Affe frisst Ratte
Bildrechte: Anna Holzner / Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig

"Südlicher Schweinsaffe", eine Makakenart in Malaysia frisst eine Ratte auf einer Palmölplantage.

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Affen fressen Ratten - und steigern Palmöl-Ertrag auf Plantagen

Eine Makaken-Art aus Südostasien ist wohl eins der meist unterschätzten Tiere: Der "Südliche Schweinsaffe" gilt als Schädling auf Palmölplantagen in Malaysia. Tatsächlich macht er aber die Palmölproduktion effektiver, indem er Ratten frisst.

Aus Schädling wird Nützling: Der "Südliche Schweinsaffe" (Macaca nemestrina) gilt auf Palmölplantagen in Malaysia als Schädling, denn er nascht gerne von den Früchten der Ölpalmen. Allerdings frisst das Tier bedeutend weniger davon als Ratten, wie nun die Bilanz eines Forscherteams aus Malaysia und Deutschland zeigt. Während die Affen weniger als 1 Prozent der Ölpalmen-Früchten futtern, fressen Ratten 10 Prozent sowohl reife als auch unreife Früchte.

Rattengift auf Palmölplantagen - teuer, unwirksam, umweltschädlich

Ratten verursachen hohe Ernteverluste auf Palmölplantagen. Pro Jahr fressen die Nagetiere allein in Malaysia eine Anbaufläche leer, die doppelt so groß ist wie Luxemburg. Häufig werden Ratten mit Gift bekämpft, den sogenannten Rodentiziden, die teuer, wenig wirksam und äußerst schädlich für die Umwelt sind.

Makaken als natürliche Schädlingsbekämpfer

Neben Rattengift werden auf Palmölplantagen auch natürliche Schädlingsbekämpfer eingesetzt. Bislang übernahmen Schleiereulen diesen Job. Doch sie jagen nur nachts. Tagsüber wird aber auch eine Waffe gegen die gefräßigen Ratten gebraucht. Die Idealbesetzung wäre der "Südliche Schweinsaffe", glaubt man dem Forscherteam. So suchen die Affen tagsüber und aktiv nach den Ratten. Sie heben auf der Suche nach den Nagetieren sogar die Palmblätter an den Stämmen der Palmen hoch. Ein Jagdverhalten, das beide der untersuchten Gruppen von "Südlichen Schweinsaffen" zeigten.

"Im Idealfall werden verschiedene Fressfeinde eingesetzt, die unterschiedliche ökologische Nischen abdecken, also entweder tag- oder nachtaktiv sind oder in verschiedenen Substraten innerhalb der Plantage jagen." Dr. Nadine Ruppert, Forscherin an der Universiti Sains Malaysia (USM) und Initiatorin des Macaca Nemestrina Projects.

Team Makake schlägt Team Schleiereule

Beide Makaken-Gruppen fraßen mehr als 3.000 Ratten im Jahr. Mit den Affen als natürlichen Schädlingsbekämpfern, die tagsüber und regelmäßig auf Beutezüge gehen, lässt sich die Zahl der Ratten auf einer Palmölplantagen um mehr als 75 Prozent reduzieren. Verrechnet man Kosten mit Nutzen steht unterm Strich bei den Makaken eine positive Bilanz. Gehen Makaken in einer Palmölplantage auf Streife, steigert sich deren Ertrag um 7 Prozent. Pro Jahr summiert sich das auf etwa 100 Euro pro Hektar. Die Studie wurde am 21. Oktober 2019 im Fachmagazin "Current Biology" veröffentlicht.

Wie Makaken die Palmölproduktion verbessern

"Na und!" könnte man jetzt sagen. Was interessiert mich das und Forscher aus Deutschland? Der Grund ist, dass Palmöl auch aus dem deutschen Alltag nicht mehr wegzudenken ist. Es steckt in verarbeiteten Nahrungsmitteln, Biokraftstoffen, Waschmitteln und Kosmetika. Weltweit werden mehr als 18 Millionen Hektar Land für die Produktion von Palmöl genutzt - rund ein Drittel davon befindet sich in Malaysia, einem der Hauptproduzenten von Palmöl. Durch die riesigen und weiterhin wachsenden Plantagen gehen große natürliche Waldbestände verloren, die wichtig für die Artenvielfalt sind und für die Regulierung des Klimas.

(Noch) kein Ersatz für Palmöl

Für Palmöl gibt es momentan noch keine befriedigende Alternative. Bisherig Ersatzstoffe wie etwa Soja, Sonnenblumen und Raps sind im Vergleich noch umweltschädlicher, weil sie mehr Anbaufläche verschlingen, da der Ertrag geringer ausfällt als bei der Palmölproduktion.

Palmöl
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Arbeiter auf einer Palmölplantage