Herbstblues: Frau in Bett schaut ins graue Wetter
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Herbstblues: Frau in Bett schaut ins graue Wetter

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Herbstblues: Bestimmt das Wetter unsere Stimmung?

Sie sind träge, müde und lustlos? Und vor der Tür ist es grau und nieselt vor sich hin – ja da weiß man doch, woher die eigene Gemütslage herkommt: Das Wetter ist schuld, oder?

Über dieses Thema berichtet: Radiowissen am .

Eine "intime Grundbeziehung" zwischen Mensch und Wetter sieht Peter Walschburger, Biopsychologe und emeritierter Professor der Freien Universität Berlin. "Wir sind eng mit dem Wetter verbunden", sagt er. Einzelstudien, die den Einfluss des Wetters auf den Menschen untersuchen, kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Biometeorologische Untersuchungen

Allgemeine Schlüsse zu treffen, ist aber kaum möglich. Peter Walschburger beschäftigt die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Wetter und psychischer Verfassung der Menschen schon lange. Seiner Meinung nach sind die sogenannten biometeorologischen Untersuchungen, bei denen Wetterfaktoren wie Luftdruck, Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit, Wärme und Kälte in eine korrelative Beziehung zu psychischen Faktoren gesetzt wurden, "nicht gut gelungen".

Wetter und Mensch: komplexe Systeme

Einer der Gründe dafür ist, dass das Wetter ein sehr komplexes Gefüge ist. Ein Beispiel: Eine Temperatur von 25 Grad Celsius empfinden viele Menschen als angenehm. Kommen aber hohe Luftfeuchtigkeit und Windstille hinzu, können sich 25 °C aber auch als unangenehm schwül-warm anfühlen. Und natürlich ist nicht nur das Wetter komplex, sondern auch das Leben, der Alltag und die Lebenssituation jedes Menschen, von denen abhängig er empfindlicher oder weniger empfindlich für Wettereinflüsse sein kann.

Sonne und Helligkeit wirken sicher

Dennoch lassen sich ein paar allgemeine Aussagen zum Einfluss des Wetters auf die Stimmung des Menschen treffen: So hat vor allem die Helligkeit großen Einfluss auf uns. Strahlt das Sonnenlicht, schüttet unser Körper das Glückshormon Serotonin aus. Gebildet wird es in unserem Gehirn in der Zirbeldrüse. Dort wirkt es vor allem auf das limbische System, das wiederum für die Regulierung unserer Stimmung zuständig ist. Depressive Menschen leiden oft an einem Serotoninmangel. Der Botenstoff unterstützt Vitalität und Lebensfreude und wird vermehrt ausgeschüttet, wenn die Sonne scheint und es natürlich hell ist.

Bei Dunkelheit wird Melatonin produziert

Nachts wird aus dem Glückshormon in der Zirbeldrüse das Schlafhormon Melatonin gebildet. Melatonin wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und macht uns müde. Wenn es im Herbst länger grau und dunkel ist, schütten wir auch mehr Melatonin aus. Licht hält dagegen die Produktion des Schlafhormons im Zaum. Zu viel Melatonin lässt den Serotoninspiegel sinken und damit oft auch die gute Laune. Ein Stimmungstief ist die Folge.

Zudem wirken diese zwei Hormone auch auf andere hormonelle Systeme und Lebensfunktionen. "Von da aus kriegt unsere gesamte innere Betriebsorganisation eben modulierende Impulse – alle unsere Hormonsysteme, also auch das Sexualhormonsystem und auch das vegetative Nervensystem", so Peter Walschburger.

Tag-Nacht-Rhythmus gestört

Eigentlich ist der Mensch ein rhythmisches Wesen, das den regelmäßigen Wechsel von Licht und Dunkelheit braucht. Doch statt zu genießen, wenn es draußen 10.000 mal heller ist als innen, sitzen wir tagsüber oft in geschlossenen Räumen. Nachts bräuchten wir dann eigentlich Dunkelheit, damit das schlafanstoßende Melatonin möglichst seine Wirkung tun kann und wir einen erholsamen Schlaf finden können.

Im Traum könnten konflikthafte Erfahrungen verarbeitet werden, aber eben nur, wenn wir ungestört schlafen können. Doch wir gehen erst spät ins Bett, daddeln auf unserem Handy oder Laptop oder schlafen vor dem Fernseher ein.

Frühling bringt positive Gefühle

In den Frühlings- und Sommermonaten sind die Menschen im Durchschnitt tatsächlich besser gelaunt und ihre Stimmung ist dank des Lichts "aufgehellt", sie werden – ist die Frühjahrsmüdigkeit erst einmal überwunden – vitaler und es machen sich "Frühlingsgefühle" breit. Dabei kommen unserem Organismus auch die Temperaturen von 20 bis 30 Grad Celsius entgegen. Sie seien für viele eine "Wohlfühltemperatur", so Walschberger.