Chinesische und Deutsche Studenten in Würzburg
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Chinesische und Deutsche Studenten

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Chancen und Risiken: China-Kompetenzzentrum der Uni Würzburg

Ähnlich wie beim heiß diskutierten Einkauf in den Hamburger Hafen möchte China auch in der Forschung seinen Einfluss ausweiten. Ein China-Kompetenzzentrum an der Universität Würzburg soll den Austausch voranbringen - aber auch Risiken abschätzen.

Über dieses Thema berichtet: Campus Magazin am .

Am Mittwochabend wurde in Würzburg das China-Kompetenzzentrum offiziell eröffnet. Die neue Anlaufstelle ist dem Institut für Sinologie an der Universität Würzburg zugeordnet und hat zum Ziel, Wissen zu bündeln, Partnerschaften mit chinesischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen zu organisieren und kritisch zu begleiten. "Wir wollen nach innen beraten und vor möglichen Risiken warnen - aber auch nach außen darstellen, welche sinnvolle Zusammenarbeit es gibt", sagt Sinologie-Professor Björn Alpermann. Dabei helfe es, dass die Mitarbeiter des Zentrums chinesische Forschungsarbeiten im Original lesen könnten und nicht auf möglicherweise für die westliche Öffentlichkeit veränderte Übersetzungen angewiesen seien.

Ex-Botschafter erinnert an tiefgreifende Veränderungen

Gastredner des Abends war Volker Stanzel. Der Sinologe und ehemalige deutsche Botschafter in China (2004 bis 2007) und auch in Japan (2009 bis 2013) zog Bilanz über 50 Jahre deutsch-chinesische Beziehungen. Am 11. Oktober 1972 nahm die Bundesrepublik Deutschland erstmals diplomatische Beziehungen zu China auf. Dadurch habe sich ein Fenster geöffnet, bilanziert der ehemalige Botschafter. Er erinnerte an die tiefgreifenden Veränderungen, die das Land seit Maos Kulturrevolution durchgemacht hat. Den wirtschaftlichen Aufschwung des asiatischen Landes, der bis heute anhält, hätte damals wohl niemand für möglich gehalten.

Grundlage: Macht der Kommunistischen Partei

Mit dem Aufstieg des derzeitigen Machthabers Xi Jinping habe sich die Beziehung noch einmal grundlegend geändert, sagt der Asienexperte. Grundlage aller seiner Entscheidungen sei es, die Macht der kommunistischen Partei zu halten und zu vergrößern. Wenn Olaf Scholz in der kommenden Woche China besuche, treffe er auf einen Staatslenker auf dem Höhepunkt seiner Macht. Gleichzeitig gebe es aber auch große Probleme im Land: Die Belastungen durch die Pandemie, die Zwickmühle Ukraine durch die Beziehungen zu Russland, die ungelöste Taiwan-Frage.

Rote Linien nicht überschreiten

Die Sinologieprofessorin Doris Fischer stellte in Frage, ob Deutschland sich seiner Interessen in China wirklich bewusst sei. Sie sieht eine Aufgabe des neuen Instituts darin, durch persönliche Begegnungen zwischen deutschen und chinesischen Wissenschaftlern gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. Chinesische Anfragen zur Zusammenarbeit, die "nicht koscher" seien, müssten aber abgelehnt werden. Auch die Würzburger Politikwissenschaftlerin Manuela Scheuermann sieht rote Linien bei der Zusammenarbeit mit China: Bei den Menschenrechten und militärischer Technologie, aber auch bei der Digitalisierung müsse der wissenschaftliche Nutzen im Zweifel gegenüber dem politischen Nachteilen zurückstehen.

Unipräsident Pauli: Militärisch nutzbare Informationen erkennen

Auch der Präsident der Würzburger Universität Paul Pauli bestätigte dem Bayerischen Rundfunk, dass das neue China-Kompetenzzentrum neue Kooperationen mit China anbahnen, aber auch die bestehende Forschungszusammenarbeit kritisch durchleuchten und reflektieren soll. Grundsätzlich gebe es in Deutschland die Wissenschaftsfreiheit. Problematisch seien aber ganz klar die Fälle, bei denen wissenschaftliche Informationen auch militärisch genutzt werden könnten.

Ministerium: China gleichzeitig Partner und strategischer Rivale

Das Bayerische Wissenschaftsministerium sieht China weiterhin als zentralen Partner. "Der Ausbau von Asien- und China-Kompetenz im Wissenschaftssystem ist wichtig für langfristig erfolgreiche, gewinnbringende, informierte und gleichzeitig wertegeleitete Kooperationen im Forschungs- und Wissenschaftsbereich. Denn zur Lösung globaler Herausforderungen etwa in den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit oder Lebenswissenschaften sind internationale wissenschaftliche Austausche und Kooperationen von zentraler Bedeutung", teilt ein Sprecher auf Anfrage des BR mit. In einigen Bereichen sei China technologisch führend und damit ein zentraler Partner. Da China aber zugleich Wettbewerber und strategischer Rivale sei, erforderten Kooperationen "unbedingt eine kompetente und kritische Begleitung".

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