Das Dengue-Virus wird von der asiatischen Tigermücke übertragen.
Bildrechte: BR

Asiatische Tigermücke bringt Dengue-Fieber nach Europa

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Mehr Dengue-Fieber in Bayern: Wie hoch ist die Infektionsgefahr?

Die Infektionszahlen mit Dengue steigen, auch in Bayern. Aber der Kontakt mit dem Dengue-Virus findet nicht bei uns statt, sondern auf Fernreisen. Doch das Virus rückt näher und ist inzwischen in Europa angekommen. Was Sie über Dengue wissen sollten.

Über dieses Thema berichtet: Notizen aus aller Welt am .

Keine Sorge: Nach wie vor können Sie sich in Bayern nicht mit Dengue infizieren, auch wenn die Asiatische Tigermücke bereits bei uns ist. Aber bis heute gibt es keinen einzigen Fall einer Dengue-Infektion, die in Deutschland übertragen worden wäre. Gleichwohl steigt auch bei uns die Anzahl an Menschen mit Dengue-Fieber. Schon 91 Infektionen in Bayern wurden dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) (externer Link) in diesem Jahr gemeldet. In den vergangenen Jahren - vor Corona - waren es zwischen 150 bis 270 Fälle von Dengue-Fieber pro Jahr.

Doch die Infektionen selbst finden nach wie vor woanders statt: Die Betroffenen sind auf Reisen mit dem Dengue-Virus in Kontakt gekommen. Weil aber die Anzahl an Fernreisen längst wieder auf Vor-Corona-Niveau ist, steigt auch die Zahl Dengue-Infizierter an. Und sie ist sogar höher als vor der Corona-Pandemie. Kein Wunder, denn außerhalb Europas wütet Dengue derzeit, insbesondere in Südamerika.

Dengue-Epidemie in Brasilien und anderen Ländern Südamerikas

In Brasilien gibt es seit Anfang 2024 schon über drei Millionen Infektionen mit dem Dengue-Virus. Mehr als tausend Personen sind dort in diesem Jahr schon am Dengue-Fieber verstorben. Es ist der bislang schwerste Dengue-Ausbruch in dem Land. Eine weitere halbe Million Dengue-Fälle werden aus Argentinien, Paraguay und Peru gemeldet.

Insgesamt seien die Zahlen dreimal so hoch wie im gleichen Zeitraum vor einem Jahr, das ebenfalls schon ein Rekord-Jahr im Bezug auf Dengue war, erläutert die Panamerikanische Gesundheitsorganisation PAHO. El Niño und der Klimawandel begünstigen die Verbreitung der infizierenden Mücken.

Tigermücke breitet sich auch in Europa aus

Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt (externer Link), dass sich das Dengue-Virus auch in Europa weiter ausbreiten könnte. Dabei kommen Stechmücken, die das Dengue-Virus übertragen können, eben normalerweise nur in tropischen und subtropischen Regionen vor: Asien, Südamerika und Afrika.

Der Klimawandel bereitet nun aber auch den Boden für die Überträger von Dengue in Europa: Allmählich wird es bei uns warm genug für Asiatische Tigermücken und Gelbfiebermücken. Auch in Deutschland werden sie beobachtet, verbreiten aber noch kein Dengue. Im Süden Europas ändert sich das aber gerade.

Dengue-Fieber vom Gardasee

Im Sommer 2023 gab es in der Lombardei in Italien, darunter in Gemeinden am Gardasee, erstmals einen Ausbruch des Dengue-Fiebers. Dabei haben sich die betroffenen Personen nicht auf einer Fernreise infiziert, sondern der Erreger sei "lokal erworben" worden, schreibt das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in seinem Bericht (externer Link). Die Patienten hatten sich also in Italien mit dem tropischen Virus infiziert. Auch in Spanien und Frankreich traten erstmals lokale Übertragungen des Dengue-Virus auf.

Audio: Dengue-Fieber vom Gardasee

Die Asiatische Tigermücke überträgt das Denguefieber auch in Mitteleuropa. Durch konsequente Maßnahmen kann man sich vor ihr schützen.
Bildrechte: Christophe Geyres, abaca, picture alliance
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Die Asiatische Tigermücke überträgt das Denguefieber auch in Mitteleuropa. Durch konsequente Maßnahmen kann man sich vor ihr schützen.

