Waldbrand in Gaviota, Kalifornien im Oktober 2021
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Immer Menschen sind in ihrer Existenz von Waldbränden bedroht. In rund 134 Ländern ist die akute Gefahr vor Waldbränden gestiegen.

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Lancet-Studie: Klimawandel größte Bedrohung für Gesundheit

Hitzetote, Lungenerkrankungen, Erschöpfung - die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels nehmen unvermindert zu, so eine neue Studie. Das gilt auch für Deutschland. Nur wenige Länder entwickelten dagegen Schutzstrategien, so die Experten.

Die Zahlen in "The Lancet Countdown on Health and Climate Change 2021" sprechen eine deutliche Sprache, nicht umsonst trägt die Studie der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet den Untertitel "Stufe rot für eine gesunde Zukunft". Den Ergebnissen zufolge sind mittlerweile Menschen in 134 Ländern durch Waldbrände gefährdet. 2020 waren Erwachsene über 65 Jahre an deutlich mehr Tagen gegenüber Hitzewellen exponiert als während der durchschnittlichen Referenzperiode 1986-2005. Gleichzeitig gaben nur 45 von 91 befragten Ländern im Jahr 2021 an, über einen nationalen Plan oder eine Strategie zum Thema Gesundheit und Klimawandel zu verfügen.

Die Liste der Probleme ließe sich lange fortsetzen, denn für die Studie werteten Forscher aus der ganzen Welt über 44 Indikatoren aus. Entstanden ist ein Gesamtbild, das in aller Deutlichkeit zeigt, wie groß der Handlungsdruck geworden ist, erklärt Maria Romanello vom Institute for Global Health am University College London:

"Wir müssen endlich erkennen, dass niemand vor den Auswirkungen des Klimawandels sicher ist." Maria Romanello, Hauptautorin der Studie "The Lancet Countdown on Health and Climate Change 2021"

Was das für Deutschland bedeutet, geht aus einem begleitenden Bericht mit Empfehlungen für die Politik hervor, dem Policy Brief für Deutschland. Auch in der Bundesrepublik würden die hitzebedingten Todesfälle steigen, es gebe eine Zunahme von Zoonosen, immer mehr Menschen klagten über Allergien, Erschöpfung oder Schlafmangel aufgrund von zu hohen Temperaturen, so Christian Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG).

Gesundheitswesen nicht auf Klimawandel vorbereitet

Darüber hinaus zeigt der diesjährige Bericht, an dem auch Christian Schulz mitgearbeitet hat, dass die Bundesregierung in den letzten Jahren trotz dringender Empfehlungen der Wissenschaft wenig getan hat, um das Gesundheitswesen an die neuen Belastungen anzupassen. "Wir sind nicht darauf vorbereitet", so Schulz. Dabei habe das Experten-Team dem Bund schon vor zwei Jahren geraten, flächendeckende Hitzeschutzpläne zu erarbeiten.

Zwar gebe es in diversen Kommunen vereinzelt Bemühungen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen, beispielsweise durch einen punktuellen Ausbau der Fahrradwege oder den Einsatz von Feinstaubsaugern an extrem belasteten Verkehrsadern, doch das müsse man in Relation zum Gesamtgeschehen bewerten, so Christian Schulz.

"Wenn wir in Deutschland pro Jahr 100.000 Menschen haben, die zu früh sterben, aufgrund von Feinstaubbelastung und zu schlechter Luftqualität, dann ist ein Feinstaubsauger an der Landshuter Allee in München nicht das probate Mittel um dem Problem gerecht zu werden." Christian Schulz, Facharzt für Anästhesiologie, Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V.

Experten fordern gesetzlich verankerte Schutzmaßnahmen

Neben Hitzeschutzplänen haben die Experten schon in einem Bericht von 2019 eine Reduktion des CO₂-Ausstoßes im Gesundheitswesen empfohlen. Immerhin macht dieser 5 Prozent der gesamten nationalen Treibhausgasemissionen aus. Außerdem sollte das Thema Klimawandel und Gesundheit auch in der Aus- und Fortbildung von medizinischem Personal verankert werden.

Der diesjährige Policy Brief zeigt: Die medizinische Branche ist jetzt zwar stärker sensibilisiert für das Thema, doch in der Praxis hat sich auch hier nicht viel geändert. Zum einen habe das mit den erschwerten Bedingungen durch die Pandemie zu tun, so Schulz. Zum anderen sei ein verpflichtendes Gesetz notwendig, das auch die finanziellen Mittel für die Kommunen sicherstellt. Nur so ließen sich die Schutzmaßnahmen auch umsetzen.

WHO: Aufruf zu einem "Grünen Aufschwung"

Die Umstellung auf klimafreundliche Energien, der dazu notwendige Umbau des Arbeitsmarkts, die Umstellung im Gesundheitswesen, das kostet natürlich überall Geld, nicht nur in Deutschland. Im Hinblick auf den kommenden Klimagipfel in Glasgow am 31. Oktober empfiehlt die WHO den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Covid-19 Pandemie klimafreundlich zu gestalten. Wird die Förderung fossiler Brennstoffe hingegen weiterhin so subventioniert wie bisher, sei das im Pariser Abkommen festgelegte Ziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad nicht mehr zu erreichen.

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