Eigentlich sind Halbleiter sind Business, aber nun hat Infineon-Chef Jochen Hanebeck sich politisch geäußert und klar gegen rechtsextreme Tendenzen positioniert.
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Infineon-Chef Jochen Hanebeck hat sich politisch geäußert und gegen Rechtsextreme positioniert. Hier bei einer Pressekonferenz im November 2023.

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Unternehmer bewerten AfD-Erstarken zunehmend als Standortrisiko

In vielen Unternehmen und Wirtschaftsverbänden blickt man mit Sorge auf das Erstarken rechtsextremer Kräfte in Deutschland. Nicht nur aus politischen Gründen, sondern auch, weil viele die wachsende Ausländerfeindlichkeit als Standortrisiko bewerten.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft am .

Verbände, Gewerkschaften und die Bundesagentur für Arbeit sehen Ausländerfeindlichkeit zunehmend als Risiko für die deutsche Wirtschaft. Der Wirtschaftsstandort Deutschland verliere dadurch an Attraktivität – insbesondere für Fachkräfte aus dem Ausland. Nun äußern sich vermehrt auch Vorstände und CEOs zu dem Thema. Unter anderem Infineon-Chef Jochen Hanebeck.

Der Vorstandsvorsitzende des bayerischen DAX-Konzerns schrieb diese Woche im Netzwerk LinkedIn (externer Link): "Die Grundwerte unseres friedlichen Zusammenlebens sind nicht verhandelbar. Hass und Ausgrenzung dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben."

Gefahr für international ausgerichtete Wirtschaft

Grundsätzlich gefährde eine Politik der Abschottung nicht nur die Gesellschaft, sondern auch den Wohlstand Deutschlands, schrieb Hanebeck außerdem. Er argumentierte damit ähnlich wie zuletzt Siegfried Russwurm, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Dieser hatte bereits nach Bekanntwerden der Pläne einiger Rechtsaußen-Politiker und Funktionäre gesagt, Deutschland profitiere wie kaum ein anderes Land von Weltoffenheit, internationaler Zusammenarbeit, einem grenzüberschreitenden Handel und der Europäischen Union.

Das Erstarken einer politischen Partei wie der AfD, die all dies infrage stelle, sei nicht nur wirtschaftlich gefährlich, sondern auch eine Bedrohung für die Gesellschaft: "Ich will kein Land, in dem es darauf ankommt, wo deine Großeltern geboren sind, ob du in diesem Land willkommen bist oder nicht. Das können wir uns gesellschaftlich nicht leisten, jenseits aller wirtschaftlichen Überlegungen", so Russwurm weiter.

Nicht nur Sachsen als Brennpunkt

Dabei sind die Folgen des Rechtsrucks bereits zu spüren. Man habe es tendenziell schwerer, ausländische Fachkräfte zu gewinnen, heißt es aus etlichen Personalabteilungen. Auch die Bundesagentur für Arbeit hat das schon beobachtet – und zwar bundesweit. Bewerberinnen und Bewerber seien abgeschreckt davon, dass eine Partei wie die AfD weiter an Zulauf gewinnt, obwohl beispielsweise deren sächsischer Landesverband dem Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem gilt. Rechtsextremismus drohe damit zu einem ernst zu nehmenden Standortrisiko zu werden, so die Bundesagentur gegenüber dem Bayerischen Rundfunk.

Auch Infineon-Chef Hanebeck kennt dieses Problem aus erster Hand. Der Chipkonzern betreibt seinen größten deutschen Standort in Dresden, wo in den vergangenen Jahrzehnten eines der wichtigsten Zentren der globalen Halbleiter-Industrie entstanden ist. Einer Branche, die wie kaum eine andere international vernetzt ist. In der AfD-Hochburg Sachsen sind rund 70.000 Menschen direkt oder indirekt in der Halbleiter-Industrie beschäftigt. Und eigentlich möchte man dort expandieren. Aber auch hier werde es zunehmend kompliziert, Fachkräfte zu finden.

Bayerische Wirtschaftslobby: Klare Abgrenzung zur AfD

Auch Bayerns wichtigster Wirtschaftsverband, die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw), warnt schon seit Jahren vor den politischen Positionen der AfD. Diese seien unter anderem antieuropäisch. Die Wirtschaft im Freistaat aber profitiere in besonderer Weise von ihrer europäischen Vernetzung und Errungenschaften wie einer Gemeinschafts-Währung. Deshalb sei die von der AfD propagierte Rückkehr zu mehr Nationalstaat eine Gefahr für Wachstum und Wohlstand, so die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) in einer Grundsatzbroschüre.

Verbandspräsident Wolfram Hatz und Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt grenzen sich auch bei Veranstaltungen der vbw immer wieder konsequent von der Partei ab. So lädt der Verband zu seinen zahlreichen Podiumsdiskussionen grundsätzlich Vertreter aller im Bayerischen Landtag vertretenen Fraktionen ein, mit Ausnahme der AfD. Dieser wolle man keine Bühne bieten.

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