Asiatische Tigermücke und Gelbfiebermücke übertragen Dengue

In Mitteleuropa überträgt hauptsächlich die Asiatische Tigermücke das Dengue-Virus. Durch den Klimawandel und die damit einhergehende Erwärmung findet sie hier inzwischen immer bessere Lebensbedingungen. Auch die Gelbfiebermücke, die ebenfalls Dengue-Fieber verbreitet, tritt in kleinen Populationen in Südeuropa auf.

"Was wir sehen am Gardasee, ist eine Konsequenz von dem, was sich in den vergangenen Jahren durch den Klimawandel an Risikopotenzial aufgebaut hat. Wir haben die Tigermücken. Die breiten sich aus", kommentierte der Tropenmediziner Prof. August Stich vom Klinikum Würzburg Mitte im Sommer 2023. Eingeschleppt wurden sie vermutlich durch den Handel mit Altreifen aus Südostasien, in denen die Eier abgelegt waren. Die Mücken sind im Mittelmeerraum geschlüpft und haben sich bis nach Deutschland ausgebreitet.

Audio: So bekämpft Singapur die Dengue-Mücken

Eine Mücke saugt Blut auf menschlicher Haut.
Bildrechte: stock.adobe.com
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Weltweit wird der Asiatischen Tigermücke der Kampf angesagt. Zusammen mit der Gelbfiebermücke verbreitet sie Dengue-Fieber.

Wie gefährlich Dengue-Fieber ist: Schwere Verläufe sind selten

Für die meisten Infizierten ist das Dengue-Fieber eine harmlose Erkrankung mit wenigen oder gar keinen Symptomen. Es erkrankt auch nicht jeder mit dem Virus Infizierte am Dengue-Fieber. Aber die Krankheit kann auch sehr unangenehm und anstrengend für einen Patienten werden, mit starken Kopf- und Gliederschmerzen und hohem Fieber und einer geröteten Haut. Die Schmerzen können sehr stark sein, sodass das Dengue-Fieber auch als "Knochenbrecherkrankheit" bezeichnet wird.

Dengue ist heilbar, das Immunsystem unseres Körpers bekämpft die Viren erfolgreich: In der Regel ist das Dengue-Fieber nach einer Woche vorbei. "Schwere Verläufe sind ganz selten. Tödliche Verläufe hier in Europa sind eine absolute Rarität", sagt Stich. Medikamente gezielt gegen Dengue gibt es bislang nicht. Aber eine ganze Reihe bewährter Mittel bieten Linderung bei den Symptomen. Weiter unten finden Sie dazu konkrete Tipps.

Gibt es eine Impfung gegen Dengue?

Impfstoffe gegen das Dengue-Virus sind schwer herzustellen, weil vier verschiedene Subtypen des Virus im Umlauf sind und jeweils eine spezifische Impfung erforderlich machen, erklärt der Forscher Sebastian Ulbert vom Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) in Leipzig in einem Interview mit dem MDR (externer Link). Zudem birgt die Impfung die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufes, wenn der oder die Geimpfte sich mit einem anderen Subtyp des Dengue-Fiebers infiziert.

Neue Impfstoffe versuchen, gegen alle vier Varianten des Dengue-Virus zugleich zu wirken. Seit Februar 2022 gibt es den Impfstoff Qdenga, der seit März 2023 auch in Deutschland zugelassen ist. Qdenga wird im Abstand von drei Monaten zweimal verimpft. Noch gibt es keine Erfahrungen zu sehr seltenen Nebenwirkungen, dazu ist Qdenga zu kurz auf dem Markt und noch zu wenig eingesetzt.

Für wen die Impfung gegen Dengue-Fieber empfohlen wird

Empfohlen ist der Impfstoff von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nur für Fernreisende, die in ein Hochrisikogebiet für Dengue reisen wollen und schon einmal eine Dengue-Infektion hatten. Zugelassen ist diese Dengue-Impfung für Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab vier Jahren.

Für Personen, die noch nie mit Dengue infiziert waren, gibt die STIKO keine Impfempfehlung, da nach einer Erstinfektion die Erkrankung am Dengue-Fieber in der Regel sehr mild verläuft. Das Risiko für schwere Verläufe sei erst bei einer Zweitinfektion deutlich erhöht, könne aber auch bei einer Impfung nicht ausgeschlossen werden.

