Modell Corona-Virus, darunter Würfel mit Buchstaben "Pirola"
Bildrechte: picture alliance / CHROMORANGE | Christian Ohde

Die Variante Pirola unterscheidet sich in vielen Mutationen des Spike-Proteins von den anderen derzeit dominierenden Varianten.

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Corona-Variante Pirola: Ansteckender, aber nicht gefährlicher

Ende August wurde die neuen Corona-Variante BA2.86 "Pirola" erstmals in Deutschland nachgewiesen. Zahlreiche Mutationen unterscheiden sie von bisher kursierenden Varianten. Gefährlicher ist sie deswegen aber anscheinend nicht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Erst vor Kurzem wurde die Corona-Variante BA.2.86, auch Pirola genannt, erstmals in Deutschland nachgewiesen. Sie stammt jedoch von einem alten Bekannten ab, der Omikron-Sublinie BA.2. Diese breitete sich Anfang 2022 aus, war aber nach wenigen Monaten schon wieder verdrängt.

Pirola weist im Vergleich zu ihrem Vorfahr BA.2 mehr als 30 Mutationen im Spike-Protein auf. So deutlich unterscheidet sich Pirola auch von der Variante XBB 1.5, auf welche die aktualisierten Covid-19-Impfstoffe von Biontech und Moderna gerichtet sind.

Unterschied so groß wie bei Varianten Delta und Omikron

Die große Zahl an Mutationen löste bei Experten erhöhte Aufmerksamkeit aus, denn sie ist vergleichbar mit den Unterschieden zwischen Omikron und der Variante Delta, die bis Ende 2021 dominierte. Danach breitete sich Anfang 2022 rasch die Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland aus. Auch danach hat sich das Virus, wie erwartet, immer wieder verändert und neue Untervarianten ausgebildet. Meistens unterscheiden nur wenige Mutationen eine Untervariante von der anderen, manchmal ist es nur eine einzige. Bei Pirola ist die Zahl der Mutationen jedoch ungewöhnlich hoch.

Erstmals nachgewiesen wurde Pirola im Juli in Dänemark. Wenig später wurde sie auch in anderen Ländern entdeckt, etwa in Israel, Südafrika, Großbritannien, der Schweiz und den USA. In Deutschland war der erste Nachweis Ende August. Ebenfalls im August stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO Pirola als "Variante unter Beobachtung" ein. Das ist allerdings die unterste von drei Warnstufen. Darüber stehen die "Varianten von Interesse", zum Beispiel die derzeit in Deutschland vorherrschende Variante Eris (EG.5) , und "besorgniserregende Varianten", zu denen die WHO derzeit keine zählt.

In den Wochen Ende August und Anfang lag der Anteil von Pirola unter den derzeit zirkulierenden Varianten zwischen ein und zwei Prozent. Die entsprechenden Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) sind jedoch nur von begrenzter Aussagekraft, da nur selten getestet und bei wenigen Proben das Erbgut der Viren sequenziert wird.

Verändertes Virus kann Immunsystem entkommen

Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat wegen der Vielzahl an Mutationen darauf hingewiesen, dass Pirola möglicherweise eher in der Lage ist, Menschen zu infizieren, obwohl sie bereits an Covid-19 erkrankt waren und/oder dagegen geimpft sind. Das Immunsystem erkennt einen veränderten Krankheitserreger oft nicht so gut wie jene, mit denen es bereits Kontakt hatte. Eine derartige Immunfluchtvariante kann dann der Reaktion der Abwehrkräfte teilweise entkommen.

Trotz der zahlreichen Veränderungen ist Pirola aber trotzdem eine Unterform des Coronavirus SARS-CoV-2. Das bedeutet, vorangegangene Impfungen und Infektionen haben das Immunsystem bereits trainiert. Antikörper und T-Zellen reagieren auch auf andere Merkmale des Virus, nicht nur das mutierte Spike-Protein. Eine Auffrischungsimpfung mit den aktuellen Impfstoffen stärkt den Immunschutz nochmals, besonders gegen die Omikron-Variante und ihre Sublinien.

Symptome wie bisher bei Omikron-Infektion

Dass Pirola eine von vielen Omikron-Varianten ist, zeigen auch die Symptome, die sie verursacht. Die typischen Krankheitszeichen sind die gleichen wie bisher bei einer Omikron-Infektion, nämlich eine laufende Nase, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Niesen und Halsweh. Antigen-Tests zum Selbertesten sprechen auch auf die Variante Pirola an, schreibt unter anderem das CDC. Sie reagieren meist auf andere Bestandteile des Virus als auf das Spike-Protein. Allerdings schlagen sie nach wie vor nur bei hoher Viruslast an und liefern daher keine sicheren Ergebnisse.

Die Sorge, Pirola könnte gefährlicher als andere derzeit kursierende Varianten sein, scheint unbegründet. Offenbar verursachen die zahlreichen Mutationen keinen heftigeren Krankheitsverlauf bei Covid-19. Das gilt übrigens auch für die derzeit in Deutschland dominierenden Variante Eris. Die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München sagte BR24 über die beiden Varianten: "Gefährlicher als die bisherigen Varianten sind sie zum Glück nicht, aber ansteckender, zumindest die Eris-Variante". Bei der Pirola-Variante, die stärker verändert sei und bei der man erst ein wenig Sorge gehabt habe, könne man jetzt relativ entspannt sein, denn sie scheine sogar weniger ansteckend zu sein.

Infektionen vermeiden - nicht nur mit dem Coronavirus

Wegen der Variante Pirola speziell besteht also derzeit kein Anlass zur Beunruhigung. Das Coronavirus ist aber trotzdem weiterhin kein vermeintlich harmloses Schnupfenvirus. Eine Infektion kann nach wie vor zu einem schweren Verlauf von Covid-19 führen, gerade bei jenen, die zu einer Risikogruppe gehören. Daher sollte man nach Möglichkeit vermeiden, sich selbst anzustecken oder andere zu infizieren.

Das bedeutet: Bei Erkältungssymptomen daheim bleiben und persönliche Kontakte möglichst reduzieren. Das verhindert nicht nur die Weitergabe des Coronavirus SARS-CoV-2 in seinen Untervarianten, sondern auch von Grippeviren und anderen Krankheitserregern.

Dieser Artikel ist erstmals am 29.09.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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