Weibliche Hand gibt PIN am Geldautomat ein.
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Auf den Tasten des Geldautomaten können Krankheitserreger lauern. Gegen diese hilft aber schon Händewaschen.

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Coronavirus: Ansteckungsgefahr an Oberflächen ist gering

Türklinken, Einkaufswagen und Bankautomaten berühren viele verschiedene Menschen mit ihren Händen. Deshalb können sie Ursprung einer Kontaktinfektion sein. Beim Coronavirus spielt dieser Ansteckungsweg jedoch keine große Rolle.

Die meisten Menschen infizieren sich mit dem Coronavirus SARS-CoV-2, indem sie virushaltige Partikel einatmen. Diese entstehen beim Atmen, Husten, Sprechen, Singen und Niesen. Größere Partikel werden Tröpfchen, kleinere Partikel Aerosole genannt. Viren können aber auch durch Berührung übertragen werden, zum Beispiel beim Händeschütteln oder beim Herunterdrücken einer Türklinke. Diese Kontaktinfektion (auch Schmierinfektion genannt) spielt zum Beispiel bei Durchfallerkrankungen eine wichtige Rolle und auch bei den Viren, die Bindehautentzündung, Windpocken, Herpes und ganz ordinären Schnupfen verursachen. Beim Coronavirus ist die Infektionsgefahr an Oberflächen hingegen relativ gering. Das Bundesamt für Risikobewertung kennt keine Belege für eine Übertragung des Virus und eine nachfolgende Infektion durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen.

Philip Häusser vor Hand, die Türklinke desinfiziert
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Kann ich mich an Türklinken mit dem Coronavirus infizieren?

Experimente im Labor rufen Zweifel an Infektiosität hervor

In der Frühphase der Pandemie im Frühjahr war noch unklar, auf welche Weise sich das neuartige Coronavirus ausbreitet. Schon damals gab es erste Studien, wie lange das Virus auf welchen Oberflächen überlebt. US-Forscher konnten infektiöse Viren auf Kupfer nach bis zu vier Stunden nachweisen, auf Pappe nach bis zu 24 Stunden und auf Plastik und rostfreiem Stahl nach bis zu drei Tagen. Doch schon damals wurde in Frage gestellt, ob diese Messungen eine Bedeutung für die Ansteckungswahrscheinlichkeit von Coronaviren über Alltagsgegenstände haben, unter anderem von den Virologen Hendrik Streeck und Christian Drosten. Viel wichtiger als das Oberflächenmaterial sei etwa, ob sich die Viren in einem großen oder einem kleinen Tröpfchen befinden und wie lange es dauert, bis dieses austrocknet. SARS-CoV-2 ist nämlich ein sogenanntes behülltes Virus, das keine Trockenheit verträgt.

Coronavirus hält 28 Tage durch - bei Idealbedingungen

Im Oktober 2020 erschien eine Studie australischer Forscher, laut der das Coronavirus 28 Tage lang auf glatten Oberflächen wie Glas von Smartphone-Displays und Geldscheinen überleben könne. Doch auch diese Ergebnisse kamen unter Laborbedingungen zustande, die im Alltag nicht anzutreffen sind. Die Experimente fanden im Dunklen statt, da UV-Licht das Virus inaktiv macht. Auch andere Umwelteinflüsse wie Wind oder Temperaturwechsel fehlten. Zudem wurde in der Studie mit einer sehr großen Virusmenge gearbeitet, die außerhalb des Labors kaum anzutreffen ist. Das wirkt sich auch darauf aus, wie lange man infektiöse Viren nachweisen kann. „Wenn Sie da eine niedrigere Konzentration eingesetzt hätten in dem Versuch, dann wäre diese Zeit kürzer gewesen“, sagte die Virologin Sandra Ciesek von Uniklinik Frankfurt im Coronavirus-Update (Folge 61 vom 20.10.2020) zu diesem Experiment und fügte hinzu:

"Was kann man so für sich als Privatperson mitnehmen? Dass natürlich Händewaschen mit Seife weiter sinnvoll ist. Je kälter es wird, umso wichtiger wird das. Und eine größere Rolle spielen kann bei verschiedenen Krankheitserregern. Dass ist aber jetzt kein Hauptproblem bei dieser Übertragung. Andere Übertragungswege sind häufiger und wichtiger bei diesem Virus." Sandra Ciesek, Direktorin des Instituts für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt

Händewaschen hilft fast immer gegen Infektionen

Nach dem Einkaufen oder einer U-Bahn-Fahrt sollte man sich gründlich die Hände waschen. Das hilft nicht nur gegen Coronaviren, sondern auch gegen viele andere Krankheitserreger. Außerdem sollte man vermeiden, sich mit den Händen ins Gesicht zu fassen und so möglicherweise Krankheitserreger in die Nähe von Mund, Nase und Augen zu transportieren, die Eintrittspforten für das Virus sind. Handdesinfektionsmittel wirken nicht besser als Wasser und Seife gegen Krankheitserreger, zum Teil sogar schlechter. Man kann aber zu ihnen greifen, wenn es gerade keine Gelegenheit zum Händewaschen gibt.

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