Mehrere defekte und alte Elektronikprodukte wie etwa Drucker, Staubsauger und Fernseher die allgemein als Elektroschrott bezeichnet werden liegen in einem Container des Wertstoffhof Kleincotta bei Pirna.
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Jedes Jahr fällt auch in Deutschland mehr Elektroschrott an. Die Sammelquote bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück.

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E-Waste Day: Immer mehr Elektroschrott – Sammelquote mau

Jedes Jahr fällt auch in Deutschland mehr Elektroschrott an. Die Sammelquote bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück. Neue Rückgabemöglichkeiten für alte Elektrogeräte sollen für Schub sorgen.

Ob ein ausgelatschter Turnschuh mit blinkender Sohle, ein altes Solar-Panel vom Dach oder eine leere Patrone aus dem Tintenstrahldrucker: Alles zählt mittlerweile zu Elektroschrott. Die Zahl an alten, ausrangierten oder ungenutzten Elektrogeräten nimmt stetig zu und zwar weltweit. Laut Schätzungen wird die Masse des jährlich anfallenden Elektroschrotts im Jahr 2021 an die 60 Millionen Tonnen erreichen. Zusammengenommen wiegen die alten Kühlschränke, Monitore und Handys mehr als die Chinesische Mauer, rechnet das Brüsseler "Waste of Electrical and Electronic Equipment" (WEEE) vor.

Auch in Deutschland sorgt jeder Bürger jährlich für ein bisschen mehr Elektroschrott. Zuletzt waren es laut Statistischem Bundesamt 10,3 Kilo pro Kopf (2018). Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Aber am Trend nach oben dürfte sich kaum etwas ändern.

Sammelziele werden verfehlt

Dass immer mehr neue Elektrogeräte in Umlauf kommen, ist eine Sache. Dass Problem ist der Rücklauf der alten. "Denn es werden viel zu wenig eingesammelt. 44 Prozent! Das ist nur die Hälfte dessen, was tatsächlich auch mit rausgegeben wird. Das liegt daran, dass wir keine verbindlichen Sammelziele für Hersteller im Elektrogesetz haben", sagt Barbara Metz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Tatsächlich sollte das Elektrogesetz (ElektroG) dafür sorgen, dass die Sammelquoten der EU erfüllt werden. Die schon für 2019 geforderte Sammelquote von 65% dürfte Deutschland deutlich verfehlen.

Vor allem die kommunalen Sammelstellen wie Wertstoffhöfe waren bisher die bevorzugte Anlaufstelle zur kostenlosen Abgabe von defekten oder nicht mehr genutzten Elektrogeräten. Seit Juli 2016 sind auch größere Einzel- oder Online-Händler gesetzlich verpflichtet, elektrische und elektronische Altgeräte zurücknehmen. Allerdings bislang erst ab einer Verkaufsfläche von mehr als 400 Quadratmetern, was für den Verbraucher oft schwer einzuschätzen war, vor allem bei Online-Händlern.

Rücknahme im Handel nimmt zu

Dennoch gibt es erste Anzeichnen, dass das Angebot auch verstärkt genutzt wird. "Seitdem der Einzelhandel zur Rücknahme verpflichtet ist, werden immer mehr Elektroaltgeräte gesammelt. Im Jahr 2020 kam sogar das Doppelte an alten Elektrogeräten zurück als noch 2019", sagt Christopher Stolzenberg, Sprecher des Bundesumweltministeriums (BUM) in Berlin. Insgesamt 200.000 Tonnen, vor allem Großgeräte.

Die Zahlen kommen von der Stiftung Elektroaltgeräte-Register "ear" in Nürnberg, sie dient den Herstellern als Koordinierungsstelle. Hier müssen sich alle Hersteller registrieren, bevor sie Elektro- und Elektronikgeräte verkaufen. "Die Steigerung in diesem Bereich führen wir insbesondere auf die 1:1-Rücknahme zurück, wo der Verbraucher ein Neugerät im Handel kauft und ein entsprechendes Altgerät zurückgeben kann. Das ist eine Rückgabemöglichkeit, die einfach mittlerweile eingeschwungen funktioniert, bekannt ist und die entsprechend auch durch den Handel natürlich beworben wird", sagt ear-Vorstand Alexander Goldberg.

Rückgabe bald auch im Supermarkt

Ab 2022 können Verbraucher vor allem alte Kleingeräte, wie Toaster oder Taschenlampen, auch in Supermärkten zurückgeben. Also nur in solchen, die auch selbst elektrische Geräte in Umlauf bringen. Ob die Verbraucher auch ein neues Produkt kaufen, ist dabei nur bei Großgeräten von Belang.

Ob das die Sammelquote signifikant erhöht, ist eine andere Frage. Barbara Metz von der DUH findet die Gesetzesinitiative aber gut: "Viel häufiger als zum Wertstoffhof, fahren die Leute in den Supermarkt, in den Baumarkt oder in den Möbelmarkt. Dass die großen Sammelmengen über diesen Handel noch nicht reingekommen sind, liegt schlicht und ergreifend daran, dass der Handel sich jahrelang massiv dagegen gewehrt hat."

Pilotprojekt in Thüringen: Geld für Reparatur

Genauso wichtig wäre es aber, defekte oder ausrangierte Geräte wieder flott zu machen. Mit dem Recycling von Elektroschrott – egal um welches Gerät es sich handelt – lässt sich derzeit kein Geld verdienen. Zudem lohnt sich die Reparatur von Kleingeräten lohnt sich für den Verbraucher oft nicht.

Einen sehr erfolgreichen Test hat das Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz, zusammen mit der Verbraucherzentrale Thüringen gestartet. Ab Mitte Juni konnten Thüringer einen Zuschuss für die Reparatur von defekten Elektrogeräten beantragt werden. Die Hälfte der Rechnung wurde beglichen, bis maximal 100 Euro. Damit sollen vor allem Kleingeräte davor bewahrt werden, als Elektroschrott auf dem Wertstoffhof zu landen, weil sich hier eine Reparatur – außerhalb der Garantieleistungen – für die Verbraucher meist nicht lohnt. Die bereit gestellten Mittel in Höhe von 150.000 Euro wurden innerhalb kürzester Zeit abgerufen. Eigentlich sollte das Projekt bis Ende 2022 laufen.

Wir selbst verkürzen oft die Nutzungsdauer

Das Elektrogeräte zu Schrott werden, obwohl sie noch gar nicht Schrott sind, dafür sorgen wir Verbraucher natürlich auch selbst. Vermeintlich "alte" Geräte werden durch neue, modernere Modelle ersetzt. Besonders deutlich wird das bei den Fernsehern. Die Röhrenfernseher liefen in den deutschen Haushalten – im Durchschnitt – etwa zehn bis zwölf Jahre. Modernere Flachbildschirme werden schon nach etwa fünf bis sechs Jahren ausgetauscht. Auch wenn sie noch tadellos funktionieren.

Für Smartphones und andere Unterhaltungselektronik gilt ähnliches: Bei gut 70 Prozent der Verbraucher überlebt ein Mobiltelefon nicht das vierte Jahr – auch wenn es noch funktioniert. "Psychische Obsoleszenz" nennen das die Experten, wenn ein neues Modell her muss, weil wir uns sonst technisch abgehängt oder von vorgestern sehen.

  • Zum Artikel "Politik will tauschbare Akkus - Samsung warnt vor dicken Handys"

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