Helmut Fischer
Bildrechte: BR24/Daniel Peter

Helmut Fischer hat Jahrzehnte lang für Puma gearbeitet und in dieser Zeit zahlreiche Schätze sammeln können.

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"Mein Leben": Puma feiert 75-jähriges Jubiläum

Der Herzogenauracher Sportartikelhersteller Puma feiert Jubiläum. Helmut Fischer verkörpert das Unternehmen wie kaum ein Zweiter. Zum 75. Geburtstag von Puma erinnert sich der langjährige Mitarbeiter zurück.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Heute vor 75 Jahren, am 1. Juni 1948, nahm die "Sportschuhfabrik Rudolf Dassler (Ruda)" in Herzogenaurach ihre Arbeit auf. Vorausgegangen war der legendäre Bruderstreit zwischen Adolf (Adi) und Rudolf Dassler, die dort bereits 1924 die "Gebrüder Dassler Schuhfabrik" gemeinsam gegründet hatten. Das Brüderpaar war viele Jahre erfolgreich, ehe sie sich zerstritten und getrennte Wege gingen. Adi Dassler gründete daraufhin "Adidas" und Rudolf "Puma". Einer, der die Geschichte von Puma besonders gut kennt, ist Helmut Fischer. Er ist seit 45 Jahren in verschiedenen Funktionen für das Unternehmen tätig und verwaltet heute das Archiv, in dem zahlreiche Schätze zu bewundern sind.

Start mit 14 Angestellten

Mit gerade mal 14 Mitarbeitenden sei Rudolf Dassler aus der Fabrik, die er mit seinem Bruder "Adi" betrieben hatte, in ein anderes Gebäude aus Familienbesitz umgezogen, nachdem sich das Brüderpaar zerstritten hatte, erzählt Helmut Fischer. Es sei ein Neubeginn gewesen und ein Wagnis, denn damals war längst nicht klar, ob das neugegründete Unternehmen überhaupt Erfolg haben würde. Die Namensänderung zu "Puma Schuhfabrik Rudolf Dassler" erfolgte wenige Monate nach der Neugründung, erzählt der 74-Jährige. Rudolf Dassler wollte mit der Namensänderung seinen Schuhen ein gutes Image geben. Die Sportler sollten das Gefühl haben, die Eigenschaften eines Raubtiers, dem Puma, übermittelt zu bekommen, erzählt Fischer.

Diego Maradona, Boris Becker, Serena Williams

Auf der gläsernen Brücke, die die Gebäude in der Zentrale in Herzogenaurach über die Straße hinweg verbindet, lagern einige Schätze aus der Firmenhistorie, geschützt durch Vitrinen. An den Seiten sind auf Plakaten große Sportstars zu sehen – Boris Becker, Serena Williams oder Lothar Matthäus. Helmut Fischer gibt hier regelmäßig Führungen für die Mitarbeitenden, ab und zu auch für Menschen außerhalb des Puma-Kosmos.

Schätze aus dem Puma-Archiv

Auch wenn diese kleine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden des Sportartikelherstellers entstanden ist, ist es zum großen Teil die Welt von Helmut Fischer. Hier lagern wahre Schätze, die er gesammelt hat. Besonders stolz ist er auf einen Schuh, in weißem Leder mit blauen Streifen und einem roten Akzent an der Sohle, mit dem Leichtathlet Armin Hary im Jahr 1960 im 100-Meter-Wettkampf Gold bei Olympia in Rom gewonnen hat. Er sei der letzte Deutsche gewesen, dem dies in dieser Disziplin gelungen war. Helmut Fischer hatte dies als Kind miterlebt und wollte selbst mal Olympiasieger werden. Dass hat er zwar nicht geschafft, dafür ist es ihm 20 Jahre nach dem Erfolg von Hary gelungen, diesen kennenzulernen und den Originalschuh zu ergattern.

Helmut Fischer war ab 1. Februar 1978 angestellt, viele Jahre arbeitete er als Werbe- und Marketingleiter für das Unternehmen. Er selbst kannte noch den Gründer Rudolf Dassler. In seiner Berufslaufbahn lernte Fischer zahlreiche Größen des Sports kennen, neben Diego Maradona, Usain Bolt und Pelé auch Michael Schuhmacher. Zu Berti Vogts, Lothar Matthäus und Boris Becker hat er noch regelmäßig Kontakt.

Schuhe von Boris Becker "gestohlen"

Auch die Schuhe und die Tennisschläger von Boris Beckers ersten großen Erfolgen bei Wimbledon 1985 und 1986 sind in den Vitrinen zu bestaunen. Man habe Boris Becker unter Vertrag genommen, da sei dieser noch völlig unbekannt gewesen. Das änderte sich mit den Erfolgen schlagartig, erzählt Helmut Fischer. Nach seinen Siegen in Wimbledon habe er die Schuhe danach einfach mitgenommen, "also gestohlen", sagt Fischer und grinst dabei. Erst kürzlich sei Boris Becker vorbeigekommen und habe ihm gesagt: "Mensch Helmut, ich bin froh, dass du das Ganze aufgehoben hast."

Selbstschnürende Schuhe oder welche, die die Fettverbrennung messen können – all diese Innovationen hat es in 75 Jahren bei Puma gegeben, sagt Helmut Fischer. Für ihn sei das Unternehmen sein Leben, erzählt er. Im Vordergrund müsse immer stehen, dass die Produkte auf Augenhöhe mit der Konkurrenz stünden und dass sei der Fall, davon ist er überzeugt. Somit sei es möglich, in vielen Bereichen eigene Akzente zu setzen. Man sei auf dem richtigen Weg zur besten Sportmarke der Welt, daran glaube er, sagt Fischer.

Digitalisierung des Archivs

Der 74-Jährige hat über die vielen Jahren fast 8.000 Schuhe gesammeltt, erzählt er. Ein großer Teil davon lagert im Keller in der Firmenzentrale. Sein großes Ziel ist es, diese bis zu seinem 80. Geburtstag zu digitalisieren, damit jeder Mitarbeitende die Möglichkeit hat, sich diese anzuschauen und vielleicht davon inspirieren zu lassen für neue Produkte.

Gerade will sich Fischer verabschieden, da kommt ein junger Kollege vorbei und reicht ihm einen Schuhkarton. Darin befindet sich ein Exemplar signiert vom Schachweltmeister Magnus Carlsen, der Schuh stammt aus einer Sonderserie. Helmut Fischer grinst und nimmt den Schuhkarton entgegen. Dieser landet nun auch in seinem Archiv, das dafür sorgt, dass die Geschichte des Sportartikelherstellers auch nach 75 Jahren noch lebendig erscheint.

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