Kohleverstromung führt zu erhöhten Treibhausgas-Emissionen
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Kohleverstromung führt zu erhöhten Treibhausgas-Emissionen

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Deutschland verfehlt Klimaziel für 2021

Im vergangenen Jahr wurden 4,5 Prozent mehr Treibhausgase in Deutschland ausgestoßen, so das Umweltbundesamt. Das hebt die Reduzierung während Corona im Jahr 2020 fast zur Hälfte wieder auf. Der Ausweg liegt im Ausbau regenerativer Energien.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Den größten Anteil bei den Treibhausemissionen macht die Energiewirtschaft aus, gefolgt von Industrie, Gebäuden und Verkehr. "Unsere Zahlen zeigen deutlich, dass die Ziele der Bundesregierung schnellstens angegangen werden müssen", sagt der Präsident des Umweltbundesamtes Dirk Messner: "Wir müssen schnell mehr Sonnen- und Windenergieanlagen bauen. Das hilft auch gegen unsere Energieabhängigkeit von Russland."

Die Energiewirtschaft erzeugt das meiste Treibhausgas

Der Energiesektor weist im Jahr 2021 in Deutschland ein Plus von 27 Millionen Tonnen Treibhausgasen aus. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die Nachfrage nach Strom ist gestiegen. Also muss mehr Strom erzeugt werden. Das passiert in Deutschland mit Hilfe erneuerbarer Energien, Gas und Kohle. "Besonders deutlich stiegen die Emissionen aus der Stein- und Braunkohlenverstromung aufgrund des erhöhten Kohleeinsatzes", so das Umweltbundesamt.

Flaute beim Wind ruft Kohle auf den Plan

Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sank 2021 vor allem aufgrund schlechter Windverhältnisse um sieben Prozent. Außerdem ist der Gaspreis auch im vergangenen Jahr schon gestiegen. Beide Faktoren führten dazu, dass mehr Kohle zur Stromerzeugung genutzt wurde. "Wir haben voriges Jahr 17 Prozent mehr Stein- und Braunkohle verbrannt", sagt Karen Pittel vom ifo Zentrum für Energie, Klima und Ressourcen in München. Die Kohleverbrennung führe schließlich zu steigenden Emissionen: "Bei Solar- und Windenergie muss mit größerem Tempo als bisher ausgebaut werden. Die schwankende Einspeisung durch erneuerbare Energien wollte man mit Erdgas überbrücken, weil Erdgas so flexibel einsetzbar ist und weniger Emissionen verursacht als Kohle. Aber bei den steigenden Gaspreisen geht das Konzept nicht mehr auf."

Weniger Emissionen bei Gebäuden möglich

Privathäuser, aber auch Industriebtriebe, sollten mit Fernwärme oder Wärmepumpen betrieben werden. "Wenn wir auf Strom umstellen und dieser Strom wird immer grüner, dann ist das eine gute Option", so Karen Pittel. Der Energieverbrauch von Gebäuden würde sinken, wenn sie gut gedämmt wären. Das sollte bei Sanierungen noch stärker beachtet werden.

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Treibhausgasemissionen in Deutschland im Verlauf seit 2010

Lkw verursachen die meisten Emissionen beim Verkehr

Im Verkehrssektor macht der Straßenverkehr - allen voran der Straßengüterverkehr - 97 Prozent der Emissionen aus. Nur drei Prozent werden von Flug-, Schienen- und Schiffsverkehr verursacht. Karen Pittel: "Man denkt immer an die bösen Flieger, aber der nationale Flugverkehr macht aktuell weniger als ein Prozent der Verkehrsemissionen aus. Es sind vor allem Lkw und Pkw. Deshalb muss man auf Elektromobilität umsteigen."

Tempolimit bringt nur kurzfristigen Effekt

Wer auf der Autobahn langsamer fährt, braucht weniger Sprit. Ein Tempolimit 120 könnte deshalb sinnvoll sein, hat aber keine längerfristigen Vorteile: "Solche Maßnahmen haben einen kleinen Einmal-Effekt, aber wir brauchen größere Umstrukturierungen, also den schnellen Umstieg von Verbrennern auf Elektromobilität", fordert Karen Pittel. Nur so könne man dem Klimawandel entgegenarbeiten: "Für die Elektromobilität bräuchte es noch einen besseren Ausbau der Infrastruktur. Aber auch weitere Anreize können helfen, da sollte man kreativ sein. Andere Ländern haben zum Beispiel eine Spur für Elektroautos auf den Autobahnen."

Batterien und Wasserstoff als Energiespeicher

Wenn der Einsatz erneuerbarer Energien steigt, wird auch der Strom Schritt für Schritt grüner. Bis jetzt braucht man noch Möglichkeiten, Dellen auszugleichen, wenn Sonnenergie oder Wind zeitweise fehlen. Vorübergehend kann dafür noch Erdgas herangezogen werden.

"Möglich ist auch, Energie in Batterien zu speichern, wenn im Sommer sehr viel Solarenergie oder im Winter sehr viel Windenergie entsteht", so Karen Pittel. Außerdem kann Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten werden. Dann dient Wasserstoff als Energiespeicher, der bei Bedarf zum Einsatz kommt.

Energiesparen als wichtigstes Instrument

Damit erst gar keine Energielücke entsteht und man nicht auf Kohle zurückgreifen muss, ist es sinnvoll, Energie so gut wie möglich einzusparen. In der Industrie etwa lassen sich Abläufe noch schlanker und sparsamer organisieren. Auch jeder Einzelne kann seine Energiebilanz verbessern und Treibhausgase einsparen. Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes: "Hier kann jede und jeder einzelne etwas tun, was auch dem Klima hilft: Etwas weniger heizen, das Auto öfter mal stehen lassen oder, wenn es doch notwendig ist, langsamer fahren."

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