Symbolbild: Zwei Piloten im Cockpit eines A380
Bildrechte: picture alliance / Peter Schatz | Peter Schatz

Wenn es zu Verspätungen kommt, dann sitzen die Piloten oft länger im Cockpit, als es die Dienstzeit-Regeln vorsehen.

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Sicherheitsrisiko: Warnung vor übermüdeten Piloten

Mangel an Bodenpersonal, Flugzeugen und Besatzungen: Viele Flugpläne in Europa sind auf Kante genäht. Bei Verspätungen sitzen Piloten oft länger im Cockpit als es die Regeln für Dienstzeiten vorsehen. Ein krasser Fall wird aus Indonesien gemeldet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die deutsche Vereinigung Cockpit spricht von einem beunruhigenden Trend. Es sei inzwischen fast schon Alltag, dass Flugkapitäne per sogenanntem Kommandanten-Entscheid die maximal zulässige Dienstzeit der Crew um einige Stunden verlängern. Diese Regelung sei eigentlich als Ausnahme gedacht, werde aber in der Praxis inzwischen häufig angewandt, so Cockpit. Das sei potenziell ein Sicherheitsrisiko, so die Gewerkschaft.

Drei von vier europäische Piloten mit Sekundenschlaf

In einer Umfrage unter rund 7.000 Teilnehmern aus 31 europäischen Ländern gaben im vergangenen Sommer drei von vier Piloten an, während eines Fluges in Sekundenschlaf gefallen zu sein. Ähnlich viele beschwerten sich über zu kurze Ruhezeiten zwischen den Schichten. Deutschland schnitt in dieser Umfrage noch verhältnismäßig gut ab. Besonders häufig kritisiert wurden die Zustände in Irland, Großbritannien und Spanien, der Heimat großer Billigflieger.

Indonesien: Beide Piloten schlafen auf Linienflug ein

Glimpflich ging Ende Januar ein Vorfall aus, als bei einem Flug einer Linienmaschine in Indonesien beide Piloten eingeschlafen waren. Die Maschine der örtlichen Batik Air mit 153 Passagieren an Bord war auf dem Weg von Kendari auf der Insel Sulawesi in die Hauptstadt Jakarta, als der Kapitän seinen Co-Piloten nach dem Start bat, sich ausruhen zu dürfen. Dann sei jedoch auch der Co-Pilot eingenickt, der Vater von erst einen Monat alten Zwillingen sei, berichtete die Transportsicherheitsbehörde (KNKT).

Piloten nach Schläfchen vom Dienst suspendiert

Den Behörden zufolge gab es 28 Minuten lang keine Kommunikation mit dem Cockpit, während das Flugzeug gleichzeitig vom Kurs abgekommen sei. Dann sei der Kapitän aufgewacht und habe bemerkt, dass sein Erster Offizier ebenfalls schlief. Er nahm wieder Kontakt zum Boden auf und korrigierte die Flugroute. Batik Air teilte mit, die beiden Piloten seien als "vorbeugende Maßnahme" vorübergehend vom Dienst suspendiert worden.

Die KNKT sprach von einem "schweren Zwischenfall" und nahm diesen zum Anlass, strengere Kontrollen bei allen Flügen im Land zu fordern. Fluggesellschaften müssten regelmäßige Cockpit-Kontrollen durchführen und dafür sorgen, dass ihr Personal genügend Schlaf bekomme, hieß es in dem Bericht. 

Mit Informationen von dpa

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