalten. Wenn das Morgenlicht nicht reicht, wird SLIM wohl immer nur einmal im Monat für rund zwei Tage seine Mission verfolgen können.

Spannende Mondlandung - halb geglückt, halb gescheitert

Als SLIM am 19. Januar um 16.20 Uhr auf der Mondoberfläche aufsetzte, wurde es spannender als gewünscht: Die Erfolgsmeldung von JAXA blieb aus. SLIM sende zwar Daten, habe aber keinen Strom. Erst nach einigen Stunden stand fest, was passiert war: Der "Smart Lander for Investigating Moon" (SLIM), war offenbar auf den Kopf gefallen. Beim Landeanflug hatten nicht alle Triebwerke wie geplant funktioniert, sodass das Landegerät in einer unglücklichen Position auf dem Mond aufsetzte: Das Solarpanel weist nach Westen und lag dadurch zunächst im Schatten. Daher schaltete sich SLIM kurz nach der Landung ab.

Japans Mondlandung dennoch ein Erfolg

Trotz des zunächst stummen Landegeräts zeigte sich die JAXA sehr zufrieden. Eines der wichtigsten Ziele der Mondmission SLIM war der Test einer neuen Landetechnologie. Und die war - abgesehen von der Ausrichtung des Landers - durchaus ein Erfolg. Denn SLIM hatte sich während des Landeanflugs mittels Kamera und Karte selbstständig auf der Mondoberfläche orientiert und den Landeplatz selbst gesucht. Mit erstaunlicher Präzision: Vom geplanten Landeplatz sei SLIM höchstens zehn Meter entfernt, heißt es bei der japanischen Raumfahrtbehörde. Zum Vergleich: Einige hundert Meter Abweichung sind bei Mondlandungen bislang normal.

In dem folgenden Post von JAXA sind die Aufnahmen der Mondoberfläche, die SLIM beim Anflug machte, zu einer Videosequenz zusammengefasst.

Japan ist die fünfte Nation, der eine Mondlandung geglückt ist

Das 2,40 Meter lange und 1,70 Meter breite Landegerät SLIM ist im Shioli-Krater im Mare Nectaris ("Nektarmeer") auf der Südhälfte des Mondes gelandet, auf der Seite, die der Erde zugewandt ist. Mit der Landung ist Japan das fünfte Land, dem überhaupt je eine Mondlandung geglückt ist, nach den USA, der Sowjetunion, China und Indien.

Landung der Mond-Sonde SLIM: Neue Technologie federt Aufprall ab

Wie die Fehlschläge von russischer, US-amerikanischer und auch japanischer Seite zuletzt zeigten: Mondlandungen sind noch immer äußerst herausfordernd. Der Landeanflug der japanischen SLIM-Mondsonde wurde daher in mehreren Phasen vollzogen. Zunächst begann bei 15 Kilometern Höhe die angetriebene Abstiegsphase. Hier wurden mithilfe von Kameras Bilder der Mondoberfläche aufgenommen und mit einer vorinstallierten Karte verglichen, um die exakte Position zu bestimmen. Ab 3,5 Kilometern Höhe startete dann die vertikale Abstiegsphase, unterstützt durch ein Landeradar zur Höhen- und Abstandsmessung.

Bei etwa 500 Metern Höhe erfolgte die Hinderniserkennung und Positionsjustierung. Kurz vor der Landung schaltete sich der Hauptmotor aus, und der Lander setzte auf dem Mond auf. Eine neue Technologie im Landefuß, eine schwammartige Struktur aus Metall, sollte den Aufprall absorbieren. Aber der Aufprall war vermutlich härter als gedacht: Die Triebwerke, die die Landung steuern und das Absinken abbremsen sollten, funktionierten nicht wie geplant. Gestartet war die japanische Mondmission am 7. September 2023 an Bord der japanischen Trägerrakete H-IIA.

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Erste Mondlandung Japans: Start der japanischen Rakete samt Mondlandegerät SLIM am 7. September 2023 im Tanegashima Space Center.

Wasser vom Mond? Darum rückt der Mond in den Fokus der Raumfahrt

Noch vor einigen Jahren zog der Mond als Ziel der Raumfahrt wenig Interesse auf sich. Das hat sich geändert, insbesondere wegen vermuteter Wassereisvorkommen am Südpol des Mondes. Dieses könnte als Ressource bei menschlichen Mondbesuchen und sogar für die Produktion von Raketentreibstoff dienen. Der Transport von Nutzlast ins All erfordert nämlich beträchtliche Treibstoffmengen. Daher kann die Verwendung lokaler Rohstoffe essenziell sein.

Auch als Übungsobjekt für Marsmissionen und für die Entwicklung neuer Technologien dient der Mond. Zudem bietet er wissenschaftliche Einblicke in die Geschichte des Sonnensystems. USA und China planen bereits neue astronautische, also bemannte, Mondmissionen. Und Europa setzt auf den im Rahmen des Artemis-Programms entwickelten "Argonaut"-Lander. Der Mond ist also schon jetzt Schauplatz eines neuen Wettrennens im All.

Dieser Artikel ist erstmals am 19. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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