Dicke Wolken türmen sich über einem tropischen Ozean. Im April 2023 erreichten die Oberflächentemperaturen der weltweiten Ozeane ein Rekord-Hoch.
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Die Temperatur der Meeresoberfläche steigt weltweit und heizt damit die Wetterküche weiter an.

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Meere so warm wie noch nie - und El Niño kommt erst noch

Meere so warm wie noch nie - und El Niño kommt erst noch

Noch nie waren die Meerestemperaturen weltweit so hoch wie diesen April. Das alarmiert Ozean- und Klimaforscher, denn die Meere sind unsere Wetterküche. Die steigenden Wassertemperaturen haben Folgen für die ganze Welt – und es drohen noch höhere.

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

21,1 Grad Celsius: So warm waren die Ozeane am 2. April dieses Jahres im Durchschnitt. Das ist die höchste je gemessene Oberflächentemperatur der Meere und übertrifft den bisherigen Spitzenwert aus dem Hitze-Rekord-Jahr 2016 um 0,1 Grad. Im Vergleich zum langjährigen Mittel waren die Temperaturen im April um 0,7 Grad höher. Das scheint immer noch wenig und mag aus Sicht von Landbewohnern, die gerne auch mal im Meer baden gehen, ganz angenehm klingen. Doch den Forschenden, die Klima, Wetter und Ozeane im Blick haben, wird ganz anders bei diesen Temperaturrekorden.

Steigende Meerestemperaturen im Herbst

Die US-amerikanische Wetter- und Ozeanographiebehörde (NOAA), die seit den 1980er-Jahren die Temperaturen der Meeresoberfläche aufzeichnet, hat zudem ausgerechnet in der Zeit des Jahres einen starken Anstieg festgestellt, in der normalerweise die Temperaturen der Ozeane wieder sinken: im März und April, wenn auf der Südhalbkugel der Erde, wo sich die größten Wassermassen befinden, der Herbst voranschreitet.

Grafik: Durchschnittstemperaturen der Meeresoberfläche

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Durchschnittstemperaturen der Meeresoberfläche zwischen -60° Süd und 60° Nord (alles außerhalb der Polregionen).

Auf der Internetseite von NOAA finden Sie eine interaktive Version der Grafik.

Ozeane schlucken gewaltige Mengen an Wärme-Energie

In den Zehntelgraden Temperaturanstieg verbirgt sich eine ungeheure Menge an Energie. Meere bedecken über 70 Prozent unseres Planeten, fast Dreiviertel der Oberfläche. Diese Wassermassen auch nur ein wenig zu erwärmen, dauert sehr lange.

Anders Levermann, Wissenschaftler am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), verdeutlicht, dass die aktuellen Meerestemperaturen "weit außerhalb der normalen Schwankungen" liegen: "Das ist ein monströser Effekt, den wir da gerade sehen."

Wärmere Ozeane - mehr Extremwetter-Ereignisse

Etwa 90 Prozent der bisherigen Erderwärmung durch den Klimawandel wurden von den Ozeanen geschluckt, vor allem von der Meeresoberfläche. Diese Energie treibt in den Meeren eine Wettermaschine an, die wir weltweit zu spüren bekommen: Höhere Meerestemperaturen erwärmen ihrerseits die Luftschichten über dem Meer. Es verdampft immer mehr Wasser, während die wärmeren Luftmassen immer mehr Wasser speichern können. Starkregen und Hurrikane, schwere Überschwemmungen und andere Extremwetter-Ereignisse können die Folge sein.

Wärmeres Wasser, weniger Eis, höhere Meeresspiegel

Wenn Wasser wärmer wird, dehnt es sich aus: Das Volumen nimmt zu, und damit steigt auch der Meeresspiegel. Zugleich verstärken höhere Wassertemperaturen auch die Eisschmelze an den Polen, die den Meeresspiegel weiter steigen lässt.

Je wärmer das Wasser ist, desto weniger Kohlendioxid (CO2) kann es speichern. Doch bislang haben die Weltmeere etwa ein Drittel des von uns emittierten Treibhausgases gebunden und wirken als Kohlenstoffsenke. Wenn die Ozeane weniger CO2 aufnehmen können, verstärkt das wiederum den Klimawandel.

Fische auf der Flucht - Wohl denen, die schwimmen können

Höhere Meerestemperaturen bedrohen auch Fauna und Flora der Ozeane. 21,1 Grad im globalen Durchschnitt bedeutet, dass regional regelrechte Hitzewellen im Wasser auftreten und sich tropische Gewässer auf über 30 Grad erhitzen. Im Sommer 2022 wurden auch im Mittelmeer an einigen Tagen über 30 Grad gemessen.

Korallen, aber auch andere maritime Lebewesen sind nicht für solch hohe Temperaturen geschaffen. Fische in den Meeren können ausweichen. Und das tun sie auch: Sie suchen kühlere Regionen auf, mit Folgen für ihre bisherigen Lebensräume.

Und jetzt kommt noch El Niño

Die große Sorge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist, das auf die sowieso aufgeheizten Ozeane gerade ein weiterer Hitzetreiber zukommt: Die World Meteorological Organization (WMO) warnt, dass noch in diesem Jahr eine neue El Niño-Phase beginnen könnte. Das ist eine Periode, in der warme Meeresströmungen aus der Tiefe auftauchen und die Temperaturen weiter nach oben treiben.

Kühlung in den vergangenen drei Jahren durch La Niña

Dagegen hat das Gegenstück zu El Niño, die kühlende La Niña-Phase, nach drei Jahren gerade erst geendet. Eine Kühlung, die in Zeiten von Rekordtemperaturen nur noch indirekt ausgedrückt werden kann: "Wir haben gerade die acht wärmsten Jahre seit der Wetteraufzeichnung erlebt, obwohl wir in den vergangenen drei Jahren eine Kühlung durch La Niña hatten. Die wirkte wie eine zeitweise Bremse auf den globalen Temperaturanstieg", erläutert der WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

Was eine neue El Niño-Phase für das globale Klima oder für uns in Europa bedeuten könnte, bleibt für Klimaforschende im Moment noch die große – und gefürchtete – Unbekannte: "Wir betreten klimatisch und meteorologisch unbekanntes Terrain und überschreiten Grenzen, die noch nie zuvor überschritten wurden", warnt der Meteorologe Francisco Martín Leon in einem Artikel bei Meteored.

Im Video: Die Bedeutung von kleinen Meereswirbeln fürs Klima

Mit einem Zeppelin starten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums in Geesthacht am 19.06.2016 vom Flupplatz Peenemünde (Mecklenburg-Vorpommern) zu einer Expedition zur Erforschung von Meereswirbeln.
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Der Zeppelin der Expedition "Uhrwerk Ozean"

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