Mindestlohn für Schüler im Ferienjob: Sinnvoll oder nicht?
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Bernd von Jutrczenka

Mindestlohn für Schüler im Ferienjob: Sinnvoll oder nicht?

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Mindestlohn für Schüler im Ferienjob: Sinnvoll oder nicht?

SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert will die Ausnahmen beim gesetzlichen Mindestlohn für unter 18-Jährige abschaffen – und hat damit eine Debatte angestoßen. Eine Übersicht der Argumente für und gegen den Mindestlohn für minderjährige Ferienjobber.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Am Wochenende beginnen die Schulferien in Bayern – doch nicht alle Schüler fahren in den Urlaub: Einige von ihnen verdienen sich mit einem Ferienjob Geld dazu. Für unter 18-Jährige aber gilt der Mindestlohn von zwölf Euro in der Stunde beim Ferienjob bisher nicht.

Debatte um Mindestlohn von Minderjährigen

Der SPD-Politiker Kevin Kühnert hat daher die Regierung aufgefordert, die Ausnahmeregelung abzuschaffen. Auch die Linke fordert einen Mindestlohn – für jeden. Unterstützung erhält Kühnert für seinen Vorschlag von der DGB-Jugend in Bayern. Der Chef des Hotel- und Gaststättenverbandes Mecklenburg-Vorpommern, Lars Schwarz, hingegen lehnt den Mindestlohn für minderjährige Ferienjobber ab.

BR24 stellt Argumente für und gegen einen Mindestlohn für minderjährige Ferienjobber vor:

Pro Mindestlohn: Gleiche Arbeit, gleiches Geld

Egal ob Zeitungen austragen, Spargel stechen oder im Biergarten bedienen: Minderjährige Schülerinnen und Schüler leisten mit Ferienjobs wertvolle Arbeit. Dass sie aufgrund ihres Alters keinen Mindestlohn erhalten, ist ungerecht, wie das Beispiel Zeitungsaustragen verdeutlicht: Ein 18-jähriger Schüler erhält dafür den Mindestlohn. Ein 17-jähriger Schüler hingegen nicht – obwohl beide dieselbe Arbeit leisten. Das ist Altersdiskriminierung.

Außerdem wurde der Mindestlohn eingeführt, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vor unangemessen niedrigen Löhnen zu schützen – mit einer unmissverständlichen Lohnuntergrenze von zwölf Euro in der Stunde. Mit Ausnahmen vom Mindestlohn – wie bei unter 18-jährigen Ferienjobbern – verfehlt der Mindestlohn aber sein Ziel und seinen Namen.

Gerade die aktuelle Situation macht deutlich, wie händeringend viele Branchen nach Personal suchen – minderjährige Ferienjobber könnten zumindest zeitweise helfen. Ihre Arbeit sollte dann aber auch allen zwölf Euro in der Stunde wert sein. Damit könnte gerade auch jungen Menschen vermittelt werden, dass es sich lohnt, arbeiten zu gehen. Und dass es sich lohnt, weiterzulernen – um später, nach der Schule, einmal mehr als den Mindestlohn zu verdienen.

Im Audio: Pro Mindestlohn für Schüler (von Sarah Beham)

Pro Mindestlohn: Gleiche Arbeit, gleiches Geld.
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Soeren Stache
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Pro Mindestlohn: Gleiche Arbeit, gleiches Geld.

Contra Mindestlohn: Lieber weniger Geld als gar keinen Job

Es klingt plausibel: Warum sollte ein 16-Jähriger weniger für die Arbeit bekommen als ein 20-Jähriger? Doch diese Argumentation hat mehrere Schwächen.

Erstens ist zu fragen, ob es sich wirklich um die gleiche Arbeit handelt. Jugendliche, die Ferienjobs ausüben, haben dafür in der Regel keine besondere Qualifikation – egal, ob es um das Zeitungsaustragen oder das Stapeln von Getränkekisten geht. Lohnunterschiede sind daher gerechtfertigt. Und Schüler, die in einem bestimmten Job viel Erfahrung gesammelt haben, werden mit der Zeit auch mehr bekommen als Schüler, die einen solchen Job zum ersten Mal machen.

Zweitens: Dem Schülerlohn stehen Kosten für die Arbeitgeber gegenüber, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Niemandem wäre geholfen, wenn es die Jobs aus Kostengründen nicht mehr gäbe – weder den Unternehmen (zum Beispiel Anzeigenblättern, die auf das Austragen durch Jugendliche angewiesen sind), noch den Schülern selbst.

Die Ausnahmen vom Mindestlohngesetz für Jugendliche sind daher nicht willkürlich: Es geht darum, Schülern solche Jobs – ebenso wie Praktika – weiterhin zu ermöglichen. Sie können dadurch auch die Arbeitswelt kennenlernen. Im besten Fall sammeln sie sogar Anregungen für eine Ausbildung und können Betriebe auf sich aufmerksam machen. Das sollte man ihnen nicht verwehren, auch nicht durch zu hohe Löhne, so angenehm die sind.

Im Audio: Contra Mindestlohn (von Hans-Joachim Vieweger)

Contra Mindestlohn: Lieber weniger Geld als gar keinen Job
Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Silvia Marks
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Contra Mindestlohn: Lieber weniger Geld als gar keinen Job

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!