Zwei Frauen beim Spaziergang durch einen Park.
Bildrechte: BR24/Gisela Staiger

Donna Kiddie (li.) mit Fallmanagerin Sylvia Kandl vom Jobcenter Nürnberg-Stadt. Mit Kandls Unterstützung hat die 57-Jährige eine Stelle gefunden.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Langzeitarbeitslos: Mit Hilfe vom Jobcenter in ein neues Leben

Wer länger als ein Jahr keinen Job hat, gilt als langzeitarbeitslos. Das betrifft knapp 900.000 Menschen in Deutschland. Die Bundesagentur für Arbeit will sie wieder in Arbeit bringen. Bei Donna Kiddie hat das geklappt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Donna Kiddie sitzt ein letztes Mal im Computerraum des Bildungsträgers bfz Nürnberg. Die 57-jährige Frau hat hier eine mehrmonatige Maßnahme mit dem Titel "Fit in die Zukunft" besucht. Gerade bringt sie mit dem Dozenten noch ihren Lebenslauf in Form. Donna Kiddie ist seit zehn Jahren arbeitslos.

Fallmanagerin unterstützt Betroffene

Das Nürnberger "Gusto Café" ist eine gemeinsame Einrichtung des bfz und des Jobcenters. Hier können langzeitarbeitslose Menschen den Wiedereinstieg in das Erwerbsleben ausprobieren. Fallmanagerin Sylvia Kandl vom Jobcenter Nürnberg-Stadt nutzt die zwanglose Atmosphäre des Cafés, um sich mit Donna Kiddie auszutauschen und um zu hören, wie es ihr geht. "Ach, mir geht's super", sagt die 57-Jährige und strahlt. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, sie in diese Maßnahme zu schicken. Sie habe gelernt, was ihre Stärken sind und sei richtig aufgeblüht. Seit fünf Jahren betreut Fallmanagerin Kandl Donna Kiddie.

Betroffene haben "Rucksack voller Probleme"

Am Anfang, berichtet Fallmanagerin Sylvia Kandl, gehe es allen Betroffenen ähnlich. Sie schleppten einen Rucksack voller Probleme mit sich herum. "Sie glauben, Sie können überhaupt nichts mehr erreichen", sagt Kandl. Das sei ja auch kein Wunder, sie könnten ja überhaupt nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Sie säßen zuhause, manche trauten sich nicht einmal mehr, aus dem Haus zu gehen, so die Fallmanagerin weiter. Ihre Aufgabe bestehe zunächst darin, das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, für sie da zu sein.

Sobald klar ist, welche Probleme als erstes aus dem Weg geräumt werden müssen, leite sie die entsprechenden Maßnahmen ein. Dazu gehöre auch, gegebenenfalls eine intensive Alltagsbetreuung zu organisieren. Das bedeutet: Sogenannte Coaches, also externe Sozialmanager, kümmern sich vier Stunden in der Woche um einen Langzeitarbeitslosen. Die Kosten übernehmen die Jobcenter.

Neue Perspektive für Betroffene

Wer Donna Kiddie heute erlebt, denkt nicht, dass sie schon so lange arbeitslos ist. Sylvia Kandl vom Jobcenter habe ihr wieder Perspektiven eröffnet, sagt die Frau mit Tränen in den Augen.

"Ich bin ihr auch furchtbar dankbar, dass sie nicht aufgegeben hat. Sie hat mir immer das Gefühl gegeben, dass sie an mich glaubt. Ich hatte das sehr wenig in meinem Leben und ja, ich würde sie schon fast als Freundin bezeichnen." Donna Kiddie

Sechs Jahre und länger arbeitslos

In Deutschland gibt es laut Bundesagentur für Arbeit 140.000 Menschen, die so wie Donna Kiddie sechs Jahre und länger arbeitslos sind. Damit auch sie die Chance auf einen regulären Arbeitsplatz haben, zahlen die Jobcenter Arbeitgebern, die sie einstellen, fünf Jahre lang hohe finanzielle Zuschüsse. In den ersten beiden Jahren werden die Lohnkosten zu 100 Prozent übernommen. Danach nimmt der Zuschuss jährlich um zehn Prozent ab. Auch Fortbildungen werden vom Jobcenter finanziert. Zudem hat der Beschäftigte Anspruch auf Betreuung am Arbeitsplatz oder bei der Organisation seines Alltags.

Jobcenter half auch bei Kliniksuche

Bei einem gemeinsamen Spaziergang erinnern sich Donna Kiddie und Fallmanagerin Sylvia Kandl an den Anfang ihrer Zusammenarbeit. Donna Kiddie hat länger in den USA gelebt, ein College besucht, spricht fließend Englisch. In Deutschland hatte sie zehn Jahre lang eine Arbeitsstelle bei einem Paketdienstleister, auch als Teamleiterin. Gravierende familiäre Probleme und eine Schmerzkrankheit führten in die Langzeitarbeitslosigkeit. Fallmanagerin Kandl befürwortete damals eine intensive Alltagsbetreuung für Donna Kiddie, also vier Stunden pro Woche. "Die haben auch aktiv mitgeholfen, mir eine Klinik zu suchen, wo es mir dann auch wirklich besserging. Ich war sehr gut aufgehoben", sagt sie im Rückblick.

Erfolg: Donna Kiddie hat einen neuen Job

Durch tägliche Übungen und eine Ernährungsumstellung hat es Donna Kiddie geschafft, schmerzfrei zu werden. Jetzt kann sie bei einem ambulanten Pflegedienst in der Verwaltung durchstarten. Darüber freut sich Fallmanagerin Sylvia Kandl ganz besonders. "Sie hat so viel an Selbstvertrauen wieder dazugewonnen, dass sie selbst erkennt, wer sie ist und was sie kann." Genau das will die hochmotivierte Frau jetzt unter Beweis stellen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!