Wer in Bayern Autofahren will, muss tief in die Tasche greifen. Für einen Führerschein der Klasse B kann man aktuell mit Kosten zwischen 3.000 und 4.000 Euro rechnen.
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Wer in Bayern Autofahren will, muss tief in die Tasche greifen.

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Teure Angelegenheit: So viel kostet ein Führerschein in Bayern

Wer in Bayern Autofahren will, muss tief in die Tasche greifen. Für einen Führerschein der Klasse B kann man aktuell mit Kosten zwischen 3.000 und 4.000 Euro rechnen. Gerade in den vergangenen beiden Jahren sind die Kosten deutlich gestiegen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der Führerschein als Schlüssel zu mehr Unabhängigkeit – gerade in ländlichen Gegenden, wo Bus und Bahn immer noch nur unregelmäßig verkehren, sind viele junge Menschen auf das Auto angewiesen. Allerdings ist der Weg zur Fahrerlaubnis auch eine teure Angelegenheit.

Auch Fahrschulen spüren Inflation

Gerade in den vergangenen zwei Jahren sind die Kosten für den Führerschein deutlich gestiegen. Die Gründe dafür seien vielfältig, sagt der Sprecher des Automobilclubs von Deutschland (AvD), Herbert Engelmohr: "Vor allem die Energiepreise spielen hier eine Rolle, Kraftstoffpreise, Stromkosten, dazu steigende Leasing-Raten bei Fahrschulfahrzeugen, Mieten, allgemeine Lebenshaltungskosten. Diese Inflationsentwicklung, die insgesamt vorhanden ist, spüren natürlich auch die Fahrschulen."

Der Markt regelt den Preis

Die Fahrschulen müssen aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Kosten an den Kunden weitergeben, sagt Guido Karrasch, seit fast 20 Jahren Fahrlehrer in München. "Zu der Zeit, wo ich Fahrlehrer geworden bin, da lag der Brutto-Stundenlohn bei ungefähr elf Euro hier in München." (Anm. d. Redaktion: Gemeint ist hier eine Unterrichtsstunde von 45 Minuten.) Inzwischen aber arbeite kein Fahrlehrer mehr für unter 25 Euro für die Unterrichtsstunde. Schließlich müsse auch ein Fahrlehrer seinen Lebensunterhalt finanzieren. Der Markt regelt eben den Preis.

Kosten für den Führerschein unterscheiden sich regional

Vor diesem Hintergrund besonders interessant: Gerade, wenn es um den Führerschein geht, gibt es bundesweit gesehen enorme regionale Unterschiede, wie der regelmäßig erscheinende Moving Fahrschul-Klima-Index zeigt. Zahlt man für einen Autoführerschein in Bayern nämlich bis zu 4.000 Euro, liegt der Bundesdurchschnitt mit 2.772 Euro aktuell deutlich darunter.

Zum Vergleich: 2020 waren es noch 2.182 Euro, im Jahr 2017 1.775 Euro. "Wir haben sowohl ein Nord-Süd-Gefälle als auch ein Ost-West-Gefälle. Im Osten sind die Führerscheine noch günstiger als im westlichen Bereich von Deutschland", erklärt Fahrlehrer Karrasch. Die 17-jährige Anika aus dem Landkreis Fürth etwa hat für ihren Führerschein fast 3.500 Euro gezahlt – erheblich mehr als ein Fahranfänger in Berlin, dafür aber ein Durchschnittswert in Bayern.

Das lohnt sich: Preise bei den Fahrschulen vergleichen

Die große Preisspanne resultiert unter anderem daraus, weil Fahrschulen in Deutschland keiner Gebührenordnung unterliegen. Sie sind zwar gesetzlich verpflichtet, ihre Tarife transparent zu machen. Die Preise werden allerdings frei gestaltet und können sich eben auch von Fahrschule zu Fahrschule unterscheiden. Vergleichen lohnt sich also. Grundsätzlich setzen sich die Kosten für einen Autoführerschein im Großen und Ganzen aus folgenden Posten zusammen:

  • Anmeldegebühr (beinhaltet meistens auch Theorieunterricht und Lernmaterialien),
  • Anzahl an Fahrstunden (Übungsstunden und Sonderfahrten),
  • Prüfungsgebühren für die theoretische und praktische Prüfung.

Hinzu kommen unter anderem noch die Kosten für den Seh-Test, den Erste-Hilfe-Kurs, das Passfoto und Gebühren für den Führerscheinantrag.

Teure Leasing-Raten für Fahrschul-Autos

Immense Kostentreiber sind laut Fahrlehrer Karrasch die Leasing-Raten für die Fahrschul-Autos. Diese hätten sich in seiner Fahrschule binnen eines Jahres nahezu verdoppelt. Ein weiterer, nicht unerheblicher Kostensteigerungsfaktor sei der neue Automatik-Führerschein B197.

"Das ist eine sehr attraktive Sache für Fahrschüler, weil sie damit die Möglichkeit haben, dass sie ihre Prüfung auf einem Automatikfahrzeug machen dürfen und trotzdem hinterher berechtigt sind, Schaltwagen fahren zu dürfen", erklärt Karrasch. Das habe allerdings zur Folge, dass die Fahrschulen ihren Fahrzeugpark deutlich vergrößern müssen.

Fahrlehrer: Zu wenige und zu alt

Außerdem habe man einfach viel zu wenige Fahrlehrer, sagt Guido Karrasch: "Man muss wissen, dass das durchschnittliche Alter von Fahrlehrern inzwischen weit über 50 ist und dass leider nicht sehr viele Fahrlehrer nachkommen."

Früher sei das anders gewesen, erinnert sich Karrasch. Die meisten Fahrlehrer hätten ihre Ausbildung bei der Bundeswehr gemacht und seien im Anschluss in die freie Wirtschaft gegangen. Dort hätten sie dann entweder eine eigene Fahrschule aufgemacht oder sich als Fahrlehrer anstellen lassen. Doch nun herrscht in der Branche, wie in vielen anderen auch, Fachkräftemangel.

Fahrschulbetreiber Guido Karrasch wünscht sich, dass sich wieder mehr Menschen dafür entscheiden, Fahrlehrer zu werden: "Es ist wirklich ein sehr, sehr interessanter Beruf. Wer das momentan macht, der hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anschließend auch einen Job."

Dieser Artikel ist erstmals am 11.08.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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