Zahlen müssen Sie eine Impfung gegen das Dengue-Fieber allerdings meist selbst. Nur für Personen, die berufsbedingt in Dengue-Gebiete reisen oder mit dem Dengue-Virus zu tun haben, ist die Dengue-Impfung inzwischen auch Kassenleistung. Manche Krankenkassen zahlen die Impfung auch dann, wenn man aus privaten Gründen in Hochrisikogebiete reist und schon einmal mit Dengue infiziert war.

Reise nach Südeuropa: So schützen Sie sich am besten vor Dengue

Wer nach Italien, Spanien oder Frankreich möchte, braucht keine Impfung. Auch wenn dort kleine Populationen der übertragenden Mücken leben, handelt es sich nicht um Hochrisikogebiete für Dengue.

Der Schutz vor dem Dengue-Fieber ist auch anders möglich. Während Gelbfiebermücken vor allem in der Dämmerung unterwegs sind, sind die aggressiven und hartnäckigen Asiatischen Tigermücken eher am Nachmittag unterwegs.

"Aber die pralle Sonne mögen sie nicht. Sie sind oft im Schatten von Gebäuden oder zum Beispiel auch unter dem Tisch. Oder wenn man sich im Schatten auf eine Bank setzt, dann sind sie oft darunter und kommen dann vor", sagt Tropenmediziner Stich und empfiehlt deshalb: Tagsüber sollte man unbedingt die Haut mit Mückenschutzmitteln, sogenannten Repellentien, eincremen oder einsprühen. Zusätzlich am besten langärmelige Kleidung beziehungsweise lange Hosen tragen. "Je mehr Hautoberfläche ich den Mücken biete, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich gestochen werde." Da die Stechmücken tagaktiv sind, ist ein Moskitonetz nachts über dem Bett unwirksam.

Die Asiatische Tigermücke legt ihre Eier in Kleinstgewässer. Das können Eimer, Blumentöpfe, Weihwasserbehälter oder Regentonnen sein, in denen sich Wasser gesammelt hat und die nicht abgedeckt sind. Am besten danach suchen, die möglichen Quellen abdecken und sich davon fernhalten.

Dengue: Kein wirksames Medikament, aber Mittel zur Linderung

Es gibt kein wirksames Medikament, das gegen das Dengue-Virus wirkt. Gegen die Symptome, das Fieber und die Schmerzen, können aber schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente genommen werden, zum Beispiel Ibuprofen oder Paracetamol. Dazu sollte man sehr viel trinken. In der Regel ist dann die Erkrankung in ein paar Tagen überstanden. Danach ist der Körper aber noch angestrengt und geschwächt. Dann sollte man sich am besten einige Tage Zeit nehmen, um sich zu erholen.

Ganz wichtig ist aber: Keine Mittel nehmen, das den Wirkstoff Acetylsalicylsäure enthält, also zum Beispiel Aspirin. Denn dieser Wirkstoff verdünnt das Blut. Da das Dengue-Fieber aber mit Blutungskomplikationen einhergehen kann, ist diese Therapie nicht geeignet und kann gefährlich sein.

Symptome bei Dengue: Ausschlag, Fieber, Kopfschmerzen

Die seltenen schweren Verläufe des Dengue-Fiebers teilen sich in zwei Krankheitsphasen auf. Nach den ersten typischen Symptomen geht es den Patienten kurzzeitig besser, dann aber schnell extrem schlechter.

Üblicherweise bekommen Menschen, die einen heftigeren Verlauf des Dengue-Fiebers haben, eine rote Haut mit einem masernähnlichen Ausschlag. Drückt man mit der Hand darauf, bleibt einige Sekunden ein weißer Abdruck sichtbar. Es gibt auch kleine Haut-Einblutungen. Dazu Fieber, starke Kopfschmerzen – aber keine Erkältungssymptome wie Husten, Schnupfen oder Halsweh. "Wenn die Patienten so schwer krank sind, dass sie sogar viel zu schwach zum Trinken sind und ihnen alles weh tut, dann müssen sie ins Krankenhaus", sagt Tropenmediziner August Stich.

Bildrechte: Colourbox.com
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Das Dengue-Fieber geht einher mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und einem maserähnlichen, roten Hautausschlag.

Dieser Artikel ist erstmals am 06.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!