Die Preise für Sprit, Heizung und Strom sind extrem gestiegen – und es ist noch kein Ende der Steigerung in Sicht. Aber nicht nur die Energiekosten machen Verbrauchern Sorgen, sondern auch teurere Lebensmittel. Für Familie Zavettieri ist das eine Herausforderung im Alltag.
Preisschock an der Supermarktkasse - so stark sind die Preise gestiegen
Denn Sandrina Zavettieri geht zur Zeit gar nicht gerne einkaufen. Jedes Mal, wenn sie für sich und ihre Familie Lebensmittel besorgt, erlebt sie den Preisschock an der Supermarkt-Kasse. "Es ist alles teurer geworden. Gerade wenn man frische Sachen kaufen will, wie Obst und Gemüse. Das merkt man schon. Für eine vierköpfige Familie wirkt sich das dann schon richtig auf den Geldbeutel aus", sagt Zavettieri.
Vergleicht man die Kosten für einen Einkauf aus dem Sommer 2020 mit dem aktuellen Preis wird klar: viele Lebensmittelpreise sind gestiegen. Nudeln vom Discounter kosten nun 35 Prozent mehr – und eine Markenbutter sogar 70 Prozent mehr.
Auch Obst und Gemüse kosten jetzt mehr
Auch Obst und Gemüse sind im Preis deutlich gestiegen, wie Didi Schweiger berichtet. Er ist mit seinem Obststand in München bekannt und bei den Kunden beliebt. Auch weil er ein Ohr für ihre Sorgen hat.
"Es gibt wirklich in München viele, die nicht so viel Geld zur Verfügung haben für Essen und Trinken. Für die ist es echt schwer. Das tut mir leid", sagt Schweiger. "Wenn ich weiß, dass meine alten Kunden, die ich schon jahrzehntelang habe, wenig Geld haben. Dann kann man da ein Auge zudrücken und es auch etwas billiger machen."
Gemüsepreis von Energiekosten beeinflusst
Es hat einen Grund, warum gerade Obst und Gemüse teurer werden, wie ein Beispiel aus dem Nürnberger Knoblauchsland zeigt. Dort baut Christian Drechsler im Gewächshaus unter anderem Tomaten und Gurken an. Ein entscheidender Kostenfaktor für ihn ist die Energie. "Aktuell sind die Gaspreise förmlich explodiert. Gerade bei unseren Gewächshäusern. Das sind intensive Energiekosten, mit denen wir zu kämpfen haben", bestätigt der Gemüsebauer. "Zum Glück haben wir hier unseren regionalen Anbieter, bei dem wir langjährige Verträge haben. Wenn wir jetzt aktuell einen neuen Vertrag abschließen müssten, wären die Preise verdreifacht."
Rund ein Viertel des Gemüse-Preises macht die Energie aus. Fast überall im Knoblauchsland wird mit Gas geheizt und das ist besonders teuer geworden. Auf den Märkten, wo sich Großabnehmer eindecken, hat sich der Preis seit Jahresbeginn fast verfünffacht.
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Darum steigen die Energiepreise so stark an
Die Ursachen seien vielschichtig, sagt Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie-und Wasserwirtschaft. Die Nachfrage nach Energie habe nach der Corona-Pandemie stark zugenommen. Die Industrie fahre wieder hoch, brauche dann Erdgas und Strom. "Des Weiteren hatten wir in einigen Regionen der Welt lange kalte Winter, dort wurde auch viel Energie nachgefragt. Die Erdgasspeicher sind deswegen leer und das verknappt das Angebot und ein knappes Angebot sorgt für hohe Preise."
Zwar kommen die Preissteigerungen noch nicht komplett bei den Verbrauchern an, aber auch die spüren schon die Auswirkungen, vor allem bei den Heizkosten. Familie Zavettieri hat vor einigen Tagen unangenehme Post vom Hausverwalter bekommen: 400 Euro Nachzahlung sind fällig. "Was mir wirklich Sorgen bereitet sind die Heizkosten. Dieser Posten ist schon enorm hoch. Das wirkt sich wieder auf die monatliche Belastung aus, die auch schon nicht ohne ist. Und dann fragt man sich schon, wie man das alles noch stemmen soll", sagt Sandrina Zavettieri.
"Familien mit niedrigen Einkommen können schnell in Schieflage geraten"
Geheizt wird in ihrer Wohnanlage mit Öl. Und das ist ebenfalls teurer geworden. Innerhalb eines Jahres um 76 Prozent. Erhebliche Mehrkosten – gerade Familien mit geringeren Einkommen geraten dadurch laut Sozialverband VdK schnell in finanzielle Schieflage.
"Bei den Familien ist es schon eng. Die zahlen einen hohen Anteil ihres Einkommens für Miete und Heizung. Wir würden uns wünschen, dass das Wohngeld, das ja eine Leistung ist, die ein bisschen das alles auffangen soll, jedes Jahr angepasst wird, dass die Steigerungen der Energiekosten vor allem über das Wohngeld aufgefangen werden." Ulrike Mascher, VdK Bayern
Familie Zavettieri versucht nun, bei Heizung und Strom zu sparen, und vor allem auf saisonales Obst und Gemüse zurückzugreifen, wie aktuell etwa Trauben, Äpfel, Lauch oder Brokkoli.
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