Trotz Schlauchmagen ist der Kampf gegen das Übergewicht sehr schwer.
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Adipositas Betroffene leiden unter ihrem Übergewicht. Manche wählen einen radikalen Eingriff: eine Magenverkleinerung.

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Mit virtuellen Figuren gegen Adipositas

Ein neuer Therapieansatz soll helfen, krankhaftes Übergewicht zu reduzieren. Mit Methoden der virtuellen Realität erhalten Betroffene ein realistisches Bild ihres Körpers. Sie werden damit konfrontiert und lernen mit ihrem Avatar neue Wege zu gehen.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Menschen mit Adipositas haben nicht nur Übergewicht, sie haben ein krankhaftes Übergewicht. Von dieser Erkrankung ist mittlerweile jeder fünfte Deutsche betroffen. Die Folgen von Adipositas sind extrem, denn das Übergewicht belastet nicht nur die Gelenke und die Wirbelsäule, sondern verringert die Lebenserwartungen um viele Jahre. Das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Herzinfarkte, Diabetes und verschiedene Krebsarten ist deutlich erhöht. Krankhaftes Übergewicht steht weltweit auf Platz sechs der häufigsten Todesursachen. Auch wenn den Betroffenen das Risiko bewusst ist, kommen sie aus dem Teufelskreis und ungesunden Gewohnheiten schwer heraus.

Adipositas und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper

Menschen mit starkem Übergewicht fühlen sich selten wohl mit ihrem Körper. Geprägt von negativen Erfahrungen mit Diäten, fällt es ihnen sehr schwer, weniger zu essen. Diese Unzufriedenheit führt oft zur sozialen Isolation. Ein Aspekt, der in der Therapie von Adipositas Betroffenen meist vernachlässigt wird. Denn als erste Maßnahme werden die Lebensgewohnheiten und das Abnehmen in den Mittelpunkt gestellt. Reicht das nicht aus, greifen Ärzte im Extremfall zur operativen Verkleinerung des Magens. Eine neue Therapiemethode möchte nun bei den psychischen Ursachen und Folgen ansetzen.

Neue Adipositas-Therapie der Universität Würzburg

Forscher der Universität Würzburg erproben eine neue Therapieform, die mithilfe virtueller Technik gegen das starke Übergewicht angehen soll. Betroffene werden mit ihrem Körperbild konfrontiert, um den Teufelskreis zu durchbrechen.

"In dem Moment, wo man wenige Kilogramm abnimmt, und wenige Kilogramm sind schon sehr viel Arbeit, würde man sicherlich nicht so stark belohnt werden, weil man das nicht merkt. Wenn man dann aber visualisieren kann, dass man 10 oder 20 Kilogramm abnimmt und wenn man genau das gleiche noch 2, 4, 6, 8 Wochen weiter macht, dann hat das so einen positiv verstärkenden Effekt - hoffen wir jedenfalls." Professorin Carolin Wienrich, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Die Konfrontation mit dem eigenen Körperbild ist zunächst frustrierend. Sie soll jedoch helfen, wie bei anderen Therapien auch, den eigenen Körper zu akzeptieren, um dann Veränderungen bewusster anzugehen. Und vor allem soll sie stark Übergewichtige dazu motivieren, nicht so schnell aufzugeben.

Avatare gegen Adipositas

Die Forscher haben in ihrem Labor 120 Kameras aufgebaut und mit einer speziellen Software verbunden. So können sie originalgetreue Avatare erstellen. Aus verschiedenen Perspektiven wird ein exaktes Abbild eines Patienten geschaffen, der sich dann als Figur im virtuellen Raum bewegen kann. Die Patienten werden dadurch mit der Realität konfrontiert und können in weiteren Schritten ihre virtuelle Figur verändern.

"Kaum einer von uns kann sich seinen eigenen Körper 20 oder 30 Jahre in der Zukunft vorstellen. Wenn wir die Zeit in der virtuellen Realität vorspulen, erhalten wir ganz neue An- und Einsichten über uns selbst und die möglichen Konsequenzen unseres Handelns." Professor Marc Erich Latoschik, Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Virtuelle Therapie ViTraS wird weiter entwickelt

Die virtuelle Technik wollen die Würzburger Forscher in ihrem Projekt ViTraS noch weiter ausbauen und weitere Anwendungen erproben. In Zukunft könnten virtuelle Gruppentherapien mit frei wählbaren Avataren auch als Therapie gegen Essstörungen eingesetzt werden. Losgelöst vom eigenen Körper, können sich Betroffene mit anderen austauschen und das als negativ erlebte und hemmende Erscheinungsbild tritt in den Hintergrund.

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Krankheiten, die Adipositas auslösen könnten.