Kinder und Erzieherin in Kita mit Mundschutz wegen der Corona-Pandemie.
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Kommt es infolge der Pandemie bei Kindern zu Entwicklungsverzögerungen, weil Erzieherinnen Maske tragen?

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Kinderärzte: Mitunter verzögerte Sprachentwicklung durch Masken

Bei Kleinkindern führe das Maskentragen von Erziehern zu Entwicklungsstörungen bei der Sprache und beim Sozialverhalten, heißt es aus Großbritannien. Das sei nicht so eindeutig zu sagen, sagt Jakob Maske vom Berufsverband für Kinder- und Jugendärzte.

Über dieses Thema berichtet: Das Campusmagazin am .

Viele Menschen leiden unter den Einschränkungen in der Pandemie. Bei Kleinkindern wirkt sich das Maskentragen sogar negativ auf deren sprachliche und soziale Entwicklung aus, so das Ergebnis einer nicht-repräsentativen Studie aus Großbritannien, für die die britische Schulaufsichtsbehörde (Ofsted) Gespräche in 70 Bildungseinrichtungen geführt hat. Ist dies auch in Deutschland zu beobachten?

Sprechen Kinder aufgrund der Maske wirklich schlechter?

In den Befunden aus Großbritannien heißt es unter anderem, dass Kinder "einen begrenzten Wortschatz" hätten, weil ihre Betreuungspersonen Masken tragen. Dies allein auf das Masketragen zurückzuführen, sieht Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands für Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ), kritisch: "Wir sehen natürlich auch in der Praxis Kinder, die später sprechen, die schlechter sprechen." Es sei aber immer sehr schwierig, das direkt auf das Maskentragen zurückzuführen. "Aber das hat sicherlich seinen Anteil", so Maske.

Können Kinder Gesichtsausdrücke aufgrund der Maske nicht mehr richtig interpretieren?

Laut der Befragungen könnten Kinder aufgrund der Masken die Gesichtsausdrücke der Erzieherinnen und Erzieher nicht mehr richtig interpretieren. Die Gesichtsmotorik und Gesichtsmimik sei ein wichtiger Teil der Kommunikation, der im Moment für diese Kinder natürlich verloren gehe, bestätigt auch Maske. Aber Kinder merkten sehr wohl - auch, wenn man eine Maske trage - "wenn man sie anlächelt oder wenn man ihnen wohlgesonnen gegenübertritt".

Beeinflussen Masken die Kinder emotional - und was kann das für Folgen haben?

Nach den britischen Erkenntnissen habe das Maskentragen auch Auswirkungen auf das Selbstvertrauen der Kinder. Sie seien im Umgang mit anderen ängstlicher und weniger belastbar, weil sie nicht an andere Gesichter gewöhnt seien. Für Kinderarzt Maske gilt auch hier: Manche Kinder könnten das Maskentragen ganz gut akzeptieren. Bei anderen, die sehr stark von der Mimik des Gegenübers abhängig seien, gebe es unter Umständen in der gesamten Entwicklung, wie auch in der Sprachentwicklung, Rückschritte. Oder die Entwicklung laufe nicht so schnell, wie sie sonst laufen würde. "Und das ist etwas, was wir natürlich genau beobachten müssen", erklärt Maske. Das sei allerdings schwierig, weil es dafür "natürlich sehr, sehr viele Einflussfaktoren gibt."

Welche Folgen hat die Pandemie auf die motorische Entwicklung der Kinder?

Laut der nicht-repräsentativen Studie aus Großbritannien hätten Kinder infolge der Pandemie Schwierigkeiten in der motorischen Entwicklung. So hätten manche von ihnen später angefangen zu krabbeln und zu gehen und täten sich mit alltäglichen Bewegungen wie dem Mantelausziehen schwerer.

"Ja, das haben wir auch tatsächlich in Deutschland beobachtet. Wir sehen durchaus in unseren Vorsorgen Kinder, die sich schlechter bewegen", sagt Maske. Er plädiert deshalb dafür, gerade Eltern, die ihr Kind zu Hause nicht entsprechend fördern können, Hilfe für eine Betreuung außerhalb der Familie anzubieten.

Was hatte der Wegfall der Schuleingangsuntersuchungen bei Kindern aufgrund der Pandemie für Folgen?

Die sogenannte Schuleingangsuntersuchung "ist eine Untersuchung, die wichtig ist, um auch mal Kinder herauszufiltern, die vielleicht noch nicht schulreif sind", sagt Kinderarzt Jakob Maske. Das sei aber in den letzten Jahren nicht passiert, kritisiert der Mediziner. Das habe in der Schule zu einer Menge Problemen geführt. "Manche Kinder mussten zurückgestuft werden. Das ist etwas, was wir tatsächlich auch in den letzten ein, zwei Jahren beobachtet haben", erklärt der Kinder- und Jugendarzt. Insofern sei es laut Maske "sehr wichtig, dass diese Schuleingangsuntersuchung auch regelhaft weiter durchgeführt werde."

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